kompagniecoiffeur beim Raiseren, 1916

Dienstag, 31. Dezember 1918 – Silvesterabend im Freundeskreis

Fortsetzung der Tagebucheinträge von Alfred Schwarz (vgl. Beiträge vom 23.-25. Dezember 1918)

Alfred Schwarz reiste für Silvester und Neujahr erneut von Winterthur, wo er arbeitete, nach Zürich. Er übernachtete diesmal aber nicht bei seinen Verwandten, sondern bei Bekannten:

30. XII. (Montag.) – Dorises Brief aus – Zürich! – («Ausladung» für d. Neujahrstage bei Hugs, resp. «Umladung» zu Lily Baumann!) –

Doris Schwarz (1886-1976) war die ältere Schwester von Alfred Schwarz. Sie arbeitete als Sekretärin.

31. XII (Dienstag). – Mittags: Packen & Beförderung des Koffers zum Bahnhof. – In Hetz noch zum Coiffeur! – Abends: Von der Loki [Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik Winterthur] zum 5 03 h Zug. – Nach Zürich gedampft. – Dort direkt zu Buamanns gefahren. – Kinder mit Frau Baumann («Grossmama») beim Quartett. Umziehen. – Nachtessen. – Um ¾ 9 h Weggang zu Hugs. – Doris begrüsst & dann die ganze Tischgesellschaft (ca. 26 Personen!). – Nette Tischkarten von Welti. – Mein Glück! (2seitige Bemalung!) – Die restlichen Gäste erscheinen. – («Bräutigam cherum!» – Sein Lenzgesicht bei der Vorstellerei!) – Aufführung im Rauchzimmer: «Beim Coiffeur Schwyzer»! (Hans! unter Mitwirkung von Adölfli (Tochter Erna), Rolf (Gast), Rudi Welti (2. Kunde Herr von Orelli!) & mir (Gehilfe). – Rolf wird «täuschend naturgetreu» geschnitten beim Rasieren! – – Dann: Auftreten von Rolf als «Tänzerin» unter Musikbegleitung von Hans! Interessante «Schminke, Kleidung & Bewegungen»! – Bald darauf beginnt das erste Glockenläuten! Doris, Ruth, Rolf, Rudi Welti, Hans, Adölfli & ich übersiedeln in den Erker! Fenster öffnen!  – Punsch! – Es schlägt! – Prosit Neujahr! – Hin- & Her! – Das Brautpaar erscheint nach längerem Ausbleiben – erneutes Anstossen! – Wieder Glockengeläute! – Bleigiessen! – Kerzenbeleuchtung! – Ruth sagt einiges (Gedichte & Prosa: Hoffmannstal [eigentlich: Hofmannsthal] etc.) auf! — Experimente beim Bleigiessen unter Rolfs «Führung»! – Dann allgemeiner Aufbruch! – Auch ich sage adieu! – Heimweg bis zum Steinwiesplatz mit Ruth Langnese. – Nach dem Casinoplatz noch «Wolfensbergers» eingeholt & mit diesen bis zur Sophienstrasse gewandert. – Hier, ohne Teo zu wecken, ca. um 2 Uhr ins Bett & ausgelöscht.! –

Ruth Langnese verheiratete sich 1930 mit dem Bildreporter und Drehbuchautor Richard Schweizer, vgl. http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D9240.php.

Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, W 054/140.07-07 (Tagebuch Alfred Schwarz für die Weihnachts- und Neujahrstage 1917 und 1918) und W 132/2-269 (Gebirgsschützenbataillon 8, Aktivdienst im Münstertal, Kompagniecoiffeur beim Rasieren unter freiem Himmel, 1916)

Alfred Schwarz

Mittwoch, 25. Dezember 1918 – Feiertage

Fortsetzung der Tagebucheinträge von Alfred Schwarz (vgl. Beiträge vom 23. und 24. Dezember 1918)

Was macht man an Feiertagen bei Tante und Onkel – ohne Fernsehen und ohne Radio?

25. XII. (Mittwoch) Ausgeschlafen bis 11 ¼ h. – Als letzter des «faulen Kleeblattes» (Hans, Evi & ich) im Weihnachtszimmer erschienen (nach ½ 12 h!). – Welti kommt! – Gleich darauf, auf dem Weg ins Esszimmer, entdeckt T. Martha «en Passant» im Musikzimmer «die strahlende Beleuchtung», so, wie wir sie am Weihnachtsabend zurückliessen!! – Nach dem Essen wieder im Christkindzimmer. – Schach mit T. Martha! – Welti kibitzt; Das Brautpaar geht spazieren, da das sonnige Wetter (mit Schneeluft!) dazu einlädt! – Mein Schachsieg! – Nun machen O. Ad., Hans & ich uns auf die Beine & fliegen ebenfalls aus. – Spaziergang an die Sihl, Kurfirstenstrasse (neue Villen) etc. – Bald nach unserer Rückkehr kommt auch das Brautpaar zurück. – Musizieren im Musikzimmer. Welti singt (Schubert: «Wanderer» etc.) – Dann Tante Martha! – Nochmaliges Vorspielen des Weihnachtsstücks von Hans! – etc. – Nachtessen. – Wieder im Weihnachtszimmer. – Plaudern, lesen etc. Nach Weltis Weggang auch bald allgemeines «Gute Nacht!» –

Beim Brautpaar handelt es sich um Eva Hug und Albert Jakob Welti. Sie heirateten 1920.

