Unter den Fachschul-Nachrichten der Mitteilungen über Textil-Industrie, Ausgabe Dezember 1918, findet sich folgende Notiz:
Die Webschule Wattwil unternahm am Donnerstag vor Weihnachten noch eine Exkursion nach Bütschwil, um die Weberei der Firma Wirth & Co. zu besichtigen. Im Verlaufe der letzten zwei Jahre wurde die dort bestehende Webereianlage, welche vorher bekanntlich der Firma Birnstiel, Lanz & Co. A.-G. gehörte, durch einen modernen Neubau erweitert. In demselben kamen nur Steinen-Rüti-Automaten zur Aufstellung. Inzwischen sind auch die früher mit Buntwebstühlen und Mousselinewebstühlen bestellten Websäle geräumt worden, um ebenfalls Automaten Platz zu machen. Bis jetzt sind bereits 560 Automaten in Betrieb und 200 solcher werden im nächsten Jahre noch dazu kommen, sodass Bürschwil die grösste Weberei ihrer Art in der Schweiz sein wird. Wenn alles wie vorgedacht fertig ist, dürfte diese Weberei aber auch eine der schönsten im Lande sein.
Es wird mit Gruppenantrieb gearbeitet, soweit nicht Einzelantrieb für gewisse Maschinen notwendig war. Die nötige Elektrizität für die Motoren erzeugt die eigene Wasserkraft, denn auch die Turbinenanlage hat eine Umgestaltung erfahren. Letztere ist dadurch besonders interessant, dass eine Turbine mit einer Bergtransmission in Verbindung steht, welche die Kraft nach der etwa 40 Meter höher liegenden Weberei überträgt. Man nimmt unwillkürlich an, dass dadurch viel Energie verloren geht; aber die Anlage ist ganz vorzüglich ausgeführt, sodass sie mit einem Nutzeffekt von 98 Prozent arbeitet.
Sowohl für die Lehrer, wie für die Schüler war der Besuch dieses Etablissements sehr instruktiv und führte zur Ueberzeugung, dass hier ein Industrieller seinen Reichtum wieder in eine Quelle des Verdienstes für Hunderte von Leuten verwandelt hat. Auch durch den nachfolgenden Rundgang durch die Zwirnerei Dietfurt, und durch den Blick in die neugeschaffenen Betriebsmaschinen-Räume wurde eine Grusszügigkeit offenbart, die sich nur mit reichen Mitteln vereinbaren lässt. Jedenfalls wird auch die Spinnerei noch diesem Zuge folgen in den nächsten Jahren, obgleich eigentlich schon längst viele innere Erneuerungen durchgeführt wurden. Es ist ungemein erfreulich, ein solches Werk der Textilindustrie der Neuzeit entsprechend umgestalten und entwickeln zu sehen. Darum möchten wir Herrn Wirth auch durch diese Zeilen unseren Dank zum Ausdruck bringen.
A. Fr.
Auf dem Beitragsbild ist die Klasse von 1916 der Webschule Wattwil zu sehen, zusammen mit dem langjährigen Direktor Andreas Frohmader (1870-1973, Direktor von 1902-1943).
Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, W 310/15-13 (Mitteilungen über Textil-Industrie, 25. Jg., Nr. 23/24, Dezember 1918; Einfügung zusätzlicher Absätze der besseren Lesbarkeit wegen) und W 310/19-6.2 (Beitragsbild)