Kloster Glattburg

Montag, 7. Mai 1917 – Thürlemann fotografiert, grosse Wäsche und eine Hochzeit

Beitragsbild: Fotografie des Klosters Glattburg von Osten, die Architekt Johann Baptist Thürlemann (1852-1939) am 7. Mai 1917 aufgenommen hatte. Die Beschreibung erfolgt in seinem Tagebucheintrag:

Montag den 7. Mai [1917]

dunkler, stark bewölkter & sehr kühler Tag. – Die Wolken hiengen [sic] tief & schwer am Himmel. – Sehr herbstlich. – Den ganzen Tag scharfer, frischer Ostwind. Abend & Nacht dunkel. Gegen Morgen Regen. –

Vormittags von 840 bis 940 war ich beim Arzt in Niederutzwyl. Er erklärte, mein Uebel bessere & ich brauche nur mehr alle andern Tage zur Heissluftkur zu kommen. – Ich finde noch keine merkliche Besserung. –

Caroline hatte heute eine Wäsche & war von Morgen früh bis abends spät damit beschäftigt.

Nachmittags von ¾ 1 Uhr bis gegen 4 Uhr war ich mit meinem photographischen Apparat in Ebersoll [sic] & Glattburg, um 2 Aufnahmen vom Kloster Glattburg zu machen.

Die 1ste Aufnahme bewerkstelligte ich von der Westseite des Klosters, wo ich den Apparat am Tobelrande an der Strasse aufgestellt hatte. Die Bäume & Sträucher hinderten eine deutliche Wiedergabe der Gebäulichkeiten.

Um ¾ 2 Uhr photographierte ich die Westansicht. 13 x 18 cm. Blende 8 mm Belichtungszeit: 4 Sekunden.

Ich begegnete hiebei mehreren Klosterfrauen, die auf den Wiesen arbeiteten.

Nach der Aufnahme kehrte ich auf die Ostseite des Klosters zurück & umgieng [sic] die Ringmauer auf der Südseite, wo ich noch einige Vermessungen vornahm.

Von da verfügte ich mich (2 ¼ h) auf den Fussweg nach Ebersoll, bis nahezu auf die Höhe.

Dort stellte ich meinen Apparat nochmals auf & photographierte um ½ 3 Uhr nachm. die Ostseite des Klosters, bei einfacher Linse (: indem ich die hintere Linse herausgenommen hatte, behufs Erzielung eines grösseren Bildes : )

Belichtungszeit 4 Sekunden, Blende 8 mm. – Einpacken des Apparates & Rückkehr nach Ebersoll. Von dort den Fussweg hinunter zur Thurbrücke, Sonnenburg, & über die Wiesen nach Hause zurück, wo ich gegen 4 Uhr abends anlangte.

Im «Hirschen» fand nachmittags Gemeinderathssitzung [sic] statt, wobei die Käufe [sic] von August Scheiwiller, der am 28. April a.c. das Anwesen zur «Sonnnenburg» (Ziegelhütte) von J. Schaffhauser gekauft hatte (60000 Franken, mit 13 Stück Vie; sämtlichen Geräthschaften, 2 Häusern u.s.w.) – und derjenige von Emil Fürer im Buchen, der die Liegenschaft mit neuem Wohnhause an der Landstrasse um 57000 Frs. (leer & ohne irgend welche Zugabe) käuflich erworben hatte – ratifiziert wurden.

Neffe Ludwig betheiligte [sic] sich heute als Kutscher bei der Hochzeit seines Vetters S. Fräfel von Henau, mit Louise Sutter von Niederutzwyl. Die 5 Kutschen fuhren vormittags 10 Uhr hier vorbei nach Romanshorn und kehrten abends 9 ¼ Uhr wieder von dort zurück. – Im «Hirschen» wurde kurzer Halt gemacht, gesungen & musiziert. Um ½ 10 Rückfahrt nach Henau.

Unter den Hochzeitsgästen war auch Pfarrer Högger von Bütschwil, ein Verwandter des Bräutigams.

Ich las abends die Zeitungen, die wenig Neuigkeiten enthielten.

Von 6 bis 7 ¼ h abends besuchte mich mein Bruder Ludwig. –

Ich begab mich gegen 10 Uhr zu Bette.

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Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, Wy 035b (Familie Thürlemann zum Hirschen, Tagebücher von Architekt Johann Baptist Thürlemann, 1852-1939) und ZOA 008/1.038 (Fotografie von Johann Baptist Thürlemann, aufgenommen am 07.05.1917)

Schueler beim Holzen

Sonntag, 4. März 1917 – Immer noch kalter Winter

Beitragsbild: Schüler des Landerziehungsheims Hof Oberkirch beim Holzen.