26. XII. (Donnerstag.) Um 10 Uhr beim Frühstück! – Dann wieder im Weih. Zimmer. – «Onkel Hans » (Langnese) kommt auf Besuch. (Ansehen der «Widmann-Bilder»!) – Schach mit Hans! – Mittagessen. – Wieder Schach. – Um ½ 3h Abmarsch von O. Ad., Hans & mir zur «Besteigung des Ütliberges.» – – Interessanter, «weicher» Aufstieg unter O. Ad. Führung. Hansens Fluchen! – Oben herrliche Aussicht! – Soldaten. – Noch interessanterer Abstieg! Glatteis! – Nirgends ein Halt! – Geländer – letzte Rettung! – Vergnügte Heimkehr um 6h. – T. Martha, Adölfli & Welti im Musikzimmer. – Musiziert! – Evi kommt heim. – Nachtessen. – Wieder im Weih. Zimmer. – Christbaum angezündet. – Punsch! (Evi’s interessante Frage punkto Zubereitung!) – Witze-Erzählen! (Shoking!) Verschiedene Spiele gemacht, Pfänder auflösen, etc. – Brissago [Zigarre] von Welti! – – Nachdem er aufgebrochen & adieu gesagt, kurz darauf: «Tableau!» (Wirkung!) – Dann ins Bett! –

Der im Text genannte «Onkel Hans» (Langnese) war der Schwiegersohn von Arnold Hug (1866-1905). Er leitete seit dem Tod seines Schwiegervaters die Leipziger Filiale des Musikhauses Hug, vgl. https://www.musikhug.ch/ueber-uns/geschichte/

27. XII. (Freitag) – Wecker auf 6 ¼h; Aufstehen, Packen & Abfahrt nach Winterthur um 7h.

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, W 054/140.07-07 (Tagebuch Alfred Schwarz für die Weihnachts- und Neujahrstage 1917 und 1918) und W 054/144.03.10-02 (Alfred Schwarz, 1916)

Musik Hug

Dienstag, 24. Dezember 1918 – Weihnachten im Familien- und Freundeskreis

Fortsetzung der Tagebucheinträge von Alfred Schwarz (vgl. Beitrag vom 23. Dezember 1918)

Alfred Schwarz durfte die Weihnachtsfeiertage in Zürich bei Tante und Onkel mütterlicherseits, Martha und Adolf Hug-Schläpfer, verbringen. Adolf Hug leitete die Zürcher Hauptniederlassung des Musikhauses Hug, Eva und Hans Hug waren seine Cousins:

24. XII. (Dienstag) Morgens Koffer zum Teil gepackt! Mittags fertig gepackt & Koffer zur Bahn Garderobe [sic] gebracht. – Dann noch in Eile zum Coiffeur & dort den Kopf waschen lassen (1/4 St. & dann in die Loki. – Abends gleich nach dem Pfeifen (¾ 5 Uhr!) zur Bahn gefahren Billet gelöst. Dann in Hetz noch «Weihnachts-Telegramm» nach Wien aufgegeben! – Mit dem ellenlangen, vollgepfropften Zug (5[.]03h) nach Zürich abgedampft, dort angelangt & in Eile in der Bahnhofstrasse noch ein «Kurt Wolff Buch» für T. Martha als Geschenk gekauft. Darauf in die Kirchgasse gefahren & hier ca. 7h bei Hugs gelandet. Von Hans begrüsst! – Im Spielzimmer umgezogen! – Von Evi «Pack-Material» für die Weih. Geschenke erhalten, «Päkli» [sic] gemacht mit Hilfe von Seline! – Hierauf ins Musikzimmer gegangen, wo Hans sein Weih. Stück vorspielte & schon alle (Albert Welti inbegriffen!) versammelt waren. – Pian [sic] (von Welti)! – Weihnachtslieder gesungen, während O. Adolf & Hans den Baum anzünden! – Läuten! – Langes Ansehen des Christbaumes! – Geschenke angesehen. – Evis Bild von Welti! – Adölflis Wetterkarte. – etc. –

Zum Nachtessen! (Halt!) – Schön geschmückter Tisch, von 7 Kerzen (3 grossen & 4 kleinen) beleuchtet! Kerzenbeleuchtung während des ganzen Essens! –  Wieder ins Weihnachts-Zimmer! – alte Kirchenbilder von Evi gemeinsam angesehen, dann Photos aus Spanien von Welti, & seinen Erklärungen zugehört, sowie ein wenig gelesen. Nach seinem (Weltis) Weggehen bald allgemeines «Insbettgehen»! –

