Mittwoch, 4. April 1917 – Sleepless in St.Gallen

Auch bei seinem Aufenthalt in St.Gallen denkt der Kantonsschüler Ernst Kind unentwegt an seine Tanzstundenbekanntschaft:

(St.Gallen.)

Fern von der Liebsten bin ich jetzt

Und denke Stund um Stunde nur an sie,

Die Augen tränenfeucht, im Herzen süsse Furcht

Und hilflos wie ein Kind, das nach der Mutter weint.

In tiefem Sehnen liegt mein Sinn,

Mein Geist ist wach und sieht doch einen Traum,

Denn wach und träumend seh die eine ich allein,

Die meinen Geist erweckt und Liebe mich gelehrt.

Ich glaube, schon lange ist mit mir keine so starke Veränderung vorgegangen wie jetzt, seit ich Margrit Peter kenne. Ich bin überhaupt in allem anders; ich erkenne in mir einen andern Menschen als vorher. Ohne Pause trage ich denselben Gedanken mit mir herum und lebe nur noch für diesen Gedanken. War ich früher so leidenschaftlich? Jetzt bin ich es.

Und ich, den sie «Cato» nennen und der als Mädchenverächter bekannt ist, gerate wegen einem Mädchen in diesen kuriosen Traumzustand; ich fange sogar an zu dichten; ich möchte immer nur von diesem Mädchen reden und wage es doch nicht; ich spüre, wie ich tiefrot werde, wenn ihr Name einmal über meine Lippen kommt; ich betrachte auf dem kleinen Bild, das ich von unserer Tanzgesellschaft habe, nur dieses einzige Gesicht und (am merkwürdigsten bei meinem schlechten Gedächtnis) ich erinnere mich an jedes Wort, das sie zu mir sprach, an jedes kleine Ferienerlebnis, das sie mir erzählte; ich erfahre von ihr, dass sie diese Frühlingsferien in Peseux ob Neuenburg sein wird, und sofort steht mein Plan fest, meine Velotour nicht nur bis Solothurn, sondern weiter bis zum Neuenburgersee auszudehnen und einen kleinen Abstecher auf gut Glück eines zufälligen Begegnens nach Peseux hinauf zu machen. –

(Margrit P. ist gar nicht etwa hübsch zum Ansehen. Aber sie hat ein liebes Gesicht und ihre Art ist natürlich und vertrauend.)

 

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Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, W 073/2.1 (Tagebuch von Ernst Kind, Jg. 1897)

Samstag, 31. März 1917 – Nächtlicher Heimweg in lyrischer Stimmung

Aus dem Tagebuch von Ernst Kind, Zürcher Kantonsschüler mit St.Galler Wurzeln:

Ich glaube, heute kann ich nicht so schreiben, wie es mir zumute ist. Und doch kann ich an ein Erlebnis denken, das mir unerwartet kam und eine tiefinnere Freude gebracht hat: Ich bin einen ganzen Abend neben Margrit Peter gesessen und habe mit ihr reden können! Und zum Schluss konnte ich sie noch heimbegleiten, einen langen Weg und in erhobenster Stimmung. (Übrigens muss ich jetzt über meinen Patrouillengang vom 24. März lachen; ich bin mit meiner Sehnsucht an den falschen Ort gekommen. Dort in der Nähe wohnt wohl ihre Freundin, die ich übrigens vorgestern gerade auch heimspedieren musste, aber sie wohnt noch weiter draussen in der Blümlisalpstrasse. (Die Nummer habe ich nicht nachgesehen, das Haus weiss ich aber.)

Dieser glückliche Tag war vorgestern, Donnerstag, am ersten Ferientag. Am Morgen hatten die Examen aufgehört und am Abend war das Konzert des Schülerorchesters. Ich hatte sowieso im Sinn gehabt, mit Doris [Schwester von Kind] hinzugehen. Als ich erfuhr, dass die Klasse 2 b, das bedeutet mir vor allem Margrit Peter, zu diesem Konzert eingeladen worden sei, war das ein Anziehungspunkt, der noch stärker als die Musik war, obschon ich noch nicht wusste, dass nach dem Konzert noch eine Zusammenkunft im «Zimmerleuten» vorausgesehen war. Doris und ich gingen mit Herrn Federer ins Konzert. (Ich will bei Gelegenheit einmal über diese Freundschaft mit Heinrich Federer [der Dichter!] schreiben, die ich seit letztem Herbst habe; jetzt ist mir für den Augenblick sogar Federer im Hintergrund!) Die erste Freude erlebte ich, als ich bemerkte, dass Margrit P. wirklich auch da war, und ich habe während des ganzen Konzertleins (das übrigens sehr hübsch war), immer abwechselnd auf das Orchester und dann flüchtig zu ihr hinüberschauen müssen. Das konnte ich umso leichter, als ich wegen der vielen Leute an der Wand stand. Vielleicht habe ich meinen Platz diesmal nicht nur aus Höflichkeit aufgegeben! Ich konnte an der Wand beim Stehen weiter sehen. Zum zweitenmal freute ich mich, als zwischen zwei Nummern meine Augen unversehens zu Margrit P. hinsahen, als sie zu unserer Wand herüberschaute. Sie erkannte mich und grüsste schnell herüber. In der Pause sah ich sie wieder.