Der Winter 1917 war sehr kalt und lang anhaltend. Architekt Thürlemann schrieb über die Witterung des 4. März 1917: […] überaus kalter, rauher Tag. Morgens hart gefroren; starker Reif; bis gegen Mittag dunkel & grau. Sehr scharfer, beissender Ostwind. Von Mittag an allmä[h]lig aufheiternd. Zeitweilig sonnig. Nachmittag ziemlich hell; jedoch kalt & unfreundlich. Nordwind. Abend schön. Sonnenuntergang farbenprächtig. Im Westen leichte Bewölkung. Nacht mond- & sternenhell. Sehr kalt; starker Frost. Reif.

Thürlemann schrieb jeden Tag über die Witterungsverhältnisse. Fast den ganzen Januar über war es so kalt gewesen, dass man zweimal pro Tag hatte einheizen müssen. Trotzdem war die Temperatur in seiner Wohnung keineswegs auf gemütliche, nicht einmal erträgliche Höhe gestiegen, wie er beispielsweise am 27. Januar 1917 festhielt: Wir hatten am Morgen in der Wohnstube 1°C. (: Nordwand:) – Tagsüber zeigte das Thermometer als höchste Temperatur 7°Cels. [ebenfalls in der Wohnstube].

Brennstoffmangel machte sich überall im Land bemerkbar (vgl. z.B. den Beitrag zum 11. Februar zur Kohlennot). Auch der Direktor des Landerziehungsheims Hof Oberkirch versuchte vorzusorgen. In seinem Jahresbericht vom April 1917 bis zum März 1918 schrieb er dazu: Eine weitere Kriegsmassnahme des abgelaufenen Jahres war der Betrieb eines eigenen Bergwerkes, wie der Chronist unsere Grube im alten Uznacher Kohlengebiet nennt. Auf gut Glück haben wir da am Hang beim Rutschwäldchen einige Aren buckeligen Moorboden gepachtet, für den Winter zum Ausbeuten von Schieferkohle, für den Sommer zum Bepflanzen mit Kartoffeln und Mais. Es muss noch Kohlenreste haben, sagte der Eigentümer des Bodens, aus der früheren Zeit her, wo Stollen an Stollen in den Berg hineinführte und hundert Jahre hindurch um kleinen Lohn Schieferkohlen gegraben wurden. Wir gingen als einige der ersten unter die neuen Kohlengräber. Wir gruben mit Pickel und Schaufel während einigen Wochen nach den braunen Schichten. Zweidrittel der Zeit fallen dabei auf Erdarbeiten, ein Drittel auf das Schroten, Herausschaffen und Wegführen. Und so bissen wir uns durch den Winter ohne Kohlenferien – zum Leidwesen unserer Jungen, die anfänglich lieber Kohlenferien als Kohlen gehabt hätten. Wir brauchten diese Schieferkohlen in der Zentralheizung mit einem Rest von Coks [sic], in den Oefen des alten Hauses mit Reiswellen und im Kochherd mit etwas Steinkohlen. Für einen grösseren Ausbeutungsbetrieb eignen sich die Lager nicht mehr. Fachleute sind an Ort und Stelle zu dieser Ansicht gelangt, ebenso spekulative Köpfe, die dabei entweder Geld gewonnen oder verloren haben.

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Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, W 035a (Tagebuch Thürlemann) und W 127 (Hof Oberkirch, Jahresbericht in: Hof Zeitung, Nr. 12, April 1918, Beitragsbild: Fotosammlung)

Uzwil, Bahnhofstrasse

Donnerstag, 18. Januar 1917 – Besuch aus New Glarus, Wisconsin

Tagebucheintrag von Architekt Johann Baptist Thürlemann (1852-1939), Oberbüren:

Donnerstag 18. Januar 1917

Kalter, grauer & dunkler Wintertag. Hart gefroren. Von Mitte Vormittag bis abends schneite es ununterbrochen, so dass bis abends die Schlittbahn bedeutend verbessert war. Der Schnee war leicht & flockig. Ostwind. Es schneite beständig von Osten. Abend & Nacht dunkel. 2 Mal einheizen.

Vormittags besorgte ich schriftliche Arbeiten.

Um ½ 12 Uhr erschien mein Bruder Ludwig bei uns zum Mittagessen. Es wurde aufgetragen:

Kartoffelsuppe (: vortrefflich:) Schüblinge Nudeln & Aepfelmus.

Als Getränk ½ Liter Rothwein vom «Hirschen» – den ich gratis erhielt. Ludwig fand das Essen gut und blieb bis ½ 2 Uhr.