Mit «Welti» ist der Maler und spätere Schriftsteller Albert Jakob Welti (1894-1965) gemeint, vgl. http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D12391.php

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, W 054/140.07-07 (Tagebuch Alfred Schwarz für die Weihnachts- und Neujahrstage 1917 und 1918) und ZMH 64/934b (Beitragsbild: Rechnung Musik Hug, St.Gallen, 1910)

SCherenschnitt Alfred Schwarz

Montag, 23. Dezember 1918 – Junggeselle bei Weihnachtsvorbereitungen

Alfred Schwarz war am 24. August 1896 in Littai im ehemaligen Herzogtum Krain in Österreich (heute: Slowenien) geboren worden. Seine Eltern waren Julius und Stefanie (Fanny) Schwarz-Schlaepfer, Besitzer einer Baumwollspinnerei. Um 1909 zog die Familie nach Wien um, später nach Zürich. Alfred Schwarz arbeitete von Ende 1916 bis April 1920 in der Buchhaltungsabteilung und im Korrespondenzbüro der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik in Winterthur. Später war er Journalist.

In seinen Tagebucheinträgen für die Jahre 1917/1918 und 1918/1919 für Weihnachten und Neujahr ist ersichtlich, wie man damals in familiärem Kreis die Feiertage verbrachte. Arnold Schwarz genoss offenbar ein paar Tage Ferien:

21. XII. (Samstag) Nachmittags gelesen (Zeitungen) & dann Büchergeschenke herausgesucht, währen die «Kollegen von der Materialverwaltung» (Loki [Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik]) Überzeit schafften!

22. XII. (Sonntag) Nach einer stürmischen Nacht am Morgen bei Schneegestöber aufgewacht, & alles ist schon mit einer dicken, weissen Schneedecke bedeckt! Nach einem späten Frühstück nach 11h noch in Eile per Tram zum Reitweg gefahren & Herrn Dr. Wilh. Züblin & Familie besucht. Da gerade auch «Direktor Hardmeyers» bei ihnen auf Besuch waren, wurde ich zuerst nur kurz von Herrn Dr. Zübling empfanen & mit Lesestoff (N.Z.Z.) versehen & sodann von Frl. Züblin unterhalten, bis nach Fortgehen des anderen Besuches Herr Z. wieder erschien & mir seine Frau vorstellte. Nach Übersiedlung ins Wohnzimmer noch gemütlich zu Viert geplaudert, dann wieder verabschiedet! – Mittagessen. – Lesen – Wieder Studium & Nachdenken wegen der Weihnachtsgeschenke. – Kurz vor Ladenschluss (6h abends, Gold. Sonntag!) noch eine Ladung Bücher zur Ansicht geholt! – Nachtessen im Erlenhof. – Brief an Grete [seine Schwester, 1893-1967]. –

 23. XII. (Montag) Aller Schnee wieder fort! – Mittags & abends: Weihnachts-Besorgungen! – Nach dem Nachtessen (Erlenhof) nach Hause geschrieben & diverses [sic] vorbereitet etc. – Sehr spät ins Bett!

Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, W 054/140.07-07 (Tagebuch Alfred Schwarz für die Weihnachts- und Neujahrstage 1917 und 1918) und W 054/144.03.06-18 (Scherenschnitt Alfred Schwarz, ca. 1920)

Hertig Erfindung

Freitag, 20. Dezember 1918 – Schicksal eines Erfinders

Weder Rakete noch Lippenstift, sondern ein Taschenfeuerzeug:

Dasselbe besitzt gemäss der Erfindung einen zur Aufnahme von Brennstoff dienenden Behälter, mit dessen Oberseite ein mit einer haarfeinen axialen Längsöffnung versehener Pfropfen verschraubt, und über welchen Behälter eine Hülse gestülpt ist, die sich an der Oberseite stufenförmig verjüngt, auf welchen Stufen ein mit Feuerstein versehener Deckel, sowie eine Hülse ruht, welch letzere eine Kante aufweist, um beim Bestreichen derselben mit Feuerstein Funken zu erzeugen, so dass ein vorstehender Docht entflammt wird.

So lautete die von Ernst Hertig aus Altstätten im Kanton St.Gallen am 20. Dezember 1918 beim Schweizerischen Amt für Geistiges Eigentum eingereichte Beschreibung seiner Erfindung. Ergänzend hiess es weiter unten in der Schrift noch: Durch vorstehend beschriebenes Taschenfeuerzeug wird eine geruchlose Flamme erzeugt, und da dieses Feuerzug rund gestaltet ist, kann es zum Stopfen von Pfeifen verwendet werden.

