Die Wochenendbeilage zur Rorschacher Zeitung vom 28. Juli 1917 publizierte ein Gedicht, in dem sich der Verfasser (die Verfasserin?) negativ über die Verhältnisse im Bundeshaus ausliess:
s’best Fraueli.
’s best Fraueli uf de ganze Welt / Ist glich mi Muetter selig gsi; / Und ’s schönste Hüsli, das es git, / Mis Vaterhus am blaue Rhi. / Jo säb isch es!
Mi Muetter het no Schwiele gha / A ehrne arbeitsfrohe Händ, / Drum het au ’s Hüsli suber glänzt / I alle Winkle, alle Wänd; / Jo säb het’s!
Grad drum ist ’s best Fraueli / Mi liebi Muetter gsi; / Jetz putzid d’Wiber nur sich selbst / Und ’s Hus ist denn e Dreckeri; / Ja säb isch es!
Au ’s Müetterli Helvetia / Förbt numme [nicht mehr] all Tag d› Stube us, / und doch hett’s z› Bern im Stübli drin / Au Staub und Dreck – es ist e Grus! – Jo säb isch es!
M. von Schacheck.
In derselben Ausgabe publizierte man in der Rubrik «Lustige Ecke» auch folgenden Witz:
Gespräch im Bundeshaus. A.: Was tut nur Bundesrat Ador den ganzen Tag? B.: Er studiert die deutsche Literatur … A.: Nicht möglich! Was interessiert ihn denn daran? B.: Grimms Märchen und Hoffmanns Erzählungen.
Der Witz war eine Anspielung auf den Rücktritt des St.Galler Bundesrates Arthur Hoffmann (1857-1927), der über die sog. Grimm-Hoffmann-Affäre «gestolpert» war: vgl. dazu den Blog-Beitrag zum 19. Juni 1917.
Gustave Ador (1845-1928) war Hoffmanns Nachfolger als Aussenminister. Zu seiner Biographie vgl. den Eintrag im eHLS: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D3848.php
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Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, P 913A (Text: Rorschacher Blätter zur Unterhaltung und Belehrung, Gratisbeilage zur Rorschacher Zeitung, Nr. 7, 1917, 28.07.1917) und W 238/09.14-08 (Beitragsbild: Ansichtskarte aus dem Verlag von Josef Schönenberger, Wil, 1912)