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Dienstag, 10. April 1917 – Frühlings- und Sommermode 1917 (Teil 2)

Fortsetzung des Berichts vom 8. April, neben den genannten Trends ist auch die bestickte, sogenannte russische Bluse en vogue:

In Sommerkleidern dürfte die Auswahl recht gross werden. Neben Kreppgeweben werden Voilestoffe, meistens aus Baumwolle, gebleicht, gefärbt, bedruckt oder bestickt, eine Hauptrolle spielen. Gewöhnlich kommen bei den Frühjahrsrevuen die leichten Sommerkleider bei den Vorführungen etwas zu kurz; das Gesehene lässt aber namentlich für die jüngere Damenwelt recht reichhaltige und geschmackvolle Ausführungen voraussehen. Die russische Bluse aus Krepp oder Voile, mit zartfarbigen Stickereien verziert, wird dabei ziemlich Erfolg haben.

In Kinderkleidern, die dieses Jahr auch vorgeführt wurden, spielen die vorgenannten leichten Stoffe die Hauptrolle, auch Batiste- und Rohseidengewebe, bedruckt oder bestickt, eignen sich gut hiefür. Für Sommerartikel könnte unsere schweizerische Plattstichweberei mit hübschen Neuheiten sich jedenfalls noch mehr Eingang verschaffen.

Der Hauptaufwand ist in Abend- und Gesellschaftskleidern gemacht worden, in denen wirklich vornehme und geschmackvolle Kleider vorgeführt worden sind. Als Stoffe sind qualitätsreiche Satins, wie satin duchesse, satin merveille, satin élégant verarbeitet worden, dazu Tüll oder Spitzen oder Perlstickereien. Namentlich in Schwarz mit farbigen Corsages sind reiche Kostüme vertreten, wobei schwarzer broschierter Tüll die leuchtende farbige Seide dämpft und anderseits Gold- oder Silberspitzen zu reicherer Garnierung dienen. Seidenstoffe spielen für Abendkleider eine hervorragende Rolle, wobei neben weichen glänzenden Geweben auch Taffet- und Faillegewebe vertreten sind. Sehr gut gefallen hat z.B. eine Robe aus Reseda changeant Taffet, das Corsage mit Rosen in brauner Seide bestickt und dasselbe oberhalb mit Goldspitzen garniert. Perlstickereien dürften bei diesen kostbaren Kleidern die effektvollere Garnitur sein und sehen derart ausgearbeitete Roben, namentlich auch in ganz Schwarz, sehr reich und vornehm aus. Für Festanlässe sind für die jüngere Welt die hellern, zarten Farben selbstverständlich vorgezogen worden. Einige crèmefarbene Kleider in Crêpe de Chine mit gleichfarbiger feiner Bordenstickerei. St.Galler Kunsterzeugnisse, haben ausserordentlich gefallen. Lebhaftere Farben, da oder dort entweder als gestickte Blumengrüppchen, als Gürtel oder Halsgarnitur angebracht, beleben die hellen Gewänder; auch mit künstlerischen Dessins bedruckte durchsichtige Stoffe bringen hübsche Variationen hinein. Einige sattfarbige Jungtöchterkleider, sogar eines mit mohnroter Bluse, hat man ganz gern gesehen, sie bringen etwas keckes in die auf graue, matte und dunkle Farben abgestimmte Mode.

Selbstverständlich wird bei der ausgesprochenen Tricotstoffmode die schweizerische Wirkerei- und Strickereiindustrie auf ausgiebige Beschäftigung rechnen können. Nicht nur in Sportkleidern, sondern auch in Ausgangskleidern hat man recht hübsche Kostüme aus Kunstseide oder Wolle zu Gesicht bekommen, namentlich für jugendliche Gestalten passend.

Zu den Strassenkleidern sind bei den Moderevuen auch die dazu passenden Hüte getragen worden. Es scheinen Matelot- und Rembrandtformen nebem Toques und sonstigen Gebilden der Hutmacherkunst zu gehen. Sehr fein sind die Hüte, die in ihrer Farbe mit dem Kleid der Trägerin übereinstimmen, gewöhnlich mehr durch gediegenes Material als durch Garnitur wirkend. Seidenbänder dürften als Hutgarnitur ziemlich starke Verwendung finden, daneben auch Federn und künstliche Blumen. Oefters sind abgesetzte, mehrfarbige und glänzende Motive in der Mitte des Hutes vorn der einzige Schmuck.

