Dienstag, 1. August 1916 – Nationalfeiertag im Jahr 1916

Oben: Postkarte Nr. 97 aus der Edition/dem Verlag G. Jaeger, Genf, auf der Rückseite mit den Aufschriften in deutsch und französisch: Erinnerungspostkarte an den Pflege-Aufenthalt der kranken Kriegsgefangenen in der Schweiz / Carte postale commémorative de l’hospitalisation en Suisse des prisonniers malades

Postkarte_Schwur

Postkarte Nr. 240 aus dem Verlag A. Ruegg-Koch, Zürich 1, auf der Rückseite mit den Aufschriften in deutsch und französisch: Carte commémorative du 1. Août „Nous voulons être un seul peuple de frères“ und Erinnerungs-Postkarte zum 1. August „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern“

Postkarte_Helvetia

Postkarte zum 1. August der Edition/dem Verlag G. Jaeger in Genf

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, W 207 (Postkarten zum Bundesfeiertag aus dem Album „Aus den Kriegszeiten“, zusammengestellt von Joseph Otto Ferdinand Fischer (1892-1967)

Samstag, 22. Juli 1916 – Die Sekundarlehramtskandidaten besuchen Burgen und Schlösser am Rorschacherberg und baden im Alten Rhein

Bericht von der Burgenexkursion am 22. VII. 16.

1155 fuhr der Zug in St.Gallen ab. Im Eisenbahnwagen wurden die Berichterstatter gewählt. Man beschloss nämlich 2 zu wählen, einen für die Burgen und einen für das Übrige. Für das Erstere wählte man Zuppiger, für das Letztere Weinmann. Eilig gings nun an Wiesen und Feldern vorbei und bald langten wir in Goldach an. Wir marschierten nun durch das Dorf. Herr Hausknecht machte uns darauf aufmerksam, wie sich hier die Toggenburger- und Thurgauerhäuser treffen. Links an der Strasse steht nämlich ein grosser thurgauischer Fachwerkbau, daneben ein altes Toggenburgerhaus mit Butzenscheiben. Als wir aus dem Dorfe kamen, tauchte plötzlich der Bergfried des Möttelischl[osses]., halb versteckt hinter den Bäumen auf. Wir langten bald darauf vor dem Tore des Burggrabens an. Hier liegt ein sogenannter „Punteliasgranit“, der in der Eiszeit vom Tödi mitgenommen wurde. Im Schlossgarten erzählte uns Herr Hausknecht die Geschichte (näherer Berichterst. Zuppiger) Nachher marschierten wir weiter, und bald sah man nur noch den Turm, dann verschwand auch dieser, denn wir waren in einen Wald getreten. Es dauerte nicht lange, so hatten wir ihn durchkreuzt. Da bot sich ein ganz neues Bild. Unten sah man den blau-grünen Bodensee und Rorschach und am Bergabhang die weissgetünkten Mauern des St.Annaschlosses. Auf einem schmalen Fusspfade gelangten wir auf die Strasse, die nach dem Schlosse führt. Wir betrachteten es zuerst und suchten uns dann ein schönes Plätzchen aus. Auf diesem erzählte uns Herr Hausknecht wieder die Geschichte (nähere Berichterst. Zuppiger). Dann zogen wir unter fröhlichem Singen weiter. Die Lieder liessen aber noch viel zum Wünschen übrig! Etwa nach einer halben Stunde langten wir beim Schloss Wartensee an. Herr Hausknecht sagte uns, dass das Schloss keine bedeutende Geschichte habe. Es sei jetzt in privaten Händen, und darum könne man nicht hinein gehen. Auf dem Abhange desselben hielten wir eine Rast. Der, in Rucksä[c]ken mitgebrachte „Zvieri“ war bald verschlungen, und nun gings im Sturmschritt den Abhang hinunter bis nach Staad. Links und rechts sah man nicht selten kleine Wiesen, auf denen Fischernetze ausgebreitet waren. Wir näherten uns allmählich der Landzunge, auf der man nach der Rheinmündung gelangen kann. Wir konnten jedoch nicht auf dem Fusspfade gehen, denn es war alles überschwemmt. Die Maisfelder standen meistens einige Centimeter unter Wasser. Nach und nach mussten wir auf dem Damme gehen, denn links und rechts davon hatte das Wasser eine beträchtliche Höhe erreicht. Endlich kamen wir an der ersehnten Stelle an, denn der Tag war heiss, und ein kühles Bad tat einem wohl. Bald plätscherten wir in den alten Rhein hinaus. Hie und da verspürte man einen heftigen Schmerz an den Füssen, denn die Schilfstoppel wirkten nicht gerade angenehm an den Füssen. Im Rhein draussen spielten wir „Fangis“. Als wir uns genug getummelt hatten, kehrten wir wieder zurück. Wir waren aber stark mit Schlamm bespritzt, der beim herumspringen [sic] aufgewühlt wurde. Nach dem Ankleiden stand in der Wirtschaft Sirup und Brot bereit. Während des Essens schrieben wir Hedy einige Karten. Nachher machten wir einige Spiele. Guggi fiel dabei in eine grosse Pfütze, und wurde pudelnass. Natürlich wurde er tüchtig ausgelacht. Nur zu schnell rückte die Zeit vor und wir mussten schon den Rückweg antreten. In Staad wollten wir noch das Schloss Warteck [Wartegg] besichtigen. Da aber die Bahnschranken für 10 Minuten geschlossen waren, gingen wir der Seestrasse entlang. In Rorschach machten wir nochmals eine kleine Rast am Ufer des Sees und betrachteten noch den prächtigen Sonnenuntergang. Dann stiegen wir in den Zug, und fuhren unter fröhlichem Singen wieder heim.