Aber für die «Zimmerleuten» hatte ich keine Einladung, also keine Gelegenheit, mitzukommen. Nach dem Konzert erfuhr ich aber, dass man keine besondere Einladung geschickt habe und konnte also ohne Aufdringlichkeit mit Doris hingehen, nachdem ich von einem der Mitmachenden wiederholt aufgefordert worden war. – Wie es zugegangen ist, dass ich neben Margrit Peter zu sitzen kam, weiss ich kaum mehr recht. Ich weiss nur noch, dass wir während des ganzen Abends zusammen blieben und uns mancherlei erzählten. Wievielmal ich mit ihr getanzt habe, weiss ich nicht; aber es war beinahe jeder dritte Tanz. Während unserer Unterhaltung ist auch das Thema vom Katerbummelgespräch, der Egoismus, wieder aufgetaucht und hat den Erfolg gehabt, dass wir uns darin einigten, es sei doch nicht alles an unserem Tun bloss durch den Egoismus bedingt. Ich glaube das auch, seit ich in ihre ruhigfreundlichen Augen sah, deren Ausdruck nicht der eines Menschen ist, welcher nur an sich denkt. –

Als wir um 4 Uhr aufbrachen, hatte ich mich anerboten, sie heim zu begleiten. Weil aber Doris mit einem Husten zu tun hat, musste zuerst sie heimbefördert werden. So zogen wir also zu vieren nach unserer Wohnung, Margrit P. mit ihrer Freundin, Doris und ich. Nachdem dort Doris versorgt war, ging die Reise weiter bis ins Rigiviertel, und ich fühlte mich in geradezu lyrischer Stimmung! Sie erzählte viel von ihrem Sommeraufenthalt in Sertig [bei Davos], wo einige Mädchen ein Häuslein gemietet hatten und natürlich gefährliche Abenteuer zu bestehen hatten. (Das sind ja eigentlich Sachen, die kaum wert sind, aufgeschrieben zu werden; aber ich habe mich eben recht gefreut, und schreibe überhaupt, was mir in den Sinn kommt. Wie es mir zumute war, das kann ich ja doch nicht schreiben.) Als wir endlich miteinander zu ihrem Haus kamen, fing es schon an, hell zu werden; (es war etwa 5 ¼ Uhr.) Mein Heimweg war natürlich ziemlich trübselig. Erstens war ich wieder allein, dann brach jetzt die Müdigkeit durch, und der entstehende Katzenjammer ist immer stimmungslos. – Ich will mich jetzt über jenen Abend freuen, nachdem der gestrige Kater mehr oder weniger weg ist, dass ich wieder Gelegenheit gefunden habe, mit einem lieben Menschen zusammen zu sein. Dass das nicht jeden Tag möglich ist, soll mir kein Grund sein, um in Erwartung zu vergehen; es würde auch seinen Reiz verlieren, wenn es sich so oft wiederholen würde. Aber ich freue mich doch jetzt schon wieder auf die Maifahrt, die von unserer Tanzgesellschaft in Aussicht genommen ist.

Jetzt möchte ich gern hie und da an der Blümlisalpstrasse vorbeireiten, wobei ich dann sehr auf guten Zufall rechnen würde.

Ich hoffe, dass dieser Ferienanfang nicht der einzige Glanzpunkt dieser Ferien sein wird; aber es wird schwer halten, ohne sie nochmals so vergnügt und zufrieden sein zu können.