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Wie bereits erwähnt sind die Jupes länger geworden und die „forme tonneau“ bezeichnet den neuen Schnitt. Ziemlich liberal sind Variationen gestattet, vom elegant fallenden darpierten Rock über „Paniers“ bis zum unten sichtlich einwärts gerundeten und inwendig gesäumten Rock, der dadurch fast etwas Orientalisches aufweist. Bei alledem sind die Jupes immer noch kurz genug, um einen eleganten Strumpf und Schuh zur Geltung zu bringen. Die Schuhwarenfirma Doelker A.-G. in Zürich hatte für verschiedene der Moderevuen die zu den Kleidern passenden Schuhe zur Verfügung gestellt, wie sie die feinere Robe und das moderne Gesellschaftskleid verlangen, wenn das Gesamtbild harmonisch zur Geltung kommen soll. Anstatt der bisher beliebten hohen Schnürschuhe wird demnach in dieser Saison der Halbschuh dominieren, bei Strassenkleidern die zahlreichen Lack- und Wildlederarten und auch der weisse Schuh wird ein Favorit der Mode sein. Für Gesellschaftsroben werden immer noch der „Doré“ und fein nuancierte „Brocate“ beliebt sein, für die man aparte Muster in Gold- und Silberbrokaten benötigt. Als besondere Neuheit gelten die bis über die Fesseln hinaufreichenden Bindspangen-Halbschuhe.

So hat in Zürich trotz des Krieges die internationale Mode reich an Neuheiten und an künstlerischer Gestaltung ihren Einzug gehalten und die kommenden wärmern und schönern Tage werden zu ihrer erfreulichen Entfaltung beitragen.

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Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, Wy 124 (Mitteilungen über Textil-Industrie, 24. Jg., Nr. 5/6, März 1917) und P 909 (St.Galler Tagblatt, 29.03.1917, Abendblatt: Beitragsbild und 23.03.1917, Abendblatt: Anzeige für Modellhut-Ausstellung)

Ostersonntag, 8. April 1917 – Frühjahrsmode (Teil 1)

Im Archiv der Textifachschule Wattwil findet sich eine Zeitschrift mit dem Titel Mitteilungen über Textil-Industrie. Sie erschien im Kriegsjahr 1917 nur noch einmal, statt wie vorher zweimal pro Monat jeweils auf das Monatsende hin. Wann genau die Ausgabe von ihren Abonnenten (und vielleicht auch Abonenntinnen) gelesen wurde, ist (wie bei allen Monatszeitschriften) nicht nachzuvollziehen. Möglich, dass der eine oder die andere erst am Osterwochenende Zeit hatte, sich die Artikel zu Gemüte zu führen.

Im folgenden Bericht geht es um die – allen Kriegszeiten zum Trotz – mit viel Aufwand abgehaltenen Modeschauen in Zürich, die auch in St.Gallen Beachtung fanden. Da Industrie- und Gewerbezweige von der Mode abhingen,  war man interessiert, die neusten Trends der Frühlings- und Sommermode im Detail zu studieren. Saisonfarben waren Sandtöne, Blau, Braun, Weinrot und Schwarz, bei den Schnitten dominierte die sogenannte Forme tonneau:

Die internationale Frühjahrs- und Sommer-Damenmode 1917 in Zürich.

F.K. [Fritz Kaeser, Redaktor] Im Monat März haben die Moderevuen der grossen zürcherischen Modefirmen stattgefunden, die jeweils an die neuesten Pariser Modell selbst neue Kleider kreieren und sie mit ihren Mannequins den geladenen Gästen oder einem weitern eleganten Publikum vorführen. Solche Anlässe sind in Zürich bereits zu gut besuchten Veranstaltungen geworden, so die am 8. März begonnene, eine Woche dauernde Modenschau in den obern Sälen von Adolf Grieder & Co., dann die zweimalige Vorführung von Spoerry Detail A.-G. im Hôtel Baur au Lac und die nachfolgende von E. Spinner & Co., die ebenfalls in zwei Malen in den Sälen des letztgenannten Hôtels stattgefunden hat.

