Donnerstag, 20. Juli 1916 – Die Gebrüder Bühler in Uzwil patentieren ein Verfahren zur Herstellung von Briketts

Auch Brennstoffe gehörten zu den Mitteln des täglichen Bedarfs, die in Kriegszeiten rar und teuer waren. Die von den Gebrüdern Bühler in Uzwil eingereichte Patentschrift zu einem Verfahren zur Herstellung von Briketts war deshalb hochaktuell. In der Begründung hielten die Erfinder fest:

Man hat schon vorgeschlagen, zur Herstellung von Briketts Brennstoffe, wie z.B. Lokomotivlösche, Koksgriese, Kohlenstaub, Sägespäne etc., mit Torferde zu binden. Torferde ist der Abfallstoff bei der Gewinnung von Torf. In diesem Falle ist die Torferde mehr Bindemittel als Heizmittel, weil ja bekanntlich Erde, Lehm und dergleichen Bestandteile der Torferde viel Asche bilden und wenig Heizwert haben.

Um nun anstatt eines in bezug auf seinen Heizwert geringen Bindemittels ein hochwertiges Bindemittel, d.h. ein nicht nur als Bindemittel, sondern auch als Heizmitel hochwertiges zu verwenden, wird nach der vorliegenden Erfindung der Brennstoff mit Torf selbst und nicht mit dem bei der Torfgewinnung sich ergebenden Abraum, z.B. Torferde, gebunden. Hierdurch wird der Heizwert der Brikette erhöht, und es werden so hochwertige Brennprodukte erzielt. In diesem Falle ist nämlich der Torf Bindemittel und Heizmittel zugleich und nicht nur ersteres allein oder hauptsächlich.

Zur Ausführung des Verfahrens werden die Brennstoffe mit dem Torf gebunden und zu Briketten gepresst. Die Pressung kann in nassem Zustand, z.B. auf einer Schneckenpresse oder auf einer Walzenpresse, erfolgen.

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, ZW 2 C/12b-073900 (St.Galler Patentschriften) und Wy 102 (Kohlenabbau bei Uznach zur Zeit des Ersten Weltkriegs)

Donnerstag, 29. Juni 1916 – Der Krieg bereitet auch den Elektrizitätswerken Sorgen

Auszug aus dem 2. Quartalsbericht (März bis Mai 1916) des Direktors der St.Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke SAK zuhanden des Verwaltungsrates:

Kommentar

zu Seite 1 des II. Quartalrapportes (pro März-Mai 1916)

Die Stromkonsumabnahme von 13,1% gegenüber dem I. Quartal ist eine anormal grosse (als normal darf die letztjährige Differenz von rund 5% bezeichnet werden); sie erklärt sich in der Hauptsache aus der ausserordentlich ungleichmässigen, stossweisen Produktionstätigkeit unserer Industrie, bedingt durch die wiederholten Hemmungen in der Rohmaterialzufuhr. So hatten wir im I. Quartal, d.h. zu Beginn des Winters, eine momentane ausserordentliche Steigerung gewisser industrieller Produktionen zu verzeichnen und in Verbindung damit ein rapides Anwachsen des Kraftbedarfes. Schon seit Februar aber und bis zum Monat Mai hat diese Hausse sich allmählich wiederum in eine Depression umgewandelt, und dementsprechend sind auch unsere Stromabsatzziffern ständig gesunken.

Es handelt sich demnach bei dem prozentualen Missverhältnis zwischen den Konsumziffern des ersten und zweiten Quartals um die Einwirkung von Faktoren, die in den anormalen wirtschaftlichen Zuständen begründet, somit durchaus vorübergehender Natur sind und keinerlei Schlüsse auf den weitern Verlauf unserer Stromabsatzkurve zulassen. Im allgemeinen kann ja, ungeachtet der durch den Handelskrieg verursachten Schwankungen, ein stetig steigender Stromabsatz konstatiert werden; so haben wir im Berichtsquartal immerhin noch eine Mehrabgabe von ca. 755000 kWh gegenüber dem gleichen Quartal des Vorjahres zu verzeichnen.

[…]

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, B 001/2-2.6-2 (Protokoll) und B 001/6-1.1-53.01 (Dampfturbine im Elektrizitätswerk Kubel mit einer Leistung von 3000 PS, in Betrieb von 1907 bis 1931)

Montag, 22. Mai 1916 – Es wird gewarnt vor elektrischen Anlagen

Bekanntmachung und Warnung betreffend elektrische Starkstromanlagen.