 

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Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, W 073/2.1 (Tagebuch von Ernst Kind, Jg. 1897)

Samstag, 24. März 1917 – Kontaktaufnahme ohne Smartphone

1917 mussten die Jugendlichen noch ohne Smartphone und Social Media wie Facebook oder WhatsApp auskommen. Um sich dem Objekt des Begehrens – einer jungen Dame oder einem jungen Herrn – möglichst diskret zu nähern, war also romantische Kreativität gefragt. Daran fehlte es auch dem mütterlicherseits aus St.Gallen stammenden Ernst Kind, welcher in Zürich die Kantonsschule besuchte, ganz und gar nicht:

Im Telephonbuch spürte ich heraus, dass Margrit Peter wahrscheinlich an der Vogelsangstrasse (No 54) wohnt. Dorthin machte ich heute einen Patrouillengang. Tante Emmy war vormittags von St.Gallen angekommen und ich musste am Nachmittag ihr Köfferchen am Bahnhof holen. Weil es noch nicht vorhanden war, hatte ich gerade Gelegenheit zu meinem Spaziergang. Ich fand das Haus; aber meine geheime Hoffnung, sie bei dieser Gelegenheit zu entdecken, ging nicht in Erfüllung. Ich bin deshalb ein wenig deprimiert weggegangen. (Ich weiss ja zwar gar nicht, ob ich die rechte Adresse gefunden habe; aber es ist ziemlich wahrscheinlich.) Leider hören jetzt die Begegnungen an der Rämistrasse auf, da die Töchterschule schon heute Ferien hat, und während der Ferien ist wahrscheinlich gar keine Möglichkeit eines Antreffens da. Ich wollte, es käme bald wieder zu einer Tanzzusammenkunft, wie man ja ausgemacht hat. Dann würde ich wenigstens wieder mit ihr sprechen können. Das blosse Grüssen auf der Strasse ist doch nicht genug, wenn es mich auch jedesmal freut. – Wie ich schon einmal gemerkt habe: normal ist diese Freude nicht. Wann habe ich je eine solche Freude gehabt, wenn ich einen Menschen grüssen durfte? Aber nicht nur das. Ich träume auf offener Strasse und den ganzen Tag von ihr, und ich male mir auf die farbigste Weise Situationen aus, bei denen sie zeigen könnte, ob ihr auch an mir etwas liegt. Obschon ich es lächerlich finde, freue ich mich an solchen Gedanken und will 2 meiner Hirngespinste festhalten:

Ich komme vom Zeltweg her beim Pfauen ums Eck. Sie kommt die Rämistrasse herunter und ist von mir nur noch einige Schritte entfernt. In diesem Moment fällt ein Schuss. (Irgend ein Wahnsinniger kann geschossen haben.) Der Schuss trifft mich auf die Brust und ich stürze hintenüber. Da springt sie herzu und stützt meinen Kopf in ihrer Hand, bis ich aus meiner Ohnmacht erwache. (Der Schuss kann ja abgeprallt sein.) Ich bin selig und danke ihr. Aber weil ich so schwach bin, führt sie mich nachhause, und dabei kann ich ihr unterwegs erzählen und mit ihr sprechen, worüber ich will, vielleicht gerade über den Egoismus, nachdem sie gerade vorhin meine bittere Ansicht davon durch ihre Tat besiegt hat.

Eigentlich braucht da gar kein Schuss mitzuspielen. Ich brauche ja nur mit dem Velo zu stürzen oder vielleicht, indem ich ein paar durchgebrannte Pferde aufhalte und mich ihnen in die Zügel werfe.

Solche kindische Gedanken können mich wirklich freuen; das ist ganz ungewöhnlich, und ich würde mich überhaupt über die ganze Geschichte schämen und meine Gedanken einfach abschütteln, wenn nicht immer eine so tiefe und süsse Freude daraus entstrahlte, die mich wach hält und meinem Leben ein wenig Sinn gibt, während ich vorher lange keinen dahinter habe finden können.

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Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, W 073/2.1 (Tagebuch von Ernst Kind, Jg. 1897), P 770 («Offizielles Adressbuch von Gross-St.Gallen 1917». Das Adressbuch umfasste auch die Gemeinden Straubenzell und Tablat, welche bereits vor ihrer Verschmelzung mit der Stadt St.Gallen faktisch mit dieser zusammengewachsen waren; die meisten Haushalte besassen noch keinen Telefonanschluss.)