Nachfolgende Kollektivdarstellung soll ein Gesamtbild über die voraussichtliche Gestaltung der internationalen Frühjahrs- und Sommermode ermöglichen, wie sie sich aus vorgenannten Modevorführungen ergibt. Als besondere Kennzeichen der neuen Mode ist die Umformung des Glockenrockes zur „forme tonneau“ zu erwähnen. Rock und Bluse oder Corsage sind zusammen verarbeitet in der Art der Prinzesskleider mit ziemlich viel Faltenpartien, die Jupes sind über den Hüften weiter und bauschiger, nach unten sich wieder einwärts rundend und zudem etwas länger werdend. Zu diesen Kleidern sind eine Anzahl neuer Stoffe von tricotartigem Aussehen erstellt worden, die auch die Eigenschaften des Dehnens und Wiederzusammenziehens zeigen. Namentlich in der zürcherischen Seidenindustrie sind verschiedene wohlgelungene Neuheiten dieser Art erstellt worden, so seidene Gabardine, Jersey, Krepp-Jersey, Tricotine, Voile Gabardine und Armure Gabardine, die neben aparten Wollstoffen wie Nattine, Tricotine, Gabardine, Diafine, Serge und Covercoat für Tailleur- und Nachmittagskleider, sowie für Mäntel guter Aufnahme begegnen dürften. Daneben finden auch die andern Seidenstoffe Verwendung, die seit einiger Zeit im Vordergrund stehen, so Crêpe de Chine, Crêpe Georgette, Serge, Satin, Popeline, Bengaline, Voile, Mousseline chiffon etc. Taffete scheinen von ihrer frühern Beliebtheit eingebüsst zu haben, werden aber für feinere Roben und Abendkleider noch gerne verarbeitet.

Neu bei den Tailleur- und Nachmittagskleidern sind die hellfarbigen, aus leichten, meist durchsichtigen Stoffen ausgeführten, mit den Jupes zusammen verarbeiteten Corsages und Blusen. Währenddem Rock und Jakett [sic] von gleichem Stoff und Farbe sind, zeigt sich beim Ausziehen des Jaketts ein öfters angenehm überraschender Farbenkontrast, der durch die meistens geschmackvolle Ineinanderverarbeitung interessant wirkt. Als Farben dominieren allerlei graue, gelbliche und rötliche Sandfarben, Blau in vielerlei Nuancen und Tonabstufungen, daneben Braun, Weinrot und Schwarz. Sind die Schönheit der Stoffe und die feine Linie des Schnittes besonders zu erwähnen, so wird die Wirkung durch wenig, aber effektvolle Garnitur an Kragen, Manchetten [sic], Taschen und Gürteln erhöht. In diesen, den einzelnen Modellen gut angepassten farbigen Kurbel- oder Steppstichstickereien, bei reichern Toiletten auch Gold- oder Silberverzierungen oder Perlstickereien, sieht man sehr geschmackvolle Ornamente, zum Teil auch abgepasste Motive in Kreis. Oder Quadratform. Die jüngere Damenwelt wird an diesem Kleiderschmuck Gefallen finden, wie auch an den russischen mit Schärpen lose gebundenen Blusen mit ebensolchen Verzierungen. Vornehm wirkende Kleider werden diejenigen sein, die aus Seiden-Gabardine, Voile- oder Armure-Gabardine, Crêpe Jersey mit Seidenchiffon, oder mit gold- oder silberbesticktem Tüll zusammen verarbeitet werden, wie man vielerlei solcher prächtiger Kleider gesehen hat.

Die neuen Damenmäntel sind in Stoffen und Farben den Strassenkleidern gut angepasst; der Schnitt derselben ist lose anschliessend gehalten, wobei hie und da breite Kragen oder Kapuzen recht „chic“ aussehen. Diese Mäntel werden zum Teil mit Seide gefüttert; zu erwähnen ist z.B. ein Mantel aus gelbbrauner Gabardine, ganz mit bedrucktem Seidenstoff gefüttert und diesen über den breiten Kragen nach aussen ausgelegt. Das vielfarbige Cachemirdessin [sic] auf weisser Seide wirkt sehr reich.

Fruehjahrsmode

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Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, Wy 124 (Mitteilungen über Textil-Industrie, 24. Jg., Nr. 5/6, März 1917; Text) und P 909 (St.Galler Tagblatt, 12.03.1917, Morgenblatt: Beitragsbild; 19.03.1917, Morgenblatt: Inserat der Firma S. A. Pollag & Co. St.Gallen)

Herbstmode

Sonntag, 5. November 1916 – Herbstmode für Knaben und Herren

Modegeschäfte inserierten in diesen Tagen fleissig die Herbst- und Wintermode 1916/17 in den Zeitungen: 

HerrenunterwäschePyjamas

PKZ, Herrenmode 2

PKZ, Herrenmode

 

Knabenanzug

Mode, Knaben

 

 

HerrenmodeHerbstmode Herren

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, P 909 (St.Galler Tagblatt, Nr. 259, Morgenblatt vom 03.11.1916, PKZ, Herr mit Stock; Nr. 261, Morgenblatt vom 06.11.1916 über Pyjamas; Nr. 263, Abendblatt vom 08.11.1916 über Unterwäsche; ), P 907 (Die Ostschweiz, Nr. 255, Morgenblatt vom 03.11.1916, PKZ, Herr mit Auto) und Bezirks-Anzeiger für Neutoggenburg, Nr. 45 vom 04.11.1916 und vom 11.11.1916