Der Berichterstatter:

A. Weinmann IIÜ. [2. Klasse der Übungsschule]

Ernst Hausknecht2

Dr. phil. Ernst Hausknecht-Derendinger (1883-1928) unterrichtete Deutsch, Französisch und Geschichte an der Übungsschule für angehende Sekundarlehrer in St.Gallen. Die Ausflüge, die er mit den Lehramtskandidaten unternahm, waren geprägt von seinen Erfahrungen und seiner Einstellung als Präsident des Bezirksturnverbandes von St.Gallen und Umgebung sowie als Präsident des Schweizer Wandervogels (Schweizerischer Bund für alkoholfreie Jugendwanderungen) und als Initiant der Ortsgruppe St.Gallen dieser Vereinigung.

Vergleiche zu seiner Person auch die Beiträge vom 23. Februar und  20. März!

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, B 012/5.2 (Bericht) sowie ZMA 18/02.09-02 (Mötteli-Schloss zwischen Goldach und Rorschacherberg, um 1920; Foto Editione Art. Perrochet Matile, Lausanne) und B 012/8.1.24 (Porträt Ernst Hausknecht)

Innovationspreis für «Zeitfenster 1916»

Der History Blog des Staatsarchivs St.Gallen gehört zu den diesjährigen Preisträgern des Innovationspreises der Staatsverwaltung des Kantons St.Gallen. Das Projekt wurde mit dem 3. Rang ausgezeichnet. Die Jury lobte, dass der Zeitfenster-Blog schwere Geschichte leicht verdaubar vermittle.

Innovationspreis UrkundeDas «Zeitfenster 1916» hat uns zu «Statistikjunkies» gemacht: Über 60’000 Klicks auf die Website seit Anfang 2016 und mehr als 260 Followerinnen und Follower auf Twitter können wir nachweisen. Das ist eine stattliche, nicht erwartete Bilanz für ein Projekt, das im Wesentlichen alte Geschichten aufwärmt. Wir freuen uns sehr über das Interesse an den Beiträgen und wünschen uns für die zweite Hälfte des Jahres weiterhin solchen Zuspruch.

Als fleissige Blogleserinnen und -leser haben Sie wesentlich zu diesem Erfolg beigetragen – wir danken Ihnen herzlich und wünschen Ihnen weiterhin viel Vergnügen an und Interessantes in unseren Beiträgen. Und wir danken all jenen jetzt schon, die auch künftig Werbung für das «Zeitfenster 1916» machen!

