Vermutlich an diesem Tag erhielt die Ehefrau von Franz Beda Riklin den zwei Tage zuvor geschriebenen Brief ihres Ehemannes, der die letzten Tage als Leiter des Interniertenlagers in Château d’Oex verbrachte:
Chateau [sic] d’Oex, den 9. Juni 1917.
Liebster Schatz!
Heute ist also der erste Tag über die zwei Monate hinaus. Ich habe eine Tour gemacht bis zuhinterst ins Val d’Etivaz, um drei Arbeitsgruppen zu besuchen. Eine macht eigene Haushaltung in einer ganz schönen Alphütte u. rüstet das Holz, das von einer Lawine in e. Wald gebrochen worden ist. Es ist jetzt ein allgemeiner Arbeitsdrang entstanden, u. ich freue mich, das noch erreicht zu haben. Ich ass eine Milchsuppe aus einer gemeinsamen Schüssel mit Sennen (Verwandte von Berthod) u. kaufte mir nachher hier einen hölzernen geschnitzten Löffel wie sie sie dort haben. Das Herz hielt sich ganz ordentlich [Riklin litt an Herzproblemen]; es waren doch im ganzen 6 Stunden Marsch. Immerhin musste ich noch behutsam tun.
Meine frühere Sanitätskompagnie ist in Zofingen, Krankendepot. Gott sei Dank, dass ich nicht in jener Gegend bin.
Den Jour [?] habe ich doch nicht viel anders erwartet. Die Beziehungen werden sich nur noch allgemein höflich gestalten, wie zu den Engländern. Mehr wird nicht mehr sein. Vielleicht gibt es andere; u. sonst tant pis.
Carls [gemeint ist vermutlich Carl Gustav Jung] neueste Schrift ist für Allgemeines ganz recht, aber für mich kann ich es nicht mehr besonders goutiren [sic]. Es ist zu pfarrerlich.
Heute abend kommt Major de la Harpe hierher.
Ich habe den Wäschesack zurückgeschickt.
Tausend herzlichste Grüsse
von Deinem
Franz
Auf welches Werk von Carl Gustav Jung sich Riklin bezog, ist nicht eindeutig nachzuvollziehen. Möglich ist, dass er das 1917 im Rascher-Verlag in Zürich erschienene Buch Die Psychologie der unbewussten Prozesse. Ein Überblick über die moderne Theorie und Methode der analytischen Psychologie meinte.
Carl Gustav Jung löste Riklin als Leiter des Interniertenlagers in Château d’Oex ab. Das Beitragsbild stammt von einem der Notizzettel, auf denen Riklin in den letzten Wochen seines Aufenthalts in Château d’Oex ebenfalls manchmal Briefe an seine Frau schrieb. Auf dem mit einem unlesbaren Datum vom Juni 1917 datierten Zettel ist erstmals erwähnt, dass Jung Riklins Nachfolger sein sollte. Riklins Ehefrau, Sophia Riklin-Fiechter, war eine Cousine von Carl Gustav Jung.
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Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, W 106 (Korrespondenz Franz Beda Riklin mit seiner Ehefrau)