Vettiger Todesbett

Freitag, 8. Juni 1917 – Tod des Kirchenmalers Vettiger

Im Morgenblatt der Zeitung Ostschweiz erschien die Todesanzeige von Franz Vettiger (1846-1917), Kirchen- und Porträtmaler. Sein Nachlass liegt im Staatsarchiv St.Gallen, darunter auch das Beitragsbild, das ihn aufgebahrt in seinem Atelier in Uznach zeigt.

Vettigers Arbeiten schmückten zu seinen Lebzeiten zahlreiche Kirchen und Kapellen der deutschen Schweiz. Allein zum Kanton St.Gallen weist das Werkverzeichnis im Nachlass rund 70 Aufträge aus. Die in sogenannt spätnazarenischem Stil gehaltenen Werke wurden jedoch im 20. Jahrhundert stark kritisiert. Die nachstehende Foto entstand möglicherweise in seinem Atelier, vielleicht aber auch vor Ort, wo er vor einem seiner Bilder steht:

Vettiger im Atelier

Nächster Beitrag: 9. Juni 1917 (erscheint am 9. Juni 2017)

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, W 074 (Nachlass Vettiger, Beitragsbild) und P 907 (Die Ostschweiz, 08.06.1917, Morgenblatt, Todesanzeige) und W 074/1.4.1-1 (Foto Totenbett: A. Eicher, Uznach, Porträt: unbekannter Fotograf)

Samstag, 24. Februar 1917 – Gemüse für die Armee

Die Armee brauchte nicht nur dringend Fleisch (vgl. den Beitrag zum 17. Februar), sondern auch Gemüse. Im St.Galler Bauer vom 24. Februar 1917 publizierte die Schweizerische Armee-Konservenfabrik in Rorschach deshalb folgende Anzeige:

Transkribiert heisst das:

Die Hauptsache ist:

Sicherer Absatz und Verdienst.

Wer etwas aus dem Gemüsebau erzielen will, ohne grossen Zeitverlust für Marktfahrten, ohne Preissturz-Risiko, ohne Aufwand für Körbe, Säcke, Frachtspesen usw. bestellt Saatgut u. Setzpflanzen rechtzeitig und liefert an die

Schweiz. Armee-Konservenfabrik in Rorschach.

Die Armee-Konservenfabrik ging später über die Firma Roco, bekannt für ihre Ravioli.

Preisliste

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Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, W 248 (Inserat: St.Galler Bauer, 4. Jg., Heft 8, 24.02.1917) und Wy 025 (undatierte Preisliste, Titelblatt und Rückseite der Broschüre)

1917

Montag, 1. Januar 1917 – Wir machen weiter!

Die vielen positiven Reaktionen auf unser Projekt «Zeitfenster 1916» bewegen uns, den History Blog für 1917 weiterzuführen: Knapp 90’000 Klicks auf die Webseite bis Ende Jahr und 290 Follower auf Twitter sind eine respektable Bilanz für ein Unterfangen, das – zugespitzt formuliert – nur trockene Amtsblattnachrichten, Protokollauszüge, Tagebucheinträge und Kreisschreiben publiziert.

Wie im gestrigen Beitrag geschrieben, werden wir 2017 nicht mehr jeden Tag eine Quelle publizieren und den Quellenbestand reduzieren. Inhaltlich bleibt die Ausrichtung ähnlich wie für das Jahr 1916: Es wird geliebt und gestorben, gestritten und versöhnt, geputzt und verschmutzt, erfunden und verbunden. Man begegnet der Bevölkerung und ihren Behörden im teilweise kriegsgeprägten Alltag – 1917 wurde in der Schweiz die Lebensmittelrationierung eingeführt, und ganz allgemein zeigt sich eine gewisse Kriegsmüdigkeit.

Auch 1917 wurden Patente veröffentlicht, landwirtschaftliche Produkte hergestellt und vertrieben. Alte Bekannte wie das Ehepaar Wenner-Andreae (vgl. die Beiträge vom 12. und 24. Januar 1916), der Gymnasiast Ernst Kind und der Arbeitersekretär Josef Scherrer werden wieder schreiben.  Zudem sind neue Bekanntschaften zu machen, so mit Architekt Johann Baptist Thürlemann von Oberbüren und seiner Haushälterin, Caroline Wick.