Herzliche Grüsse

Die Projektbeteiligten aus dem Staatsarchiv und der Staatskanzlei des Kantons St.Gallen

Zur Medienmitteilung: http://www.sg.ch/news/1/2016/06/projekt-gegen-fachkraeftemangel-gewinnt-innovationspreis.html

 

 

Donnerstag, 1. Juni 1916 – Jesu Himmelfahrt im Schulbuch

1916 fiel der Auffahrtstag auf den 1. Juni.

Vier Jahre zuvor hatte die evangelische Synode des Kantons St.Gallen die Einführung eines neuen Lehrmittels für biblische Geschichte erlaubt. In der fünften Primarschulklasse sollte die Auffahrt Jesu anhand des folgenden Texts behandelt werden:

Die Himmelfahrt Jesu.

(Matth. 28. Mark. 16. Luk. 24. Apostelg. 1.)

  • Vierzig Tage lang blieb der Auferstandene auf Erden, zeigte sich mehrmals seinen Jüngern und redete mit ihnen vom Reiche Gottes. Auf einem Berge in Galiläa, wohin er sie beschieden hatte, trat er abermals zu ihnen und sprach: «Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe! Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden, wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.»
  • Als er sie zum letztenmal [sic] versammelt hatte in Bethanien, gebot er ihnen, nicht aus Jerusalem zu weichen, sondern dort zu warten, bis die Verheissung des heiligen Geistes an ihnen in Erfüllung gegangen wäre. Da ihn seine Jünger fragten, wann er das Reich Israel wieder aufrichten werde, sprach er zu ihnen: «Es gebührt euch nicht, Zeit und Stunde zu wissen, welche der Vater seiner Macht vorbehalten hat, sondern ihr werdet Kraft empfangen, wenn der heilige Geist auf euch kommt, und werdet meine Zeugen sein zu Jerusalem, in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Welt.»
  • Nachdem er solches gesagt hatte, hob er die Hände auf und segnete sie. Und es geschah, da er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel. Als sie ihm nachsahen, standen zwei Männer in weissen Kleidern bei ihnen und sagten: «Ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr und sehet gen Himmel? Dieser Jesus, welcher von euch aufgenommen ist gen Himmel, wird wieder kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren.» Hierauf kehrten die Jünger mit grosser Freude wieder nach Jerusalem zurück. Sie waren allezeit im Tempel, priesen und lobten Gott.

 

Ephes. 1,22. Gott hat alle Dinge unter seine Füsse getan und hat ihn gesetzt zum Haupt der Gemeinde über alles.

Joh. 14,2. Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten.

Matth. 28,20. Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Kol. 3,1. Seid ihr mit Christus auferstanden, so suchet, was droben ist, da Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes!

Siegesfürst und Ehrenkönig,

Du verklärte Majestät,

Alle Himmel sind zu wenig,

Du bist drüber hoch erhöht!

Sollt› ich nicht zu Fuss dir fallen,

Nicht mein Herz vor Freude wallen,

Wenn ich gläubig, Herr, betracht›

Deine Hoheit, deine Macht?

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, ZNA 04/0087 (Text und Bild: Biblische Geschichte für den evangelisch-protestantischen Religions-Unterricht. St.Gallen, 1912)

Samstag, 27. Mai 1916 – Tüchtiger Sticker und tüchtige Fädlerin gesucht

Inserate im Anzeigenteil der Zeitschrift «Die Stickerei-Industrie» (Auszug):

Zu verkaufen aus Gesundheitsrücksichten ein fast neues Haus mit 6/4 Spezialmaschine, vollständig auf Langware montiert. Sämtliche Röhren und Anwindstuhl vorhanden. Zu erfragen bei Frau Forrer, Feld, Bütschwil.

Gesucht: Tüchtiger Sticker für Monogramm auf Sticharbeit und eine tüchtige Fädlerin. Hoher Lohn. Eintritt sofort. Math. Litscher, Fabrikant, Sevelen.

