Montag, 22. Mai 1916 – Es wird gewarnt vor elektrischen Anlagen

Bekanntmachung und Warnung betreffend elektrische Starkstromanlagen.

1196) Wir setzen hiermit in Kenntnis, dass die neue Hochspannungsleitung Kohlbrunnen-Mutwil-Harswil-Niederwil am 28. Mai 1916 unter Spannung gesetzt wird.

Bei dieser Gelegenheit machen wir höflich auf die in der Umgebung angeschlagenen Plakate betreffend das Verhalten gegenüber elektrischen Starkstromanlagen, sowie betreffend Rettung von durch den elektrischen Strom Betäubten aufmerksam. Im fernern verweisen wir auf die Strafbestimmungen des Bundesgesetzes vom 24. Juni 1902 und warnen auch dringend davor, wegen der damit verbundenen Lebensgefahr, Stangen dieser Leitungen zu erklettern, Gegenstände irgend welcher Art nach den Leitungen zu werfen oder sonstwie Beschädigungen an denselben vorzunehmen. Fehlbahre [sic] müssten wir rücksichtslos den zuständigen Gerichten zur Aburteilung überweisen.

Gleichzeitig möchten wir jedermann dringend ersuchen, beobachtete Defekte, wie gebrochene Stangen, gerissene Drähte oder Ankerseile, überhaupt jede Unregelmässigkeit an unsern Anlagen, unserm Bureau in St.Gallen (Telephon 236) oder dem Platzmonteur in Uzwil (Telephon 90) zu melden. Der Melder erhält eine angemessene Prämie. Auslagen, welche durch die Meldung entstehen, werden ausserdem zurückvergütet.

St.Gallen, den 22. Mai 1916.

St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke A.-G.

Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, ZA 001 (Bekanntmachung im Amtsblatt für den Kanton St.Gallen, 91. Jg., Bd. I, Nr. 21 vom 26. Mai 1916, S. 947) und ZMH 27/011 (Abbildung von 1921: Eine Frau sitzt an einer elektrischen Maschine, die Licht produziert, links am Boden befindet sich ein «Accumulator“)

Sonntag, 21. Mai 1916 – Patent-anspruch für ein Fenster mit verschiebbarer Glasscheibe

In der Begründung zu seiner Patentschrift betreffend Fenster mit verschiebbarer Glasscheibe hielt der Erfinder, F. Seeger-Rietmann aus St.Gallen, fest:

Bei den bisherigen Fenstern mit verschiebbarer Glasscheibe sind die Anordnungen in der Regel derart getroffen, dass zwecks Öffnens der Fenster die Glasscheibe mit ihrem Rahmen zusammen verschoben werden muss. Dadurch werden die zu bewegenden Teile sehr schwer und die Konstruktionen infolgedessen unhandlich, so dass derartige Fenster möglichst wenig bewegt werden. Nach vorliegender Erfindung sollen diese Nachteile behoben werden. Zu diesem Zweck ist die Glasscheibe an mindestens einer Seite mit einer Leiste gefasst und ohne Mitbewegen ihres Rahmens in Führungen des Fensterfutterrahmens verschiebbar, während der Rahmen der Glasscheibe, zum Verstellen derselben, von der letztern abhebbar ist, im Schliesszustande der Scheibe diese an ihren Rändern überdeckt und sie dabei gegen entsprechende Teile des Fensterfutterrahmens anpresst und mit zu seinem Abheben von der Schiene dienenden Mitteln versehen ist. Auf der beifolgenden Zeichnung ist eine beispielsweise Ausführungsform des Erfindungsgegenstandes dargestellt; es zeigt: […]

Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, ZW 2 B/4d-073660 (St.Galler Patentschriften)

Samstag, 20. Mai 1916 – Die Ingenieure und Architekten gehen auf Exkursion

Beton war Anfang des 20. Jahrhunderts der neuste und modernste Werkstoff, dem sich Ingenieure und Architekten mit entsprechendem Interesse widmeten. Auf dem Bild sind Arbeiter der Bodensee-Toggenburg-Bahn beim Betonmischen zu sehen (Fotograf unbekannt, 1909).

Excursion nach dem Kraftwerk-Bau Olten-Gösgen

20. Mai 1916

Abfahrt der 12 Teilnehmer 820 Morgens [sic] nach Olten. Ein schöner Maientag war dieser Excursion beschieden. Gleich nach Ankunft in Olten wurde das Mittagsmahl im Bahnhofrestaurant eingenommen & um 1h zur Besichtigung des sich im Bau befindlichen Wehres abmarschiert.

Von dort gings dem ca. 5 km langen Canal entlang zur Baustelle des Maschinenhauses bei Nieder-Gösgen, wo speziell die Erstellung der Turbinen-Ablaufcanäle in armiertem Beton grosses Interesse bot. Hierauf zog man nach Schönenwerd, wo ein Abendschoppen allseits sehr willkommen war & den Vertretern der Bauleitung & der Unternehmer für die freundliche Aufnahme & Führung der Dank der Teilnehmer ausgesprochen wurde. Mit dem Eindruck[,] eine wohlgelungene, lehrreiche Excursion mitgemacht zu haben[,] erreichte man 10h Abends [sic] wohlbehalten wieder unsere Vaterstadt.

C.K. [C. Kirchhofer, Ingenieur, Präsident der Sektion St.Gallen]

Mit Brief vom 17. Mai hatte der Präsident des Vereins, Ingenieur C. Kirchhofer, im Bahnhofbuffet Olten für ca. 15 Personen ein aus 2 Gängen & Dessert bestehendes Essen bestellt. Am 29. Mai verfasste er ein Dankschreiben an Herrn Oberingenieur A. Moll, Kraftanlage, Olten-Gösgen.

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, Wy 024 (Sektion St.Gallen des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins, Bericht über eine Exkursion; Protokollbuch und Copie de lettres) und BTN 1/1.1-567 (Fotografie)