Nachmittags rauchte ich eine Cigarre (von Ludwig:) und besorgte Büreauarbeiten.

Mittags 1/1 1 Uhr reiste Franz von hier ab, nach Basel; sein Bruder Ludwig führte ihn per Fuhrwerk nach Station Utzwyl. –

Abends bereinigte ich mein Tagebuch & las hernach die Zeitungen. –

Um 8 Uhr abends kam der schon längst erwartete August Scheiwiller von Hier aus Amerika an. Derselbe ist seit 13. März 1913 in Neu Glarus (Wisconsin) Nordamerika auf einer Farm thätig [sic] & verreiste am 1. December 1916 von NeuYork [sic] nach Rotterdam (Holland)[,] wo er am 30. December 1916 ankam. Von dort verzögerte sich seine Abreise, des Krieges wegen bis jetzt. – August Scheiwiller logierte sich bei seinem Schwager Wagner Lengg ein. –

Wir mussten aus Anlass dieser Heimkehr bis 10 Uhr warten, hernach noch die Wasserleitung im Hause abstellen, da die Familie Scheiwiller erst um diese Zeit nach Hause zurückkehrte. Ich begab mich um 10 ¼ Uhr zur Ruhe. –

Zu Wagner Lengg vgl. den Beitrag vom 6. Januar.

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Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, Wy 035b (Familie Thürlemann zum Hirschen, Tagebücher von Architekt Johann Baptist Thürlemann, 1852-1939) und W 238/09.03-07 (Bahnhofstrasse Uzwil im Winter, vor 1907, Verlag: Graphische Industrie, Berlin S.W. 48)

Maelzerei

Donnerstag, 11. Januar 1917 – Der Architekt repariert noch eine Nähmaschine

Tagebucheintrag von Johann Baptist Thürlemann (1852-1939), Oberbüren:

Donnerstag den 11. Januar 1917

Dunkler, mässig kalter Wintertag. Der Schnee war morgens leicht gefroren. Vormittags beständiges feines Schneien. Südwestwind. Ueber Mittag etwas aufthauend; der Schnee wurde nass. – Auch nachmittags schneite es zeitweilig leicht. Gegen Abend zertheilte sich das Gewölke etwas & stellenweise bemerkte man helle Parthien. Die Temperatur sank etwas. Nacht anfangs wolkig; später mondhell. Gegen Morgen bedeckt.

Morgens von ½ 8 h bis 8 ¼ Uhr war Caroline [Wick, Haushälterin] in der Kirche. –

Ich war vormittags mit schriftlichen Arbeiten beschäftigt. –

Caroline besorgte die Küche, da wir auf heute Ludwig zum Mittagessen eingeladen hatten.

Ludwig erschien um ½ 12 Uhr. Das Mittagessen bestand aus: Zwiebelsuppe mit Bouillon & Ei. Schüblinge mit gebratenen Kartoffeln und Aepfelmus.

Getränk: Kathrein [Malzkaffee] (: ½ Liter vom «Hirschen» – gratis.)

Nach dem Essen rauchten wir eine Cigarre. – Um ½ 2 Uhr kehrte Ludwig in den «Hirschen» zurück.

Nachmittags besorgte ich Büreauarbeiten & reparierte auf Ansuchen der Lydia Scheiwiller (Mietstochter) den zerrissenen Schwungradriemen ihrer Nähmaschine, indem ich die beiden Stücke mit festem Draht zusammenhängte & solid verband.

Abends bereinigte ich mein Tagebuch & las die Zeitungen.

Von 1&2 6 h abends bis ¾ 8 Uhr machten Rosa Scheiwiller, Bäcker’s von Flawyl, mit ihrer kleinen Tochter Frieda & Frau Posthalter Pauline Stolz dahier einen Besuch in der obern Wohnung unseres Hauses – bei Wittwe [sic] Josepha Scheiwiller. Bei ihrer Abreise, ¾ 8 h, unterhielt ich mich einen Augenblick im Hausgang mit ihnen & verabschiedete sie.

Später las ich noch einige Zeit & begab mich um 10 Uhr zu Bette. –

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Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, Wy 035b (Familie Thürlemann zum Hirschen, Tagebücher von Architekt Johann Baptist Thürlemann, 1852-1939) und ZMH 59/011 (Auszug aus Briefkopf: Malzfabrik Rheineck, Hasler & Co., Rheineck und Rorschach, 1916)

Naehmaschine

Dienstag, 9. Januar 1917 – Der Architekt repariert eine Näh-maschine

Tagebucheintrag von Architekt Johann Baptist Thürlemann (1852-1939), Oberbüren:

Dienstag den 9. Januar 1917

Kalter, meist dunkler Tag. Einige Male etwas aufheiternd. Morgens hart gefroren. Tagsüber scharfer, rauher Nordostwind. Nachmittags leicht auftauend. Feucht kalt. – Man war genöthigt 2 Mal einzuheizen. Abends im Westen ziemlich hell. – über dem Horizont gelber Himmel. – Nacht ziemlich bedeckt. Matt mondhell. Gegen Morgen Schneefall.