Sonntag, 18. März 1917 – Ein junger Gentleman verguckt sich

Bereits im Frühjahr 1914 hatte der damals siebzehnjährige Kantonsschüler Ernst Kind begonnen, ein Tagebuch zu führen. Der Jugendliche lebte nach Kinder- und Jugendjahren in Chur nun mit seinen Eltern und einer Schwester in Zürich. Sein Vater, ein Berufsoffizier, hatte 1894 die elf Jahre jüngere Ida Aldinger geheiratet, die Tochter eines in St.Gallen ansäs­sigen süddeutschen Kaufmanns. Ernst Kind weilte deshalb – gerade auch in Ferienzeiten – oft in St.Gallen bei seiner von ihm verehrten Grossmutter.

Nach einem Geschichtsstudium unterrichtete Kind ab 1925 als Geschichtslehrer an der Kantonsschule St.Gallen, welcher er von 1932-1963 auch als Rektor vorstand. 1932 heiratete Kind die elf Jahre jüngere Arzttochter Wanda Bolter.

Die erste Jugendliebe von Kind entspann sich freilich nicht in St.Gallen, sondern im Spätwinter 1917:

Heute vor 2 Wochen war der Tanzstundenball, auf dem ich mich zum Teil gefreut und zum Teil gelangweilt habe. (Diese Privattanzstunde im Saal zu «Zimmerleuten» ging von Doris› Parallelklasse an der Töchterschule aus, und Doris [die 1899 geborene Schwester von Ernst Kind] und ich waren dabei auch aufgefordert worden.) Diese Tanzstunden fanden ihren Abschluss am Donnerstag (8. März) und auf einem Katerbummel ins Nidelbad am 11. März am Sonntag Nachmittag. Ich hatte dabei ein starkes Erlebnis, das ich mir nicht recht deuten kann, das aber so sehr jetzt in mir nachwirkt, dass ich es beinahe keinen Augenblick aus meinen Gedanken bringe. Wieso kam ich dazu, mich mit einem bestimmten Mädchen lieber zu unterhalten als mit den anderen? Ich spürte das erst am Donnerstag in der letzten Tanzstunde, das [sic] es etwas anderes war, mit ihr zu reden als mit andern. (mit Margrit Peter; was soll ich den Namen nicht hinschreiben, mein Tagebuch soll jedes Geheimnis wissen, und was brauche ich mich zu schämen – meiner ersten Liebe! Ich glaube, das ist es, Liebe.

Wie anders habe ich mir diese vorgestellt. Liebe ist etwas rein geistiges, eine magnetische Wirkung der Seele, von Seele zu Seele, aber eben nicht von jeder Seele zu jeder. Wenn ich jetzt immer an dieses Mädchen denke, so ist es eigentlich nur die Sehnsucht, mit ihr zu sprechen, und zwar über das Ernsteste, Tiefste, was mich bewegt. Daher kommt es auch, dass ich gerade mit diesem Mädchen darüber sprechen will, dass ich schon einen Anfang gemacht habe. Letzten Sonntag im Nidelbad kam ich während eines Tanzes darauf, einen meiner traurigsten Gedanken auszusprechen, nämlich den Glauben an den Egoismus, der uns Menschen alle erfüllt. Ich glaube, ich sagte, alle Menschen handelten nur aus Egoismus und könnten sich nicht höher hinaufringen. Es wurde mir von ihr widersprochen und ich gab dann zu, dass nicht alles rein aus Selbstsucht getan werde. – Aber es ist ja eigentlich einerlei, was ich damals gesagt habe; Hauptsache ist, dass ich etwas sprach, was mich nicht nur äusserlich berührte. Ich spreche sonst zu keinem Menschen etwas von tiefern Fragen und wie ich dazu stehe. Ich wage das nicht; (sogar meinen Eltern gegenüber schweige ich über alles und trage deshalb an allem unendlich schwerer, und komme vielleicht deshalb zu keiner Klärung.) Deshalb liegt es also ganz am Charakter dieses Mädchens, dass ich mich entschliessen konnte, solches zu sprechen.