1196) Wir setzen hiermit in Kenntnis, dass die neue Hochspannungsleitung Kohlbrunnen-Mutwil-Harswil-Niederwil am 28. Mai 1916 unter Spannung gesetzt wird.

Bei dieser Gelegenheit machen wir höflich auf die in der Umgebung angeschlagenen Plakate betreffend das Verhalten gegenüber elektrischen Starkstromanlagen, sowie betreffend Rettung von durch den elektrischen Strom Betäubten aufmerksam. Im fernern verweisen wir auf die Strafbestimmungen des Bundesgesetzes vom 24. Juni 1902 und warnen auch dringend davor, wegen der damit verbundenen Lebensgefahr, Stangen dieser Leitungen zu erklettern, Gegenstände irgend welcher Art nach den Leitungen zu werfen oder sonstwie Beschädigungen an denselben vorzunehmen. Fehlbahre [sic] müssten wir rücksichtslos den zuständigen Gerichten zur Aburteilung überweisen.

Gleichzeitig möchten wir jedermann dringend ersuchen, beobachtete Defekte, wie gebrochene Stangen, gerissene Drähte oder Ankerseile, überhaupt jede Unregelmässigkeit an unsern Anlagen, unserm Bureau in St.Gallen (Telephon 236) oder dem Platzmonteur in Uzwil (Telephon 90) zu melden. Der Melder erhält eine angemessene Prämie. Auslagen, welche durch die Meldung entstehen, werden ausserdem zurückvergütet.

St.Gallen, den 22. Mai 1916.

St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke A.-G.

Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, ZA 001 (Bekanntmachung im Amtsblatt für den Kanton St.Gallen, 91. Jg., Bd. I, Nr. 21 vom 26. Mai 1916, S. 947) und ZMH 27/011 (Abbildung von 1921: Eine Frau sitzt an einer elektrischen Maschine, die Licht produziert, links am Boden befindet sich ein «Accumulator“)

Samstag, 20. Mai 1916 – Die Ingenieure und Architekten gehen auf Exkursion

Beton war Anfang des 20. Jahrhunderts der neuste und modernste Werkstoff, dem sich Ingenieure und Architekten mit entsprechendem Interesse widmeten. Auf dem Bild sind Arbeiter der Bodensee-Toggenburg-Bahn beim Betonmischen zu sehen (Fotograf unbekannt, 1909).

Excursion nach dem Kraftwerk-Bau Olten-Gösgen

20. Mai 1916

Abfahrt der 12 Teilnehmer 820 Morgens [sic] nach Olten. Ein schöner Maientag war dieser Excursion beschieden. Gleich nach Ankunft in Olten wurde das Mittagsmahl im Bahnhofrestaurant eingenommen & um 1h zur Besichtigung des sich im Bau befindlichen Wehres abmarschiert.

Von dort gings dem ca. 5 km langen Canal entlang zur Baustelle des Maschinenhauses bei Nieder-Gösgen, wo speziell die Erstellung der Turbinen-Ablaufcanäle in armiertem Beton grosses Interesse bot. Hierauf zog man nach Schönenwerd, wo ein Abendschoppen allseits sehr willkommen war & den Vertretern der Bauleitung & der Unternehmer für die freundliche Aufnahme & Führung der Dank der Teilnehmer ausgesprochen wurde. Mit dem Eindruck[,] eine wohlgelungene, lehrreiche Excursion mitgemacht zu haben[,] erreichte man 10h Abends [sic] wohlbehalten wieder unsere Vaterstadt.

C.K. [C. Kirchhofer, Ingenieur, Präsident der Sektion St.Gallen]

Mit Brief vom 17. Mai hatte der Präsident des Vereins, Ingenieur C. Kirchhofer, im Bahnhofbuffet Olten für ca. 15 Personen ein aus 2 Gängen & Dessert bestehendes Essen bestellt. Am 29. Mai verfasste er ein Dankschreiben an Herrn Oberingenieur A. Moll, Kraftanlage, Olten-Gösgen.

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, Wy 024 (Sektion St.Gallen des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins, Bericht über eine Exkursion; Protokollbuch und Copie de lettres) und BTN 1/1.1-567 (Fotografie)