Innenansicht Feuerzeug

Unter der Voraussetzung, dass zur selben Zeit in Altstätten nur eine Person unter diesem Namen wohnte, kann man im Staatsarchiv St.Gallen zur Person des Erfinders ein paar Informationen herausfinden, die ihn als etwas schillernde Figur kennzeichnen: Ernst Hertig, 1887 geboren und im Haus zum Sonnenhof wohnend, taucht kurz nach Einreichung seines Patentanspruchs mehrfach in Gerichtsdossiers auf, zunächst 1919 als Beklagter in einem Streit um den Verkauf von Torf, ein Jahr später als Kläger auf Ehescheidung und schliesslich 1921 in einem Konkursprotokoll. Die von ihm geführte Autogarage in Altstätten war offenbar nicht rentabel gewesen.

Hertig Autogarage

Aus den Akten geht ausserdem hervor, dass er bereits während des Ersten Weltkriegs vom Landgericht Kempten im Allgäu mehrfach in Strafuntersuchungen verwickelt gewesen war. Man hatte damals im Zusammenhang mit Sachhehlerei, Verkehrs-, Lebens- und Futtermittelvergehen sowie mit Vergehen gegen das Süssstoffgesetz gegen ihn ermittelt.

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, ZW 2 O/95-081661 (Patentschrift, eingereicht von Ernst Hertig, Altstätten) und ZMH 02/038 (Briefkopf, Autogarage Hertig in Altstätten); GA 008/1919.05, GA 008/1920.04a und GA 022/351 (Gerichtsdossiers zu Ernst Hertig)

Textilfachschule Klasse 1916

Donnerstag, 19. Dezember 1918 – Exkursion nach Bütschwil in die grösste Weberei der Schweiz

Unter den Fachschul-Nachrichten der Mitteilungen über Textil-Industrie, Ausgabe Dezember 1918, findet sich folgende Notiz:

Die Webschule Wattwil  unternahm am Donnerstag vor Weihnachten noch eine Exkursion nach Bütschwil, um die Weberei der Firma Wirth & Co. zu besichtigen. Im Verlaufe der letzten zwei Jahre wurde die dort bestehende Webereianlage, welche vorher bekanntlich der Firma Birnstiel, Lanz & Co. A.-G. gehörte, durch einen modernen Neubau erweitert. In demselben kamen nur Steinen-Rüti-Automaten zur Aufstellung. Inzwischen sind auch die früher mit Buntwebstühlen und Mousselinewebstühlen bestellten Websäle geräumt worden, um ebenfalls Automaten Platz zu machen. Bis jetzt sind bereits 560 Automaten in Betrieb und 200 solcher werden im nächsten Jahre noch dazu kommen, sodass Bürschwil die grösste Weberei ihrer Art in der Schweiz sein wird. Wenn alles wie vorgedacht fertig ist, dürfte diese Weberei aber auch eine der schönsten im Lande sein.

Es wird mit Gruppenantrieb gearbeitet, soweit nicht Einzelantrieb für gewisse Maschinen notwendig war. Die nötige Elektrizität für die Motoren erzeugt die eigene Wasserkraft, denn auch die Turbinenanlage hat eine Umgestaltung erfahren. Letztere ist dadurch besonders interessant, dass eine Turbine mit einer Bergtransmission in Verbindung steht, welche die Kraft nach der etwa 40 Meter höher liegenden Weberei überträgt. Man nimmt unwillkürlich an, dass dadurch viel Energie verloren geht; aber die Anlage ist ganz vorzüglich ausgeführt, sodass sie mit einem Nutzeffekt von 98 Prozent arbeitet.

Sowohl für die Lehrer, wie für die Schüler war der Besuch dieses Etablissements sehr instruktiv und führte zur Ueberzeugung, dass hier ein Industrieller seinen Reichtum wieder in eine Quelle des Verdienstes für Hunderte von Leuten verwandelt hat. Auch durch den nachfolgenden Rundgang durch die Zwirnerei Dietfurt, und durch den Blick in die neugeschaffenen Betriebsmaschinen-Räume wurde eine Grusszügigkeit offenbart, die sich nur mit reichen Mitteln vereinbaren lässt. Jedenfalls wird auch die Spinnerei noch diesem Zuge folgen in den nächsten Jahren, obgleich eigentlich schon längst viele innere Erneuerungen durchgeführt wurden. Es ist ungemein erfreulich, ein solches Werk der Textilindustrie der Neuzeit entsprechend umgestalten und entwickeln zu sehen. Darum möchten wir Herrn Wirth auch durch diese Zeilen unseren Dank zum Ausdruck bringen.

A. Fr.

Auf dem Beitragsbild ist die Klasse von 1916 der Webschule Wattwil zu sehen, zusammen mit dem langjährigen Direktor Andreas Frohmader (1870-1973, Direktor von 1902-1943).

