Der folgende Brief von Adele Berner-Wenner an ihre Schwester Silvia Wenner ist ungenau datiert. Er wurde an einem Mittwoch im Juli 1917 verfasst:
[Randnotiz:] Erhalten i[n] Fratte
[Notiz:] Juli 1917
Mittwoch.
Meine liebe Silvia,
Heute morgen habe ich mit dem Tappezierer [sic] wegen Deinem Stoff gesprochen. Er meint[,] Du müsstest am Fenster an den Seiten hinunter 1 ½ mal die Breite nehmen, denn weil das Fenster 2mt. breit, & der Stoff nur 1 Mt. breit sei, so müsse man doch mindestens 1 ½ Mt. auf jeder Seite haben, weil es sonst mager aussehe. Nachdem er auch für die volants berechnet hat, so müsstest Du 36 Mt. für beide Fenster nehmen. Er findet den Stoff nicht sehr solid, & meint die Battiste mit pois wäre stärker. Letzteres wird wo[h]l richtig sein, aber ich habe dieses Müsterchen in’s Wasser gelegt & gesehen[,] dass es sich nicht schlecht wascht [sic], und es ist eben doch hübscher als Battiste. Nur wird es auf jeden Fall ziemlich eingehen, & würde ich Dir raten auf die 36 M. doch 1-2 M. zu berechnen wenn Du es vorhr netzen willst. Dann müsstest Du mir noch sagen[,] wieviel Du drüber ein haben willst, & ich will es Dir gern einkaufen. –
Was ich heute für einen Tag erlebe, das spottet jeder Beschreibung, & wenn ich nicht den 2ten Tag Sache hätte & die Tappezierer [sic], & so viel zu tun, dass jeden Abend wieder ungemacht auf den nächsten Tag geschoben wird[,] was alles nicht gemacht werden konnte, so wäre es zum lachen; so aber ist es bedrückend & lähmend. So landen nun Fritz [Wenner, Bruder von Adele und Silvia], Henry Fabio & ich heute abend zum Essen weisst Du wo? – auf der Rio’alta! – Morgen mittag sollte ich mit Frau Corradini Mutter in S. Giovanni essen (wenn ich nicht gehe, so muss ich zum dritten mal [sic] abschlagen) dann in’s Lido, nachher in die Eröffnung der Casa estiva von Miss G[?], & zum Abendessen zu O. Robert’s & am Vormittag absolut in die Casa Materna.
– Ich bin froh für Dich[,] dass Du in Fratte ein wenig ausschnaufen kannst, zwar sind die ersten Tage auch nicht rosig, aber hoffentlich musst Du nicht gerade auf den Sonntag Deine S… haben! –
– Ich schliesse schleunigst, & dieses mal muss ich wirklich lachen, den soeben telephoniert Herr Santi[,] er komme sofort nur mit mir zu sprechen wegen einem Haus. Es ist ½ 6 Uhr, & ich muss mich schnell ankleiden, damit ich dann nachher mit Fritz weg kann. –
Viele Grüsse an alle, & Dir einen innigen Kuss von Deiner Dich herzlich liebenden
Adèle.
Silvia Wenner (1886-1968) war die jüngste Tochter von Friedrich und Emma Wenner-Freitag. Sie verheiratete sich 1925 mit Hermann Ochsenbein, der ab 1916 als technischer Spinnereidirektor in den Wenner-Fabriken wirkte.
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Quellen: W 054/127.4.2 (Briefe an Silvia Wenner) und W 054/127.9.3 (Beitragsbild: Silvia Wenner, ca. 1910-1920)