Ich war heute den ganzen Tag mit Büreauarbeiten beschäftigt.

Mittags wurde ich in die obere Wohnung, zu Frau Scheiwiller gerufen, um eine Reparatur an der Nähmaschine vorzunehmen. Die Fadenspannung war aus ihrer Einrichtung gerathen & die einzelnen Theile hatten sich gelöst. Es erforderte einige Arbeit, um den Mechanismus kennen zu lernen & die einzelnen Theile wieder kunstgerecht einzufügen.

Abends las ich die Zeitungen & begab mich um ½ 10 Uhr zu Bette.

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Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, Wy 035b (Familie Thürlemann zum Hirschen, Tagebücher von Architekt Johann Baptist Thürlemann, 1852-1939) und ZMH 02/056 (Quittierkarte, 1913)

Oberbueren

Sonntag, 7. Januar 1917 – Verspätete Dreikönigspredigt und Theater im «Rössli»

Tagebucheintrag von Johann Baptist Thürlemann (1852-1939):

Sonntag den 7. Januar 1917, sehr kalter, etwas wolkiger Morgen. Starker Reif; hart gefroren. Tagsüber zeitweilig sonnig; öfters düster bewölkt. Nachmittag ziemlich hell. Der ganze Tag war rauh & kalt; es herrschte ein sehr scharfer, kalter Nordwind.  Man musste 2 Mal einheizen. – Abend ziemlich bedeckt; Nacht klar, mondhell & sehr kalt. Gegen Morgen bedeckt. –

Heute wurde das aufgehobene Fest der Hl. Dreikönige gefeiert. –

Morge[n]s nach dem Kaffee machte ich in meinem Schlafzimmer Sonntagstoilette. (Rasieren). – 8-9 Uhr.

Von 9 Uhr bis 3/4 11 Uhr vormittags wohnte ich dem Gottesdienste in der Kirche bei. Zuerst gesungenes Asperges ; Hernach Amt (: mit Rauchwerk: ). –

Nach dem Evangelium Predigt über den Text:

«Gehet hin und forschet genau nach dem Kinde, und wenn ihr es gefunden habet, so zeiget es mir an, damit auch ich komme, es anzubeten!» Matthäus, 2. Cap. 8. V.

Die Hl. Dreikönige wurden durch den Stern im Morgenlande zu Jesus berufen & sie eilten den Weltheiland zu sehen, zu erkennen & der Erlösung durch ihn theilhaftig zu werden.

Durch die Hl. Dreikonige [sic] hat sich Christus auch uns als der erwartete Messias kund gegeben und daher wurde das Fest der Erscheinung des Herrn, die Epiphania Domini schon in den frühesten Zeiten festlich begangen.

Wir sollen uns dieser Offenbarung innig freuen und nicht wie Herodes & die Juden voll Schrecken & Furcht über den neugeborenen König ??? von ihm uns abwenden.

Das neugeborene Kind in der Krippe beseligte die Hl. Dreikönige, erfüllte aber Herodes & Jerusalem mit Angst & Besorgnis, daher die Feindschaft gegen diesen König der Juden & die Anschläge des Herodes gegen dasselbe.

1. Thl. Der zitternde Herodes, trotz seiner Macht.

2. Thl. Der überlistete Herodes trotz seiner Schlauheit!

3. Thl. Der besiegte Herodes, trotz seiner heimtückischen Anschläge. 

1. Charakter des Herodes & seiner 40-jährigen Regierung.

2. Der heuchlerische, scheinheilige Mann, voll Ehrsucht & Herrschsucht.

3. Der grausame, blutdürstige Verbrecher, der vor keinem Mittel zurückschreckt, um sein Ziel zu erreichen, der aber vor der Weisheit & Allmacht Gottes zu Schanden wird. –

Sehr schöne, beschreibende & charakterisierende Predigt. –

Hernach Verkündung des Wochenkalender & der Gottesdienstordnung. Friedensgebet & 5 Vater Unser.

Fortsetzung des Amtes vom Credo an. Opfer für die afrikanische & inländische Mission.