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, W 310/15-13 (Mitteilungen über Textil-Industrie, 25. Jg., Nr. 23/24, Dezember 1918; Einfügung zusätzlicher Absätze der besseren Lesbarkeit wegen) und W 310/19-6.2 (Beitragsbild)

 

Musterbeispiel

Mittwoch, 18. Dezember 1918 – Folgen der Grippe

Fraefel & Co. mit Hauptsitz in St.Gallen war 1883 gegründet worden.  Die «Anstalt für kirchliche Kunst» stellte (s. Beitragsbild), bei weitem nicht nur Artikel für den liturgischen Gebrauch her. Bereits 1888 exportierte sie Produkte nach Deutschland und in die USA. Von 1912 bis 1929 besass sie Niederlassungen in Toledo (Ohio, USA), Chicago und New York.

Der im nachstehenden Brief angesprochene und hier abgebildete, 1888 geborene Gallus Fraefel war in die USA ausgewandert und lebte in Toledo (Ohio):

Gallus Fraefel

St.Gallen, den 18. Dez. 18.

Lieber Gallus!

Bestätige dankend Deine beiden Briefe v. 18. Okt. & 16[.] Nov. Diese Briefe sind etw. spät eingetroffen. Den Brief an Wellauer adressiert habe ich erhalten & brauchst keine Sorge darüber zu haben. Dass ich Deine Briefe nicht sofort beantwortete[,] war Schuld meiner Krankheit (Grippe)[.] War im Spital[,] hernach in der unteren [sic] Waid b. Mörschwil & bin hoffentl. wieder auskuriert. Doch muss ich noch sehr vorsichtig sein & bin auch noch sehr müde & schwach[.] Deine 5 Photos habe ich auch erhalten[.] [Es] Erfreut mich Dein guter Gesundheitszustand. Die geschäftl. Lage hier in St.G. ist allerdings kritisch, immerhin ist[‹]s noch zum aushalten [sic,] da wir jetzt doch den Frieden vor uns haben[.]

Alfons Fraefel

Mit Alfons [s. Bild nebenan] ist es nun so: Wegen Krankheit v. ihm selbst & nachträgl. seinen Stickerinnen kam sein Geschäft in grosse Stockung[,] was ihn finanziel[l] derart hernahm[,] dass er alle Hoffnung aufgab. Er entlies[s] seine Arbeitskräfte & war in Schulden[.] Dagegen machte er den grossen Fehler, dass er Vater zwingen wollte[,] den Erbteil der Mutter auszuhändigen & steckte das alles hinter einen Advokaten. Das ist natürlich ganz unschön v. ihm & Vater hatte viel verdruss [sic]. Ich stand letzterem bei & ging dann n. Zürich[,] um Alfons ins Gebet zu nehmen. Mit Mühe gelang es uns[,] einig zu werden & Vater hat ihm 1000 fr. gegeben mit der schriftl. Verpflichtung, dass Alf. auf diesen Erbteil verzichte. Für was sich Vater aber weiterhin verpflichtet hat, das muss ich erst noch fragen. War eben in letzter Zeit wegen d. Grippe von allem weg & konnte keine Aktionen übernehmen[.] Gegenwärtig (vor Weihnachten) hat Alf. sehr viel Arbeit & wie es nachher dann wieder wird, weiss ich nicht. Es wird auch gehen. Einzig das war gar nicht recht, dass er es mit Vater so gemacht hat. (Vater war gestern wieder da & hatte keine Grippe.[)] Schädler & Wellauer haben wohl auch eine Krisis[.] Sie sind freundl. mit mir & ersterer hat mir nach dem Rummel erzählt[,] wie es damals ging. Schädler ist ja ziehml. [sic] vernünftig, dagegen Wellauer war die Triebfeder & der Grobian.

Nun Schluss f. heute & hoffe[,] Du bleibest gesund & stellst Dich finanziell auch bald wieder besser. Mache[,] dass Du gros[s] & fest wirst & spare kein Essen in dieser Zeit, wenn man presentieren [sic] will.

Mit herzl[.] Gruss Dein Bruder Willy.

Auch zum Absender des Briefs gibt es im Familien- und Firmenarchiv Fraefel, das sich im Staatsarchiv St.Gallen befindet, Fotos:

Willy Fraefel

Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, W 318/2.1 (Korrespondenz Willy Fraefel, 1914-1924) sowie W 318/2.2-11.7 (Willy Fraefel, geb. 1890), W 318/2.2-11.10-02 (Gallus Fraefel, geb. 1888), W 318/2.2-11.8  (Alfons Fraefel, geb. 1891, Bild von 1905) und W 318/1.2-05 (Beitragsbild, Vereinsfahne, hergestellt von der Firma Fraefel)

Maria Wenner 1913 und 1922

Dienstag, 17. Dezember 1918 – Erste Weihnachtswünsche

Maria Wenner-Andreae erhielt Weihnachtspost von ihrem Vater, Alexander Andreae (1846-1926). Sie war die zweitjüngste Tochter aus seiner zweiten Ehe mit Johanna Broecker, hatte vier Geschwister und fünf Halbgeschwister (aus der ersten Ehe ihres Vaters mit der 1883 verstorbenen Lily Stumpf). Das erste Porträt zeigt sie 1913 bei ihrer Verlobung, das zweite 1922 nach dem Krieg.

