Auszug aus dem Protokoll der Betriebskommission der Buchdruckerei „Ostschweiz AG St.Gallen“:
- Die Kommission des kathol. Arbeitervereins Kronbühl-Wittenbach wendet sich mit Eingabe vom 2. Januar gegen die mit Neujahr in Kraft getretene Preiserhöhung des Abonnements der Ostschweiz, bemerkend, dass infolge der Teuerung viele Abonnenten gezwungen seien, die Zeitung abzubestellen. Es wird gewünscht, die Ostschweiz entweder zum alten Preise weiter zu senden oder in Kronbühl eine Ablage zu errichten, wie dies das Tagblatt & der Stadtanzeiger mit zweimaliger Blattausgabe auch haben. Nach einlässlich gepflogener Diskussion wird und muss an der vom Verleger-Verband verfügten Abonnementserhöhung von fr. 1.20 ct. festgehalten werden. Hinsichtlich Errichtung einer Ablage in Kronbühl ergibt sich aus dem Abonnenten-Verzeichnis eine zu kleine Zahl von Abonnenten, welche durch die Ablage bedient werden könnten, da die Grosszahl in so weiter Entfernung liegen, um aus einer Ablage keinen Vorteil zu ziehen. Sodann muss in Betracht gezogen werden, dass das [freisinnig ausgerichtete] Tagblatt und wahrscheinlich auch der Stadtanzeiger einen grösseren Abonnentenbestand in Kronbühl und Umgebung aufzuweisen haben, als die [katholische] Ostschweiz und letztere in Hauptsachen mit sogen. Arbeiter-Abonnements mit reduziertem Preise zu rechnen hat, was die übrigen Blätter nicht besitzen. Die Errichtung einer Ablage in Kronbühl ist deshalb finanziell undurchführbar und mit weitern Schwi[e]rigkeiten verbunden, welche in letzter Sitzung vom 29. Dezember bereits schon zum Ausdrucke gekommen sind. Die Gründe der absoluten Unmöglichkeit zur Entsprechung der verschiedenen Begehren vom kathol. Arbeiter-Verein Kronbühl werden dem heute anwesenden Zentralpräsidenten Kantonsrat Jos. Scherrer vordemonstriert. Demselben erscheinen unsere Motive begreiflich und findet sich bereit, in seinen Kreisen aufklärend zu wirken und dahin zu tendieren, dass an das erhöhte Abonnements gekommen wird. Herr[n] Scherrer leuchtet auch ein, in welch fataler Lage sich die Ostschweiz-Gesellschaft gegenüber der Solidarität des schweiz. Verlegerverbandes in Bezug der unerlaubten Abgabe von Arbeiter-Abonnements [sic] zu reduzierten Preisen befindet. Derselbe glaubt, einen Ausweg zu finden darin, dass inskünftig die billigeren Abonnements an die Mitglieder offiziell abgeschafft werden sollen, wogegen seitens der Ostschweiz an die betreffende Vereinskassa eine jährliche Aversale bezahlt werde, die den Charakter einer freiwilligen Beitragsleistung trägt. Dadurch würden indirekt nur wirklich Bedürftige an einem billigern Abonnements partizipieren und alle übrigen bisherigen Bezüger von Arbeiter-Abonnements, die vermöge ihrer Stellung & finanziellen Verhältnisse überhaupt keinen Anspruch auf Vergünstigung hatten, sondern bisher unter einem gewissen Deckmantel an der Wohltat mitpartizipierten, ausgeschaltet.
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Nachbemerkung: „Die Ostschweiz» war die Nachfolgerin der Zeitung «Neues Tagblatt aus der östlichen Schweiz». Sie erschien von 1874-1997 (Jg. 1 bis Jg. 124).
In das Protokollbuch eingeklebt ist eine Broschüre mit dem Titel Erinnerungs-Blätter zum 25jährigen Bestande der Aktien-Gesellschaft Buchdruckerei „Ostschweiz“ St.Gallen / Dem Tit. Verwaltungsrate gewidmet von / G. Moosberger aus dem Jahr 1915. Auf Seite 15 ist die Rotationsmaschine abgebildet, auf welcher die Zeitung seit 1912 hergestellt wurde.
Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, Wy 088