Briefkopf

Montag, 3. September 1917 – Lebensmittelknappheit: Abschiebung von Internierten?

Wann genau Franz Eberle (1885-1941), Ingenieur, folgendes Schreiben erhielt, ist unbekannt. Datiert ist der Brief mit Flums, den 31. Aug. 1917. Der Text nimmt am Anfang Bezug auf die Postspedition in Kriegszeiten. Leider ist nicht eruierbar, was der Angesprochene in Bern offenbar regelmässig bestellte. Tabak vielleicht, da das Produkt offenbar in Kistchen abgepackt war?

Mein Lieber!

Es freute mich, wieder einmal ein Lebenszeichen von Dir zu erhalten. Deinen letzten Brief habe [ich] leider nicht erhalten & musste daher annehmen, Du seist von München weggezogen. Sonst hätte Dir schon vor längerer Zeit geschrieben. Habe auch in Bern nach Deinen event. Bestellungen gefragt & keine Antwort erhalten. Daher der Ausfall. Am 29. Aug. habe [ich] nun für Dich vorläufig die August-Bestellung nach Bern abgehen lassen & zugleich die Fr. 19.50 abgeliefert. Ich fragte auch nach, ob man für die frühern Monate nachbestellen dürfe. Gegebenenfalls werde [ich] Dir natürlich wenigstens noch 2 Kistchen nachsenden lassen. Die Sache dürfte so ohne weiteres in Ordnung kommen. – Es freut uns, dass es Dir immer gut geht. Auch wir befinden uns wohl. Habe zur Zeit sehr viel zu tun, da ich zu all dem andern noch den Vorsitz in unserer Gemeindefürsorgekommission übernehmen musste & die Rationierung von Brot, Butter & verschiedenen andern Lebensmitteln vorzubereiten habe. Die Folgen des Krieges machen sich nun auch bei uns immer fühlbarer, so dass man bereits ernstlich von der Abschiebung der Internierten spricht. Ein Glück, dass wenigstens noch eine gute Ernte zu erwarten steht. Hoffen wir auf baldige bessere Zeiten.

Freundl. Grüsse von mir & d. Mutter.

Anton.

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Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, W 072/5.4 (Text) und ZMH 19/001c (Beitragsbild)