Der Brief enthielt auch diverse Mitteilungen zu anderen Familienmitgliedern.

Milano, li 17.12.1918

Geliebte Kinder & Kindeskinder.

Da noch allerlei dazwischen kommen könnte, will ich schon heute meine allerherzlichsten Weihnachtswünsche an Euch richten, in der stillen Hoffnung, dass Ihr Alle [sic] dies schwere Fest ohne irgendwelche Störung und recht friedvoll & freudenreich werdet vollbringen können! –

Gina wird es dem Christkinde abnehmen[,] Euch auch einige kleine Gaben in unserem Namen auf den Weihnachtstisch zu legen, da werden sicher unsere Gedanken auch dort sein und Antheil an Eurer Weihnachtsstimmung nehmen. –

Gott Lob fühlt auch die gute Mama sich wiedeer ein wenig kräftiger, die letz[t]e Zeit war ihr Puls ja wieder sehr schlecht & ihre Stimmung sehr gedrückt, das bleibt ja für uns leider eine grosse Sorge.

Heute empfing ich Alex’ens Brief vom 14 ct, worin er mir schreibt, dass er hoffe[,] den 23 o 24 ct bei uns zu sein[;] hoffentlich kommt er nicht zu spät.

Hans kam gestern recht erregt Abends [sic] nach hause [sic], weil man ihm f. Ende Januar gekündigt hat, H Stoppani erlaubt der neue Chef nicht einmal mehr[,] in die Fabrik zu kommen. Das ist nun auch wieder eine Sorge mehr für Hans & uns. Für Landwirthschaft hat er keine Lust, er hätte sich s. Zt. dazu bringen lassen[,] nur um den Eltern nicht zu widersprechen. Wolle Gott, dass bald was Richtiges für ihn finde: Lili schuftete sich gehoerig ab für Hans, für’s Asil, die Weihnachtsgaben für die Schwestern, übt auch mit diesen Choräle ein, & für das Home etc[.] dabei [sic] kommen nur zu oft Frau Conti, Fräulein [unlesbar, Pachou?], die Sängerin & Abends [sic] sitzt sie bis spät in ihrem Schlafzimmer, um noch «Stickereien» für Mama zu vollenden. Hoffentlich kappt sie uns nicht zusammen. – Von Pima kam heute ein Bericht, wonach es ihr besser geht, aber Erminio sei noch recht kopfmüde [sic] und habe viel verlernt. – Auch von August kam ein ½ englisch, ½ deutsch geschriebener Brief, den er im Mai angefangen, Mitte November fortgeschickt hat. Es sind 2 englische, socialistische Gedichte darin, die er einer Sozialistisch [?] Zeitung schickte. Povero Augusto, wenn er nur seine Weltverbesserung mit sich anfangen wollte. Er schreibt[,] dass er sich ein neues Haus baue, um es zu vermieten an Sommerfrischler, das Geld dazu nehme er aus dem Verkauf eines Theiles seines Terrains, das wird er am Ende nach und nach verbuttern? – Mit Minna ist er noch nicht versöhnt, faselt noch von Scheidung, es gaebe genug netter, junger Mädchen dort, die ihn gleich nähmen. – Zia Claudia hatte leider auch wieder eine Bronchitis, ihrer Teresa gab sie sechsfachen Monatsgehalt, die Entlassung & bin ich froh[,] diese unverschämte Person nicht mehr empfangen zu müssen.

Gina bitte ich auch[,] den verehrten Eltern Wenner, und der l. Silvia, Fatios, Schlaepfers meine besten Festwünsche auszusprechen. Mama & Lili wollen ja auch noch direct schreiben. So empfanget von mir Küsse & Grüsse in Hülle & Fülle.

Euer Euch sehr liebender

Papa.

Pima war die familieninterne Abkürzung und der Kosename von Pauline Maria Andreae-Andreae (1873-1953). Sie war die älteste Tochter von Alexander und Lily Andreae-Stumpf und ab 1891 mit einem Vetter ihres Vaters, Conrad Andreae (1863-1947) verheiratet. Conrad Andreae war Bankier in Frankfurt und deutscher Konsul in Genua. Die Villa des Ehepaars in Rapallo bildete einen Mittelpunkt des Gesellschaftslebens. Hier waren u.a. auch Cosima und Siegfried Wagner, Gerhart Hauptmann sowie Kurban Said (Essad Bey) zu Gast.