Sie hat sich auch früher in der Tanzstunde oft nachher erkundigt nach Dingen, von denen ich ein anderes Mal geredet hatte. (Oft z. B. von Musik) daraus bekam ich das Gefühl, sie kümmere sich doch auch ein wenig um das, was ich redete; einfach gesagt, was ich zu ihr bekam und jetzt zu ihr habe, ist viel Vertrauen. Wenn ich jetzt eine so starke Sehnsucht nach ihr habe, so kommt das, weil ich mit aller Kraft einen Menschen suchte, mit dem ich es wagte, zu sprechen. Nun habe ich den Vertrauten in einem mir bisher ganz unbekannten Mädchen gefunden, und die Freude darüber heisse ich Liebe. Jetzt sind die Tanzstunden vorbei, also auch die Möglichkeit weiterer Unterhaltung mit diesem Mädchen. Deshalb ist meine Liebe zur Sehnsucht geworden. Ich bin in einem anormalen Zustand. Instinktiv und beobachtend (schärfer, als ich es sonst kann) treffe ich es immer so, dass ich am Morgen oder am Mittag zur gleichen Zeit auf dem Schulweg bin wie sie. Dann begegne ich sie [sic] in der Rämistrasse, wenn sie von oben herunter kommt und zum Schulhaus an der Hohen Promenade hinaufgeht. Ich gehe links der Strasse (vom Pfauen her)[,] sie kommt mit einer anderen Freundin (die auch an der Tanzstunde war) rechts herunter. Ich entdecke sie schon ganz von weitem und schaue nicht weiter hin, bis ich sie grüsse und für eine halbe Sekunde ansehe. Ich grüsse sie höflich und ruhig; ich verändere mein Gesicht ganz gewiss um keine Spur. Auch sie nickt höflich und freundlich herüber. Ich spüre es aber, wenn ich sie [sic] einmal nicht begegne; es tut mir ganz leis weh; aber wenn ich sie sehe, freue ich mich sehr. Ich kann mir das nicht erklären, denn das hat offenbar nichts mit dem ersehnten ernsten Gespräch zu tun.

Es ist eigentlich eine Art Romantik, finde ich. Ich will aber dafür sorgen, dass das nicht aufhört; denn es ist merkwürdig, wie ich seit diesem ganzen Erlebnis wacher bin als vorher. Der Halbschlaf, in dem mein Geist immer war und den meine Anstrengungen nicht durchbrachen, ist nicht mehr so stark; ich werde etwas frischer. Das ist eine ganz gewaltige Erlösung für mich; denn es hat schon oft nicht viel gefehlt, dass ich beinahe an mir verzweifelt bin. Alles, was ich lerne, bleibt unproduktiv. Ich nehme auf und spüre nichts davon. Es ist, wie wenn sich alles im Hirn verhärten und absterben wollte. Ich kann mein Wissen nicht anwenden, ich kann es nicht wiedergeben. Oft habe ich das Gefühl, selbst etwas schaffen zu können, aber es bleibt in Gedanken verworren und kommt zu keinem Ausdruck. Ich wünschte mir deshalb schon lange eine starke Seelenerregung, weil ich hoffte, damit geistig zu erwachen. Diese Seelenbewegung hat jetzt stattgefunden. Jetzt muss ich nur hoffen, dass sie nicht einschläft oder im anderen Fall nicht noch stärkere Depression schafft.

Wenn ich Margrit Peter sehe, empfinde ich eine tiefinnere Freude und daneben eine Sehnsucht, die mich gleicherweise schmerzt und mir wohl tut. Meine Gefühle den andern gegenüber zu verbergen, ist mir nicht schwer. Ich habe das eigentlich von jeher getan, seit ich überhaupt gelernt habe, über ernsthafte Dinge, die nicht erklärt sind, nachzudenken.

 

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Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, W 073/2.1 (Tagebuch von Ernst Kind, Jg. 1897), die Fotografie stammt wie das Tagebuch aus dem Nachlass von Ernst Kind.

Tagebuch Kind

Sonntag, 4. Februar 1917 – Kriegsbilanz 1916

Der Gymnasiast Ernst Kind, später Rektor der Kantonsschule St.Gallen, hielt in seinem Tagebuch fest:

