Briefkopf Gebrüder Bühler in Uzwil, 1914

Donnerstag, 24. Februar 1916 – Vermischte Meldungen: Sturm-schäden, Arbeitsunfall, Brot-preiserhöhung und Lawinen im Oberland

Unter dem Titel Kleine St.Galler Chronik veröffentlichte die Rorschacher Zeitung folgende Nachrichten:

Der Vorstand des Verbandes st.gallischer Konsumvereine hat beschlossen, auf den 12. März eine Delegiertenversammlung nach St.Gallen einzuberufen. Neben den statutarischen Geschäften bildet das Steuer-Nachtragsgesetz, nach welchem eine weitere Belastung der erwiesenermassen schon abnormal hoch besteuerten Konsumvereine beabsichtigt ist. – Der letzte Woche tobende Sturmwind hat in Degersheim mehr Schaden angerichtet, als man anfänglich glaubte. Manchenorts wurden Scheiben eingedrückt, Dächer und Kamine beschädigt, ja sogar Gäden umgeworfen. Hauptsächlich wütete der Sturm auf den Höhen, dass es unheimlich war. – Wiederum ereignet sich in der Maschinenfabrik Gebr. Bühler in Uzwil ein schwerer Unglücksfall, indem einem Familienvater, Hrn. Gubler von Niederuzwil, an einer Steinpressmaschine die rechte Hand abgedrückt wurde. Schaurig war es anzusehen, wie Fetzen Fleisch herunter hingen. Dem Verunglückten musste im Gemeindekrankenhaus in Uzwil, wohin der derselbe sofort verbracht wurde, die verletzte Hand ganz amputiert werden. – An den Folgen einer sehr schweren Kropfoperation starb Frau Kantonsrat Grauer-Frey in Degersheim.

Laut Mitteilung des Bäckermeistervereins der Stadt St.Gallen wird mit heute eine Brotpreiserhöhung von 4 Rp. per Kilo (für den Fünfpfünder 8 Rp. Aufschlag) eintreten. – Die Schulgenossen von Rufi-Rütiberg, Schänis, wählten letzten Sonntag den Herrn Maynberger, von Wollerau, welcher bald zwei Jahre an dieser Schule als Kandidat zur besten Zufriedenheit wirkte und die Prüfung gut bestanden hatte, definitiv zu ihrem Lehrer. – Gewaltige Schneemassen lagern im Oberland und gelangten teilweise zum Absturz. Auf der Strassenstrecke Vadura-Vättis wurde eine Brücke von einer Lawine weggerissen und der Postverkehr war am letzten Sonntag mit Vättis unterbrochen. An einigen Stellen ist beträchtlicher Waldschaden entstanden. Die Schneehöhe erreichte in Vättis ein Meter. Durch eine von ihrem gewöhnlichen Gang abweichende Lawine war das Elektrizitätswerk Mapragg stark gefährdet.

Hinweis: Die verstorbene Lisette Grauer-Frey war seit 1880 die Ehefrau von Isidor Grauer-Frey (1859-1940). Der Stickereiunternehmer gehörte um die Jahrhundertwende zu den einflussreichsten St.Gallern. Er amtierte zunächst als Gemeinderat in Degersheim, danach als freisinniger Grossrat. Nicht zuletzt seiner Initiative war der Bau der Bodensee-Toggenburg-Bahn zu verdanken. Ausserdem war er Mitgründer der Naturheilanstalt Sennrüti in Degersheim. (vgl. http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D18269.php)

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, P 913 (Rorschacher Zeitung, 17. Jg., Nr. 46, 24.02.1916) und ZMH 79/011b (Briefkopf, 1914)

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