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, W 054/128.1.1918 (Korrespondenz Fritz und Maria Wenner-Andreae) und W 054/129.1 (Beitragsbild aus Fotoalbum Fritz und Maria Wenner-Andreae)

Portierhaus Kantonsspital

Freitag, 6. Dezember 1918 – Der Portier muss frieren

Was wie ein «Samichlaushäuschen» (Häuschen von St.Nikolaus) aussieht, ist der Plan zu einem provisorischen Portiershaus für das Kantonsspital. Am 6. Dezember 1918 publizierte die Baupolizeisektion der Stadt St.Gallen die entsprechende Visier-Anzeige. Das Häuschen sollte den Eingang zum Kantonsspitalgelände an der Rorschacherstrasse in St.Gallen markieren. Das Baugesuch erfüllte verschiedene Vorgaben der Bauordnung nicht: Der Bauabstand von der Strasse, die Konstruktion von Wänden, sowie die Höhenlage des Fussbodens über Terrain entsprachen den geltenden Vorschriften nicht. Die Baubewilligung wurde deshalb nur für ein Provisorium erteilt, und der Staat musste das Häuschen jährlich für eine Rekognitionsgebühr im Betrage von Fr. 10.- an die Stadtkasse kontrollieren lassen. Im fernern, heisst es in der Anzeige, wird verlangt, dass der Fussboden in genügender Weise von Erdfeuchtigkeit isoliert und eine Bedachung in hartem Material erstellt wird.

Der geplante Bau sollte laut Grundriss einen Schlafraum mit zwei Betten, eine Toilette und einen Schüttstein erhalten. Eine Heizung war nicht vorgesehen. Die Abwasserkanalisation hingegen ist auf den bewilligten Plänen im Detail koloriert nachgewiesen.

Kanalisationsplan

Wie aus den Plänen und den zugehörigen Akten hervorgeht, löste der Bau dieses einfachen Häuschens bei Stadt und Kanton einiges an administrativem Aufwand aus. So wurde die Visier-Anzeige vom 6. Dezember 1918 in Protokoll-Ausfertigung an das Kantonsbauamt für sich & zu Handen der Kantonsspitalverwaltung (samt Plandoppel & Revers) und an das Baudepartement des Kantons St.Gallen, sowie [als] Protokollauszug an die Baupolizei-Beamtung (samt Plönen), an das Kataster- und an das Kanalisationsbureau verschickt. Das Kanalisationsbüro der Stadt genehmigte den Kanalisationsplan mit Verfügung vom 17. Dezember (s. Stempel), und zwei Tage später hielt der Regierungsrat in einem Zirkulationsbeschluss fest:

Das Baudepartement unterbreitet dem Regierungsrat ein Baugesuch der Kantonsspitalverwaltung für ein provisorisches Portierhaus. Die projektierte Baute soll mit einer Entfernung von 2.88 m an die Rorschacherstrasse gestellt werden.

Da die ohnehin nicht hohe Baute auf die Nordseite der Strasse zu stehen kommt und eine Beschattung der Strassenfläche daher nicht eintreten wird, und weil ferner eine spätere Verbreiterung der Rorschacherstrasse nach Norden kaum jemals in Frage kommen wird, wird von der kantonalen Strassenverwaltung eine Einsprache gegen das den gesetzlichen Abstand von der Staatsstrasse [von 4.50 m] nicht einhaltende Bauprojekt eine Einwendung nicht erhoben.

Auf Bericht und Antrag des referierenden Departements hat daher der Regierungsrat am 19. dieses Monats auf dem Zirkulationswege

beschlossen:

Vorstehendem Baubewilligungsgesuch sei entsprochen.

Auch dieser Beschluss wurde als Protokollauszug verschiedenen Stellen zur Kenntnis gebracht: dem Bezirksamt St.Gallen zuhanden des Stadtrates St.Gallen, dem Kantonsingenieur und dem Kantonsbauamt zuhanden der Kantonsspitalkommission, letzteres mit Planbeilage, sowie samt Akten an das Baudepartement.

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, A 515/1.15-1.44 (Kantonsspital St.Gallen, Portierhaus, später abgebrochen: Text und Pläne)

 

 

Dorfplatz in Zuoz, 1915

Donnerstag, 5. Dezember 1918 – Noch ein Schwesternbrief

Auch Adele Berner-Wenner schrieb ihrer Schwester Silvia (vgl. Beitrag zum 3. Dezember 1918). Die Themen sind ähnlich wie im letzten Brief, es geht um den offenbar unzuverlässigen Postverkehr zwischen Italien und der Schweiz in den letzten Kriegstagen, um die Grippe und um einen allgemeinen Austausch über das Wohlergehen der weit verstreuten Familienmitglieder. Die verwitwete, alleinerziehende Adele Berner-Wenner erwähnt auch ihren Sohn, Alex, zu dem in früheren Beiträgen einiges zu erfahren war (vgl. Artikel zum 9. Juni 1917, 22. August 1917, 11. September 1917, 6. Oktober 1917 und 27. November 1917):