4. Februar 1917. Schon ist wieder ein Jahr seit der letzten Eintragung vorbei, und immer noch dauert der Krieg. Im Verhältnis, wie die Sehnsucht nach Frieden wäschst, wächst aber auch die Kriegsrüstung: Seit letztem Herbst hat Deutschland die Zivildienstpflicht; jeder gesunde Erwachsene, Frauen wie Männer, haben [Wort «sich» gestrichen] ihre Arbeitskraft der Landesverteidigung auf irgend eine Weise zur Verfügung zu stellen. Der Lebensmittelmangel macht sich jedenfalls stark fühlbar, wenn auch die Ernte von 1916 besser war als die von 1915. Es fehlt sehr an Fetten. Militärisch haben sich die Mittelmächte dieses Jahr defensiv verhalten mit einer Ausnahme. Gegen Rumänien, das Ende August ohne eigentliche Gründe auch den Krieg erklärte, wurde ein schneller zweiseitiger Angriff geführt und hat zur Eroberung von etwas 2/3 des Landes mit den wichtigsten Städten (Bukarest, Konstanza, Braila etc) geführt. Zwei andere Offensiven der Mittelmächte (im Frühling 1916) haben ihr Ziel nicht erreicht und wurden abgebrochen, besonders diejenigen gegen Italien. Dagegen war die gesamte Entente offensiv. Am meisten erreichte von diesen verschiedenen Offensiven die russische, die ein Stück Galizien und die Bukowina widereroberte. Die Hauptoffensive an der Somme (Franzosen, Engländer und Farbige, mit eigenem und amerikanischem Material) hatte keinen Erfolg; sie führte nur zur Eroberung eines etwa 40 km langen und bis 15 km tiefen Landstreifens und zu beiderseits furchtbaren Verlusten. 3 Anläufe der Italiener erreichten auch ausser der Besetzung von Görz nichts. Eine grosse Seeschlacht am Skagerrak führte zu keiner Entscheidung, keine der heimfahrenden Flotten verfolgte die andere; die Verluste der Engländer sind etwas 2-3 mal so gross wie die deutschen. – Zusammengefasst: militärisch hat sich noch nichts entschieden; strategisch sind die Mittelmächte immer noch sehr im Vorteil; an Mitteln sind die andern jedenfalls reicher.

Im Dezember 1916 kam der Friedensvorschlag der Zentralmächte. Wilson und die andern Neutralen suchten die Gelegenheit zu benutzen und förderten die Bestrebungen. Die Entente wies schroff ab. Die Folge davon ist, um die Entscheidung schnell herbeizuführen, als letztes furchtbares Radikalmittel, die Ankündigung des uneingeschränkten Unberseebootskrieges durch Deutschland. Um England, Frankreiche, Italien und das östliche Mittelmeer wird eine Sperrlinie beschrieben, innert welcher jedes Schiff ohne Umstände versenkt werden soll. Der Plan ist eine gleiche Aushungerung, wie sie die englische Blokade [sic] in Deutschland herbeiführen soll.

Heute, am 4. Februar, also 3 Tage nach dem Beginn der U-Bootsblokade, trifft die Nachricht vom Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Amerika ein. Der deutsche Gesandte in Washington hat seine Pässe bekommen. Ob das zur Kriegserklärung führt? Dann wird, abgesehen von allem andern, die Zufuhr für die Schweiz vernichtet sein. Die Folgen werden sich dann bald zeigen. –

Das Jahr 1916 hat in der Familie eine grosse Lücke gerissen. Die liebe Grossmama Aldinger ist im Mai in St.Gallen gestorben (mit 83 Jahren.) Sie war zuletzt fast blind; auch mit dem Gehör schlecht dran, aber immer noch frisch im Geist und voll Liebe für alle. Der Mittelpunkt der Familie ist in ihr verloren gegangen und durch ihren Tod das liebe Grosseltern-Haus verödet, mein eigentliches Heimathaus, denn meine Eltern besassen nie eines und wohnten in Miete. –

Papa steht an der Grenze; seit Neujahr ist [Wort «der» gestrichen] er Kommandant der Gebirgs-Infanteriebrigade 15, nachdem er bisher eine Landwehrbrigade geführt hatte. 

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Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, W 073/2.1 (Tagebuch Ernst Kind)

Sonntag, 20. August 1916 – Gymnasiasten machen sich Gedanken zum Krieg und zur Berufswahl

Ernst Kind studierte ab 1917 an der Universität Zürich Germanistik und Geschichte. Er war später Rektor der Kantonsschule St.Gallen. 1932 heiratete er Wanda Bolter.

Stephan Martig (1898-1984) studierte ebenfalls an der Universität Zürich Theologie und war anschliessend Pfarrer in Langwies, Luchsingen, Romanshorn und Winterthur. Er verheiratete sich 1922 mit Lina Gisep.

Peseux, 20. August 16.

Mein lieber Ernst!