Nicht zuletzt führen wir den History Blog  weiter, weil er weiterhin als «Entstaubungsmaschine» gegen das Klischee wirken soll, dem Archive immer noch unterworfen sind:

Anzeige für Entstaubungsmaschinen

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Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, P 770.1917 (Offizielles Adressbuch von Gross-St.Gallen 1917, erschienen bei Otto Lütolf, Druck und Verlag, St.Gallen; Abbildungen vom Bucheinband)

Herbstmode

Sonntag, 5. November 1916 – Herbstmode für Knaben und Herren

Modegeschäfte inserierten in diesen Tagen fleissig die Herbst- und Wintermode 1916/17 in den Zeitungen: 

HerrenunterwäschePyjamas

PKZ, Herrenmode 2

PKZ, Herrenmode

 

Knabenanzug

Mode, Knaben

 

 

HerrenmodeHerbstmode Herren

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, P 909 (St.Galler Tagblatt, Nr. 259, Morgenblatt vom 03.11.1916, PKZ, Herr mit Stock; Nr. 261, Morgenblatt vom 06.11.1916 über Pyjamas; Nr. 263, Abendblatt vom 08.11.1916 über Unterwäsche; ), P 907 (Die Ostschweiz, Nr. 255, Morgenblatt vom 03.11.1916, PKZ, Herr mit Auto) und Bezirks-Anzeiger für Neutoggenburg, Nr. 45 vom 04.11.1916 und vom 11.11.1916

 

Kino in Wattwil mit Anzeige für Film zu Indien

Sonntag, 25. Juni 1916 – Sonntagsvergnügen und Alltagsjobs im Toggenburg

Am Sonntag, 25. Juni 1916, war im Neutoggenburg einiges los. Das Kino Helvetia in Wattwil zeigte Exotisches mit dem Film «Der Raub des indischen Tempel-Kleinods». Der Verkehrsverein Lichtensteig lud zur Hauptversammlung ein und vergass nicht zu erwähnen: Nichterscheinen zieht die statutarische Busse von 50 Cts. nach sich.

Anzeige Verkehrsverein Lichtensteig

Im Sternen in Hemberg trat am Sonntagnachmittag die sehr berühmte Streichmusik Ebnat auf, und gleichzeitig konnte man beim Kegelschieben 100 Fr. gewinnen.

Anzeigen 25-06 Kegelschieben

Wohl ernsthafter ging es beim Landwirtschaftlichen Verein Hemberg zu, der bei der Konkurrenz, in der Wirtschaft zur Sonne, eine öffentliche Versammlung mit einem Referat zur Herstellung von Silofutter abhielt.

Landwirtschaftlicher Verein

Auch Aushilfsjobs für Jugendliche waren im Bezirksanzeiger ausgeschrieben:

Gesucht. Ein fleissiger, der Schule entlassener Knabe findet dauernd Beschäftigung.

Gesucht: Junges, starkes Mädchen für Mithilfe in Haushalt und Wirtschaft. Zu erfragen bei der Exped. d. Bl. [Expedition des Blattes]

Gesucht: Treues, exaktes, zuverlässiges Mädchen, wenn auch noch der Anleitung bedürftig, zur Mithilfe in Haushalt und Geschäft, bei entsprechendem Lohn. Offerten sind zu richten an Frau E. Schefer-Bohl, Conditorei, Ebnat.

Gesucht: Junges, anständiges, braves Mädchen für Hausgeschäfte und Servieren. Nur solche mit guten Zeugnissen wollen sich melden. So, sagt die Expedition d. Bl.

Nicht zuletzt wurde auch ein sogenannter Brennabor-Kinderwagen angeboten. Die 1871 gegründete Firma Brennabor produzierte in der Stadt Brandenburg an der Havel Kinder- und Puppenwagen, Velos, Motorräder und Automobile. Mitte der 1920er Jahre war sie die grösste Autoherstellerin Deutschlands.

