Joseph Fischer, Sohn deutscher, ausgewanderter Eltern, war in England geboren worden. 1896 hatte seine Familie die britische Staatsbürgerschaft erworben. Nach dem Besuch einer Internatsschule in Ouchy machte Fischer eine Banklehre in St.Gallen und arbeitete danach u.a. als Buchhalter bei der Import-Exportfirma Charles Osterwalder am Spisertor. Er wohnte bei einer kinderlosen Tante mütterlicherseits an der Tellstrasse 28. Er erhielt mehrfach Post kriegsgefangener Kollegen (?) aus England. Zwei davon, Fritz Selb und Ernst Selb waren gemäss Absender in „Lofthouse Park South Camp Wakefield Yorkshire“ untergebracht. Auf sie wird im nachfolgenden Brief vermutlich verwiesen. Lofthouse Park, ein ehemaliger Vergnügungspark, war von 1914-1918 ein sogenanntes „Civilian Internment Camp“ für privilegierte Internierte: Für 10 Shilling pro Woche erhielt man beispielsweise eine bessere Verpflegung. Teilweise wohnten die Internierten in kleinen Häuschen und konnten eigene Gärten bestellen. (vgl. Tim Lynch: Yorkshire’s War, Amberley Publishing, The Hill, Stroud, Gloucestershire, 2014)
Originalmasse des Briefumschlags: 8,3 cm x 12 cm; Originalmasse des Briefpapiers: 15,2 cm x 11,2 cm.
Dear Joe!
What ever is the matter, that we can not hear any news whether from you, nor anybody else, please write & let us know all about your dear self, as well als others. You dont [sic] realise [sic] how anxiously we are waiting of a line from home, also from you.
You can see in enclosed letter how we are getting on. We are quite contended, things might be worse.
Dear Charlie is nearly worked to death, no watchmaker, sorry to say. In Wakefield they are well too but awfully deprest [sic] at times.
No siglm [sic, sign] of peace yet.
With kind regards yours
Very sincerely
Carl Mave [oder: Carl & …?]
[Randbemerkung:] Excuse scribble.
Joseph Fischers Vater, nach schwerer Krankheit am 18. August 1915 in Neustadt im Schwarzwald verstorben, war von Beruf Uhrmacher gewesen. Der Hinweis auf die fehlenden „watchmakers“ in England im Brief mag damit in Zusammenhang stehen.
Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, W 207, Album „Aus den Kriegszeiten“ (Brief eines Kriegsgefangenen aus England an Joseph Otto Ferdinand Fischer (1892-1967) in St.Gallen)