Deinen Brief habe ich hierher erhalten und danke Dir vielmal dafür. Es freut mich jedesmal, wenn ich von Dir etwas höre. Wie Du durch meine Karte wissen wirst, bin ich mit Arnold Rausch hier in den Ferien, um mich etwas im Französischen auszubilden. Etwas habe ich ja gelernt, musste aber wacker arbeiten, denn ich habe in der Schule erst seit zwei Jahren Französisch. In zwei Wochen ist es fertig. Ich bin froh wieder nach Hause kehren zu können. Wir haben es ja hier ganz schön. Sind bei sehr angenehmen, einfachen Leuten. M. Mouchet ist Pfarrer der église indépendante hier in Peseux. Wir haben auch schon mehrere Tagesausflüge gemacht, um den Kt. Neuenburg etwas kennen zu lernen. Morgen gehen wir, wenn das Wetter recht tun wollte, in den Kt. de Vaud und an den Murtensee.

Der Krieg gibt auch mir viel zu schaffen, wie ich Dir schon geschrieben habe. Aber es ist nicht nur der Krieg, der mich sehr beschäftigt, sondern überhaupt die ganze heutige Zeit. Der Krieg ist ja nur ein Ausdruck der grenzenlosen Gottesferne der heutigen Menschen, ist ein Ausdruck des Materialismus, der die Mensch[en] scheinbar beherrscht. Weisst Du, wenn die Christen Gott und das Evangelium Christi verstanden hätten, wäre ein solcher Krieg ja der Krieg und alle Sünde überhaupt ein Ding der Unmöglichkeit. Doch ich will Dir nicht wieder die gleiche Philosophie „verzapfen“, wie im letzten Brief; es könnte Dich langweilen.

Du bist nun wohl in der letzten Klasse und kannst im Frühling Deine Matura machen. Ich habe jetzt noch zwei Klassen zu machen. Letzten Juni hätte ich meine erste Hälfte der Matura machen müssen. Seit dem Krieg aber wurden keine Examen mehr abgenommen und die Noten auf Grund der Jahresleistungen gegeben. Es ist dies ja viel besser und gerechter. Was willst Du eigentlich studieren, wenn Du Deine Matura im Sack hast? Etwa Kunstgeschichte. Das wäre ja sehr schön. Für mich allerdings ist Kunst nicht das, was für Dich. Mein Kunstverständnis ist sehr auf dem gewöhnlichen Niveau. Ich sehe u. höre sehr gerne jegliche Art von Kunst, aber meine Begeisterung dafür ist nicht so gross wie die Deine. Man kann halt nicht zweien Herren dienen. Meine Begeisterung wird mehr u. mehr auf anderes gerichtet: Mehr als je, wünsche ich jetzt Pfarrer zu werden. Ich freue mich schon lange auf die Zeit wo ich ungehindert von Mathematik, Physik u. Chemie mich dem Studium der Bibel im Urtext und der Philosophie u. Pädagogik widmen kann. Ich weiss, das Leben ist ein Kampf, der sich auch bei mir immer mehr und mehr einstellt, ein Kampf zwischen dem Zeugnis der Sinne, das nicht befähigt ist, uns die Idee und das Wesen Gottes zu erklären und seine Liebe zu offenbaren, und dem göttlichen Triebe, der jedem Menschen gegeben ist, mit andern Worten, ein Kampf zwischen der Welt der Sinne, der Materie u. der Welt Gottes, der Liebe und Wahrheit. Diesem Kampf will ich nicht aus dem Wege gehen; ich will dieses Kreuz auf mich nehmen und es tragen in der Gewissheit und Überzeugung, das Gott mir alle Zeit hilft u. nahe ist und dass die Wahrheit siegen wird. Jesus Christus wurde Sieger in der Wa[h]rheit, indem er das Kreuz der Verfolgung u. Verurteilung auf sich nahm und in Golgatha den Kreuzestod starb, um vom Tode zum Leben hindurchzudringen.

Ich bleibe noch hier in Peseux bis 5.6. Sept. Dann mache ich noch einen Besuch von 2-3 Tag[en] in Alchenflüh im Emmental (Kt. Bern) bei meinem Onkel, der dort Arzt ist. Am 8. od. 9. Sept. werde ich nach Chur zurückkehren. Wenn es mir möglich ist, werde ich in Zürich Dich schnell begrüssen. Auf der Herreise hatten wir keine Zeit. Ich musste sonst zwei Besuche machen bei Helvetianern [Abstinentenverbindung an schweizerischen Mittelschulen]. Ausserdem wärest Du wahrscheinlich in der Schule gewesen (Dienstag 11. Juli 10-3 Uhr).

Viele herzliche Grüsse empfange

Von Deinem

Stephan [Martig]

Bitte wenden!