Am Schlusse Grabbesuch mit Ludwig. Wir kehrten gemeinsam nach Hause [zurück]. Bald nach 11 Uhr speisten wir zu Mittag.

Von 1h bis 1/2 2 Uhr nachmittags wohnte Caroline dem Gottesdienste wieder bei ( : Rosenkranz, Allerheiligenlitanei & Te Deum – Dreikönigswasser und Salzweihe. Ich liess ebenfalls eine Schale Salz in die Kirche bringen.

Den Nachmittag & Abend brachte ich zu Hause mit Lektüre zu. 

Im «Rössli» dahier spielte wieder der Jünglingsverein Theater, von 3h bis 7 1/4 Uhr. – Der Besuch soll ein starker gewesen sein.

Um 1/2 10 Uhr begab ich mich zu Bette.

Nächster Beitrag: 9. Januar 1917 (erscheint am 9. Januar 2017)

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, Wy 035b (Familie Thürlemann zum Hirschen, Tagebücher von Architekt Johann Baptist Thürlemann, 1852-1939) und ZOA 008/1.014 (Oberbüren, 3.10.1907, Fotografie von Johann Baptist Thürlemann)

 

Haus zum Hirschen

Samstag, 6. Januar 1917 – Kinderbegräbnis

Tagebucheintrag von Architekt Johann Baptist Thürlemann (1852-1939), Oberbüren:

6. Januar 1917.

wolkig & bedeckt, theils mondhell.

Leichter Schneefall. Gegen Morgen hell & sehr kalt. Der kleine Schnee gefror hart. – Starker Reif bis Mittag.

Morgens stand ich ziemlich frühe auf & machte noch dem Morgenessen Toilette. –

Gegen 3/4 8h begab ich mich in’s Unterdorf – zum Hause des Wagners Friedrich Lengg, um an der Beerdigung seiner 2 kleinen Kinder [teilzunehmen], die am 1. Januar geboren wurden und wegen Lebensschwäche schon nach 2 Tagen wieder starben.

Als Gespan hatte ich den Nachbar[n] J. B. Kempter. – Es war empfindlich kalt. Nach der Beerdigung wurde in der Kirche vom Ortspfarrer, vom Chore aus, das Geburts- & Todesdatum der 2 Mädchen: Pauline Frieda und Hedwig Lydia, sowie die bei diesem Anlasse von deren Eltern gemachten Vermächtnisse verlesen.

Fr. 5 an den hies. Friedhofsverein.

» [Wiederholungszeichen von obiger Zeile für «Fr.»] 5 an die Anstalt für Epileptische

sowie ein Quantum Brod für die Hausarmen.

Hierauf fand eine stille Messe mit Rosenkranz statt. – Hernach Grabbesuch. – Die Zahl der Teilnehmer war nicht gross. – 3/4 9h.

Hernach hatte die Verwandtschaft ein Essen im «Eidgenöss. Kreuz» dahier. (: Es bestand in Fleischsuppe, Kalbsbraten, KartoffelnSchnitzen & Kopfsalat. Dessert: Bisquittorte & schwarzer Kaffee. – Das Essen soll vorzüglich gewesen sein : )

Vormittags besorgte ich die üblichen Samstagsarbeiten: Ordnen & Aufräumen etc. –

Nachmittags von ca. 3/4 2 Uhr bis gegen 1/2 5 Uhr machte ich einen Spaziergang über die Wiesen zum Wald. Von dort auf die Höhe des Bürerwald & auf dem Höhenrücken südlich vom «Buchen» zur Landstrasse nach Niederwil. Von dort auf einem Fusswege in’s Schlosstobel bis hinauf nach Storchegg. Von Storchegg gegen Rätenberg. Dann zurück gegen Städeli & zur Höhe des StorcheggerWaldes am Abhange des Schlosstobels. Hierauf trat ich den Rückweg an, den waldigen Abhang hinunter gegen «Städeli» & «Wieden«. Vom «Wieden» durch den «Schalmenacker» zu den Corporationswiesen, zum «Berg«; «Brandkropf» Unterziel & über die Wiesen nach Hause. –

Nach dem Kaffee besorgte ich einige Arbeiten im Hause & las später die Zeitungen.

Um 9 Uhr begab ich mich zur Ruhe.

Nächster Beitrag: 7. Januar 1917 (erscheint am 7. Januar 2017)

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, Wy 035b (Familie Thürlemann zum Hirschen, Tagebücher von Architekt Johann Baptist Thürlemann, 1852-1939) und ZOA 008/1.052 (Oberbüren, Haus zum Hirschen, Wohnort von Ludwig Thürlemann, Bruder von Johann Baptist, der im Tagebuch oft erwähnt wird)