Stickereien-Einkauf jeder Art in roh und gebleicht Resten, Retourstreifen und Tüchli, Schiffli- und Hand-, sowie Plattstichwaren gegen bar Biedermann & Cie., St.Gallen, 4 Poststrasse 4

Stickfachverein Gossau. Gemeinsamer Spaziergang am Auffahrtstage, laut Beschluss. Abmarsch vom Verein[s]lokal aus punkt 1 Uhr mittags. Zahlreiche Beteiligung erwartet Der Vorstand.

Stickerheim mit ganz guter 4/4 Maschine und womöglich mit etwas Boden zu pachten gesucht. Offerten an Postfach 2653, Filiale Kaufhaus, St.Gallen.

Unterzeichneter wünscht einen 12er Tüchli-Apparat zu kaufen. K. Ittensohn in Will.

Prima Existenz. Grössere Sticker-Familie mit weiblichen Hilfskräften gesucht in kleinere Stickerei auf dem Lande. Gutbezahlte, sichere Beschäftigung auf Monogramm, Tüchli oder Band. Schöne, grosse, sonnige Wohnung vorhanden. Ed. Engelberger, Stickerei, Feldmoos, Thal.

Fädelmaschinen neuester bewährtester Konstruktion (speziell für Seide), sowie gut reparierte unter Garantie in jeder Preislage. Reparaturen sämtlicher Systeme. Ad. Boner, Masch.-Werkstätte, Bruggen. Telephon 1557.

Zu verkaufen oder zu verpachten: Ein Haus mit guter Stickmaschine 4/4 an sonniger, schöner Lage im Dicken-Nesslau von J. Steiger-Wagner, Neu St.Johann, Obertoggenburg.

Zu verpachten im Rheintal 2 Stickerheime mit prima 4/4 Tüchlimaschinen. Offerten unter Chiffre P. 170 St. an die Schweiz. Annoncen-Exped. Haasenstein & Vogler, St.Gallen.

P.P. Den Anfragen um Auskunft über Inserate in der Stickerei-Industrie sind stets 20 Cts. in Marken beizufügen. Haasenstein & Vogler St.Gallen.

Stickereifabrik Sevelen

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, W 017/5 (Die Stickerei-Industrie, 32. Jahrgang, Nr. 11) und ZMH 72/002 (Stickereifabrik Sevelen)

 

Ansichtskarte von Rheineck mit Osterhase

Ostersonntag, 23. April 1916 – Gedicht im Drittklasslesebuch

Beitragsbild: Sekundar- und Primarschulhaus in Rheineck, ca. 1900

Der Erziehungsrat des Kantons St.Gallen gab 1916 unter anderem ein neues Lesebuch für das dritte Schuljahr der Primarschulen heraus. Darin findet sich folgendes Gedicht:

91. Ostern

 

Die Frühlingssonne

steigt auf im Ost,

bringt neue Wonne

nach Schnee und Frost.

 

Die Blümlein schliefen

und sind erwacht

aus Grabestiefen

und Wintersnacht.

Und froh erwachet

nun Berg und Tal

und grüsst und lachet

zum goldnen Strahl[.]

Aus Grabesbanden

ist Gottes Sohn

auch auferstanden

zum Himmelst[h]ron.

 

                                    Christ ist erstanden!

                                    Tönt’s fern und nah.

                                    Christ ist erstanden!

                                    Hallelujah!

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, ZNA 01/0204 (Lesebuch für das dritte Schuljahr der Primarschulen des Kantons St.Gallen, hg. vom Erziehungsrat, Gossau 1916) und W 238/02.14-06 (Ansichtskarte von Rheineck, herausgegeben bei Gebr. Metz, Basel)

Sonntag, 5. März 1916 – Asbestteller und Eternitplatten in der Skihütte Bächen des SAC St.Gallen

Am 5. März besuchten Fritz Rau u. Familie 5 Personen die Skihütte Bächen des SAC St.Gallen. Gleichzeitig war auch E. Hartmann in der Hütte. Am 6. und 7. März wurde die Hütte von Walter Scherrer, Mitglied des SAC St.Gallen, belegt. Eine Übernachtung kostete 50 Rappen pro Person.

