Samstag, 3. Juni 1916 – Bündner Schlendrian bei der Maul- und Klauenseuche

Maul- und Klauenseuche.

Der „Genossenschafter“ schreibt: „Der Grund, warum St.Gallen, Appenzell und Graubünden mehr Seuche als andere Kantone haben, liegt nicht, wie ein Einsender des ‚St.Galler Tagblatt‘ meint, am Kraftfutterhandel, denn die Verwendung von Kraftfutter ist in den flachen Kantonen eine viel intensivere. Graubünden verwendet zum Beispiel im Verhältnis zum Viehstand sehr wenig Kraftfutter. Gewiss spielt bei diesen drei Kantonen die Nähe der Grenze eine gewisse Rolle, aber entscheidender ist der Umstand, dass der Kanton Graubünden die Seuche[n]vorschriften lange Zeit ganz ungenügend handhabte und insbesondere St.Galler-, Appenzeller- und z.T. auch Thurgauer- und Zürcherhändler in regem Verkehr mit Graubünden stunden. Da liegt der Has im Pfeffer! Wenn die Thurgauer, Zürcher und Aargauer für die Aufnahme von Bestimmungen über den Viehhandel im neuen Tierseuchengesetz eintraten, so wussten sie wohl warum.“

Sehr richtig. Die mangelhafte Handhabung der Seuchevorschriften im Kanton Graubünden hat ihn selbst und die ganze Ostschweiz schon schwer geschädigt. Red. [Redaktion]

Viehseuchen waren und sind bei allen Tierhaltern gefürchtet. Die Maul- und Klauenseuche war seit dem 18. Jahrhundert die am häufigsten auftretende Viehseuche. Es handelt sich dabei um eine hochansteckende Viruserkrankung, die Rinder, Schweine, Ziegen und Schafe befallen kann. Die Krankheit verläuft eher selten tödlich (5% Sterberate). Der Erreger wurde 1898 entdeckt, eine Impfung gesunder Tiere war aber erst ab 1938 möglich. Grosse Epidemien traten in der Schweiz rund um den Ersten Weltkrieg in den Jahren 1911 bis 1914 und 1920 bis 1921 auf. Weitere Informationen hierzu bietet das Historische Lexikon der Schweiz: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D26226.php

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, W 248/82 (St.Galler Bauer, 3. Jahrgang, Heft 22, 03.06.1916, S. 371-372) und A 416/5.1.4-3 (Schlachthofmitarbeiter in St.Gallen mit einem seuchenkranken Tier, 1926)