Eine günstige Wirkung des langen Winters.
So unangenehm die bis gegen Ende April andauernden Schneefälle namentlich von Seite der Landwirtschaft treibenden Bevölkerung empfunden wurden, so hatte die ausserordentlich niedrige Temperatur der Vorfrühlingsperiode doch auch ihre gute Seite. Sie hat nicht nur den Beginn der Vegetation verzögert, sondern auch unter den Pflanzenschädlingen aufgeräumt. Besonders stark fällt uns diese Tatsache in bezug [sic] auf die Feld- oder Springmäuse auf. Im letzten Herbst beobachtete man in einigen Talgebieten ein starkes Ueberhandnehmen dieser Nagetiere und auch im Nachwinter konnte man sie noch in grosser Zahl unter den Maisstrohtristen wahrnehmen. Einzelne Gemeinden bestellten deshalb vorsorglich Gift, um rechtzeitig zum Kampfe gerüstet zu sein. Heute scheinen diese Schädlinge mancherorts beinahe ganz verschwunden zu sein. Da es sich nicht um eine Abwanderung handeln kann, denn sonst würde man von andern Orten über ein starkes Auftreten Klagen vernehmen, ist diese Erscheinung wohl hauptsächlich auf das Konto der nasskalten Aprilwitterung zu setzen. Da die Feldmäuse mit der Fortpflanzung sehr früh beginnen, wurde die erste Brut und zum Teil wohl auch die empfindlichen säugenden Weibchen durch die andauernde Kälte massenhaft dahingerafft.
Keinen Einfluss scheint aber die Witterung auf die Maulwürfe auszuüben. Diese in etwas grösserer Tiefe lebenden Erdbewohner sind naturgemäss von der Witterung weniger abhängig, ausserdem leiden sie auch bei der schlechtesten Witterung nicht unter Nahrungsmangel.
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Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, W 248 (St.Galler Bauer, 19.05.1917, Text) und ZNA 01/0471 (Benz, J. C. und Zäch, C.: Lesebuch für das zweite Schuljahr der Primarschulen des Kantons St.Gallen, St. Gallen 1899, S. 53, Beitragsbild)