 Hüttenbuch-Auszug

 

 

Ende April 1916 wurde die Hütte ausgeräumt und ein Inventar erstellt. Sie enthielt: 19 Wolldecken, 2 Kissenüberzüge, 1 Strohlagerüberzug, 6 Paar Holzschuhe, 5 Paar Finken, 1 Wasserkessel, 2 Emailpfannen mit Deckel, 1 Milchkrug, 1 Teekrug, 5 Teller, 2 Tassen, 6 Löffel, 5 Messer, 5 Gabeln, 5 Asbestteller [sic!], 4 Eternitplatten [sic], 1 Nachtgeschirr, 1 Beil, 2 Schaufeln, 1 Tischbesen, 1 Fegbürste, 1 Schweizerfahne. Es fehlten: 1 Stallaterne und 1 Besteckkorb.

Im Winter 1915/16 hatten insgesamt 80 Personen die Hütte besucht. Ski-Heil auf nächsten Winter! Der Ski-Obmann.

Foto Bächen-Hütte

Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, Wy 023 (SAC St.Gallen, Skihüttenbuch)

Montag, 21. Februar 1916 – Ein Schuhdieb wird gesucht

274) Unbekannter, 22-24 Jahre alt, anscheinend Metzger, ca. 165 cm. Gross, ziemlich besetzt, hat blonde Haare, dito Schnurrbärtchen, spricht hiesigen Dialekt, trug gelbbraune Kleidung und gelbe Metall-Uhrkette; ist des Diebstahls von 3 Paar Schuhen, wovon eines beigebracht, im Wert von Fr. 50.- beklagt; sollen beide dem Polizeiuntersuchungsamt der Stadt St.Gallen zugeführt werden.

Wer sich auf redlichem Weg mit Schuhen eindecken wollte, konnte sich bei Conrad Müller, Chaussures, zum «Weinfalken» am Marktplatz eindecken. Die Fortschritt-Stiefel gab es in St.Gallen nur bei Müller zu kaufen. Im Angebot waren auch Gummi-, Turn- und Holzschuhe, Anfertigungen nach Mass sowie Schuhreparaturen, die gemäss dem Briefkopf der Firma prompt ausgeführt werden.

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, ZA 261 (Ausschreibung im St.Galler Polizeianzeiger, Bd. 16, Nr. 6, S. 21), ZMH 64/311 (Briefkopf der Firma Conrad Müller)

 

 

Sonntag, 13. Februar 1916 – Schweizer Uhrmacherfamilien werden aus dem Elsass evakuiert

Fallbeschreibung des Komitees für die Wiedergutmachung schweizerischer Kriegsschäden:

Frau E. Hager-Studer, Porrentruy

25 Jahre Inhaber eines Uhren-

Vergolder-Ateliers in Pfetter-

house [im Sundgau, Elsass]. Am 13. Febr. 1916 evakuiert

durften nur Traglast mitnehmen.

Nach Waffenstillstand [1918] nichts

mehr von Zurückgelassenem vor-

handen. Verlust durch Behörde

auf Frs. 44,000.- geschätzt.

Versicherungen ebenfalls ent-

wertet.

Bei Kriegsausbruch wurde das

Atelier geschlossen, da 5 Mann

mussten in der Schweiz, 4 in

Deutschland sich stellen.

Pfetterhouse liegt im Dreiländereck Schweiz-Frankreich-Deutschland. Zur Zeit des Ersten Weltkriegs befanden sich dort etliche Niederlassungen von Schweizer Uhrmachergeschäften.

Das Komitee für die Wiedergutmachung schweizerischer Kriegsschäden listete noch weitere Betroffene auf, die in Pfetterhouse Schaden erlitten hatten (Emile Comment, D. Chételat, Charles und Henri Degoumois, Jules Domont, Alcide Lallemand, die Erben Merguin, J. Richardet, R. Stauffer, Roger Voirol, Léon Voirol, Witwe Walzer).

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, W 292/1.2.3 (Komitee) und P 909 (St.Galler Tagblatt, Februar 1916)