Anzeigen 26-06 Kinderwagen

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, Bezirks-Anzeiger für Neutoggenburg, Nr. 25, 24.06.1916

Informationen zur Firma Brennabor unter: http://www.stadt-brandenburg.de/kultur/museen/industriemuseum/

 

Anzeige Vermietung von Hochzeits- und Trauerkleidung

Mittwoch, 26. April 1916 – Heiratsanzeigen: Partnersuche anno dazumal

Im St.Galler Tagblatt erschienen an diesem Tag folgende Heiratsanzeigen:

Ideale, nette Tochter wünscht mit nur seriösem Herrn, im Alter nicht unter 30 Jahren, in Verbindung zu treten zwecks späterer Heirat. Offerten vertrauensvoll unter Chiffre E A 1867 ans Tagblattbureau.

Einheirat auf besseres Gasthaus wünscht militärfreier Geschäftsmann, von gemütvollem, edelm [sic] Charakter, 36 Jahre alt, katholisch, Witwer ohne Kinder, mit eigenem Geschäftshause und 15,000 Fr. Vermögen, später bedeutend mehr. Gefl. nur ernste Anfragen unter Chiffre E H 16666 ans Tagblattbureau.

Gesucht: Fräulein oder Witwe mittleren Alters mit einigen tausende Franken. Heirat erwünscht. Diskretion. Offerten unter 1870 ans Tagblattbureau.

Tüchtige Haus- und Geschäftsfrau, momentan bedrängt, sucht ein Darlehen von 200-300 Fr. Spätere Heirat nicht ausgeschlossen. Gefl. Offerten unt. Chiffre M O 16820 ans Tagblattbureau.

Quellen: P 606 (St.Galler Tagblatt, Nr. 97, Morgen- und Abendblatt, 26.04.1916) und P 907 (Anzeige in: Die Ostschweiz, Nr. 97, Abendblatt, 26.04.1916)

Samstag, 4. März 1916 – Wahre Patrioten schauen nicht auf’s Geld

Militärfreie Bewerber bevorzugt.

Wir haben schon oft auf das Erbärmliche hingewiesen, dass gerade heute darin liegt, dass in Stellenangeboten militärfreie Bewerber bevorzugt werden. Dem Hauptorgan der freisinnig-demokratischen Partei, das zugleich auch das Organ der Hochfinanz ist, entnehmen wir nachfolgende Annonce:

«Zum möglichst sofortigen Eintritt wird von bedeutender Elektrizitätsfirma ein tüchtiger, intelligenter Kaufmann als Abrechner für elektrische Licht- und Kraftanlagen gesucht.

Es wird nur auf einen jüngern, arbeitsfreudigen, in ähnlicher Stellung bereits tätig gewesenen Herrn reflektiert, der an selbständiges Arbeiten gewöhnt ist und dem es daran liegt, sich eine aussichtsreiche Stellung zu schaffen. Militärfreie Bewerber, Schweizer Nationalität, werden bevorzugt.

Ausführliche Offerten mit Zeugnisabschriften, Gehaltsansprüchen und möglichst unter Chiffre F. 1831 an die Annoncen-Abteilung der Neuen Zürcher Zeitung.»

So fördern patriotische Firmeninhaber die Landesinteressen, indem sie immer zuerst ihren eigenen Geldsack berücksichtigen!

Quelle: Volksstimme. Sozialdemokratisches Tagblatt für die Stadt St.Gallen und die Kantone St.Gallen, Appenzell und Thurgau. Organ der sozialdemokratischen Partei des Kantons St.Gallen, der Arbeiterunionen St.Gallen, Gossau, Uzwil, Wil, Toggenburg, Rapperswil, St.Margrethen und Rorschach. Amtliches Publikationsorgan der Stadt St.Gallen und der Gemeinden Tablat, Straubenzell, Rorschach, Rorschacherberg und Rapperswil, Nr. 54, 4. März 1916 (Staatsarchiv St.Gallen, P 908)