Jugendliche beim Baden, ca. 1919-1921

Mittwoch, 8. März 1916 – Die „Freundinnen des schönen, gesunden Sports“

Am Fasnachtssonntag, dem 5. März, hatte der Damenschwimmclub St.Gallen zu einer Propagandaveranstaltung eingeladen. Im Volksbad in St.Gallen zeigten die Mitglieder des Vereins ihre Künste. Das Tagblatt berichtete erst einige Tage später über den Anlass:

Schauschwimmen des Damenschwimm-Klubs St.Gallen

Der Einladung des Damenschwimm-Klubs St.Gallen zu einem Schau- und Werbeschwimmen im Volksbad waren die Freundinnen des schönen, gesunden Sports in grosser Zahl nachgekommen. So wird gewiss auch der Zweck der Veranstaltung erfüllt werden: die Freude am Schwimmen zu fördern und dem jungen Verein neue Mitglieder zuzuführen.

Zur Eröffnung gab die Leiterin einige Aufklärungen über die Entstehung des Klubs, der vom August 1912 bis zum Dezember 1915 in Verbindung mit dem Herrenschwimmklub arbeitete, jetzt aber als selbständiger Verein den Schwimmsport weiter fördert und auch die Jugendriege leitet. In St.Gallen bietet sich ja besonders gute Gelegenheit, im Sommer und im Winter diese gesundheitsfördernde Bewegung auszuüben. Schon beim Anschwimmen der jungen Mädchen und Damen konnte man sich über die stattliche Zahl der Teilnehmerinnen freuen und wurde gewahr, dass sich alle der Sache mit Freude hingeben. Ein hübsches Bild boten dann die Reigen mit Präzision, Disziplin und ruhigen Bewegungen ausgeführt; sie wiesen auch einige hübsche Figuren auf und gefielen sehr. Es folgten dann die Wettschwimmen, die einige vorzügliche Resultate ergaben. Mit eifrigem Interesse wurde das Sekundentauchen verfolgt, ebenso wie das Tellersuchen. Die tüchtigen Schwimmerinnen, die mehr als eine Bahnlänge unter Wasser zurücklegten und diejenigen, die alle Teller vom Grund des Bassins heraufholten, wurden mit lebhaftem Beifall begrüsst. Als Einlage wurde ein fröhliches Ballspiel gemacht und dann kam die Reihe wieder an die jungen Mädchen. Zwanzig an der Zahl tummelten sich lustig im Wasser beim Fangspiel und erfreuten die Zuschauer durch ihre sichtliche Freude, ihre jugendliche Kraft betätigen zu können. Auch beim Springen waren sie ganz in ihrem Element. Unter der Gruppe der Damen wurde besonders eine Springerin, die den Kopfstand und andere Akrobatenkünste vorzüglich ausführte, lebhaft beklatscht. Zum Schluss wurden einige Rettungsübungen gemacht, die praktischen Wert haben. Grosse Heiterkeit erregte die komische, pantomimische Szene, die ganz in den Faschingssonntag hineinpasste, in deren Verlauf Studentlein mit ihren Mädchen beim Bootfahren umkippten und des Schwimmens unkundig von tüchtigen Schwimmerinnen gerettet wurden.

Die Veranstaltung durfte die Leiterinnen und die Teilnehmerinnen vollauf befriedigen; für die Zuschauerinnen, namentlich für die grosse Zahl derer, die keinen Sitzplatz hatten, war sie etwas lang.

Damenschwimmclub

Weitere Informationen zur Geschichte des Damenschwimmclubs St.Gallen finden sich im Buch von Iris Blum: Frauen schwimmen … und schlagen Wellen. Der Damenschwimmclub St.Gallen. Zürich 2010.

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, P 909 (Artikel in: St.Galler Tagblatt, 76. Jg., Nr. 57, 08.03.1916, Morgenblatt; Anzeige in: Nr. 53, 03.03.1916, Abendblatt) sowie W 054/69B.20.22 (Beitragsbild: Jugendliche beim Baden, ca. 1919-1921)

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