«Les Magnolias», Montreux, 5. Dec. 1918

Meine liebe Silvia, zwei liebe Briefe habe ich von Dir bekommen, während ich jetzt im Bellevue war, für die ich Dir sehr danke. Bitte sage auch Mama[,] dass ich ihr viel, vielmals für ihre beiden Briefe danke. Wir waren diesmal manche Woche ohne Nachrichten von Euch gewesen, & war es darum eine doppelt grosse Freude, als all› die lb. Briefe anlangten. – Es tut mir so leid zu hören[,] dass Fritz sich so langsam von der Grippe erholt, & noch recht angegriffen sei; hoffentlich hat er guten Appetit & kann sich wieder recht auffüttern. – Es war mir gar nicht recht[,] dass ich nur so spät auf Eure Geburtstage geschrieben habe, ich fürchte[,] dass die Briefe auch noch recht lang unterwegs waren. – Nachdem diesen Herbst so manches anders gegangen war, als ich erwartet hatte, so hat sich dann doch noch alles so gut gefügt. Ich konnte am 19[.] Nov. doch noch einmal nach Bellevue fahren & war sogar noch 3 Tage mit Alex zusammen dort. Für Alex war es gewiss viel besser[,] dass ich über seine Ferien nicht da war, denn er giebt sich immer viel natürlicher[,] wenn ich nicht dabei bin, & so hat er sich viel mehr an Pauls [gemeint ist die Familie von Paul] angeschlossen, was mich vollständig mit meiner Grippe ausgesöhnt hat. Man sah ihm an[,] wie sehr er die Ferien genossen hat, es hat ihm so gut getan[,] nach mehr wie [sic] 1 Jahr wieder eine Zeit in einem Heim zu verbringen. Nachdem Alex weg war[,] blieb ich noch 1 Woche, bis zum letzten Samstag bei Pauls, & habe es noch furchtbar genossen. Es war diesesmal [sic] besonders gemütlich, weil Paul ein System herausgefunden hatte, wie man mit wenig Holz den calorifère anheizen konnte, um den salon [sic] ganz schön warm zu bekommen, & das Treppenhaus vollständig zu temperieren. Es ist aber auch dieses Jahr viel weniger kalt als das letzte, was ich ungemein geniesse, denn um diese Zeit hatte man schon 2 Monate wirklich gefroren. – Am Samstag kam ich hieher, & fuhr von Lausanne nach Vevey mit Frau Ella’s Mann zusammen, was mich sehr freute. Gaspard’s geht es gut, & er erträgt die grosse Arbeit, die alle Aerzte wegen dieser langen Epidemie haben, recht gut. Die Grippe hatte schon abgenommen, als man leider wieder mobilisieren musste, & da ist sie wieder stark aufgeflackert. Es sind jetzt hunderte von unseren Soldaten & Offizieren in Glion zur Erholung. Das Wetter ist prachtvoll & sonnig. Ich wollte eigentlich nur bis heute bleiben, aber da morgen Pauls kommen, & den Nachm. & die Nacht hier bleiben, da sie am Samstag weiter fahren, so habe ich gern noch 2 Tage zugegeben. Das Reisen ist jetzt recht schlimm. Ich werde um 7 Uhr den Tram nach Vevey & dort die Bahn nach Chexbres nehmen müssen, um den Zug von Lausanne zu treffen, & dann komme ich um 5 Uhr an; anders geht es nicht. Aber man will das gern ertragen, in der Hoffnung[,] dass bald wieder bessere Zeiten kommen, & unser Schweizerland auch wieder den inneren Frieden erlangen wird. – Wenn Du die Collecte für die Zambézias [?] machen wolltest, so wäre es mir sehr recht, & ich hoffe[,] Du könnest das notwendige aus den Büchern ersehen. Du wirst sehen[,] dass die Beiträge zu L. 6.- meistens in 2malen, im Frühling und Herbst eingezogen sind, da es den Leuten so lieber ist.

Ich werde Dich im nächsten Brief gern bitten[,] einige Weihnachtsgeschenke für mich auszuteilen, & bin Dir sehr dankbar für Deine Mühe. – Alex schreibt, dass man sie sehr streng arbeiten lasse, & dass man vom 26. bis 31. Dec. wahrscheinlich Schule halten werde, & so gehen wir wo[h]l nicht mehr nach Zuoz. Wie sehr werde ich wieder an Euch alle denken in den Weihnachtstagen, wie ein Traum kommt mir manchmal dieses ganze Jahr vor. Ich bin heute seit 11½ mit Lise allein zu Hause, das Gaspard’s bis zum Abend in Lausanne sind. Marcelle interessiert sich immer so für alles, dass man nie fertig ist mit erzählen & reden. – Ich habe mich Gottlob [sic] sehr gut erholt & fühle mich nun viel wohler als im Herbst. Grüsse Eltern & Geschwister & die Bübchen sehr herzlich & sei Du selbst von Herzen umarmt von Deiner Schwester Adele Berner.

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, W 054/127.4.2 (Korrespondenz Silvia Wenner) und W 132/2-112 (Beitragsbild: Album Gebirgsschützenbataillon 8: Aktivdienst 1914-1918, Dorfplatz von Zuoz, 1915)