Warum hast Du den Brief vom 28. Mai nicht geschickt? Wenn Du wieder einen schreibst, so entschliesse Dich doch, ihn mir zu senden, n’est-ce pas. Ich hoffe gelegentlich wieder etwas von Dir zu hören.

Viele Grüsse auch an Deine Eltern und Schwester

NB

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, W 073/5 (Brief von Stephan Martig an Ernst Kind (1897-1983), Gymnasiasten) und ZMH 64/877.026.3 (Foto: Otto Rietmann, St.Gallen)

Montag, 7. Februar 1916 – Ein Gymnasiast blickt auf den Kriegsbeginn zurück

Tagebucheintrag von Ernst Kind (1897-1983), Gymnasiast und späterer Rektor der Kantonsschule St.Gallen:

Schon ist, seit ich das letzte Mal schrieb […] ein Jahr vorbei. Für mich hat dieses Jahr viel enthalten; Krieg ist immer noch, sogar noch mehr, seit sie im Süden auch angefangen haben, die kindischen Hitzköpfe. Den Krieg hätten sie sich ersparen können; ich glaube, sie fühlen das jetzt schon. – Was ich das letztemal schrieb, ist religiösen Inhaltes und hat mich heute eigentlich recht gefreut. Jetzt will ich etwas ganz weltliches behandeln, nämlich […] die Zustände in unserer Schweiz. Fast fühle ich das als Ironie, dieses „unsere Schweiz“. Wie lang heisst das schöne Land, das gewiss nicht schuld ist an den so unschönen Verhältnissen, noch „unsere Schweiz“? Es hat seinen Grund, warum ich so bitter frage. – Ich habe da einen Brief an Willi Köhl, den ich im August 1914 schrieb und nicht abschickte, gefunden und darin einige Sätze gefunden, die ich zwar immer noch für richtig halte, […] deren Inhalt aber, wie ich fürchte, nie zur Ausführung kommt.

Es heisst da z.B.: „Ich halte diesen Krieg beinahe für notwendig und gut. Gewiss nicht, weil ein Krieg immer wieder kommen müsste, was ich nämlich nicht glaube, sondern aus andern Gründen, die ich nicht ausdrücken kann. Ich habe bis jetzt nur unbestimmte Hoffnungen und Ahnungen, dass nach diesem Krieg alles anders werden muss, mit der Zeit gewiss besser.“

Dazu sage ich jetzt, dass ich immer noch hoffe, der Krieg […] werde auf die Menschen einen guten Einfluss haben und sie abschrecken vor neuen Kriegen. Aber wenn auch unsere Generation einen spätern Krieg verdammen wird, so wird es später wieder sein wie vor dem jetzigen Krieg. Der Krieg richtet tausendmal mehr Schaden an durch seine Saat von Hass und Wut, als er Gutes ausrichtet, indem er den Menschen eine bessere Erkenntnis des Friedens gibt.

Dieses hat noch nicht[s] zu tun mit unsern Zuständen in der Schweiz. Es heisst aber an einer andern Stelle dieses Briefes: „Unserm Land ist aber seine Aufgabe vorgezeichnet und wir müssen für die grosse Bestimmung, die ihm in diesem Krieg gegeben worden ist, dankbar sein. Es ist schön, Schweizer zu sein, aber hoffen wir, dass unsere Nation der grossen Friedensaufgabe als ruhige Kulturzufluchtsstätte gewachsen und würdig ist.“

O Jammer, welcher Hohn! Unsere Nation soll der Aufgabe gewachsen sein, Frieden zu vermitteln, und zer[r]issene Bande wieder zu knüpfen. Das ist solange unmöglich, als wir eben keine Nation sind, wir Schweizer. Ich sage nicht mehr in optimistischem Patriotismus, die Schweizer bilden eine einzige Nation, jetzt sage ich vielmehr mit dem grössten Schmerz; Die Schweiz ist ein Land mit einem Bevölkerungsgemisch, mit Angehörigen des deutschen[,] französischen und italienischen Volkes, und sage weiter: und diese Bevölkerung der Schweiz versteht sich gar nicht untereinander, sodass man den Gedanken nicht abschütteln kann, bei Gelegenheit geht die Schweiz eben auseinander, fällt auseinander, wie im Jahre 1798. Wir haben eben, wie ich letzten Herbst in einem Aufsatz schrieb, in der Schweiz einen ungeheuern Nationalstolz, aber absolut kein Nationalbewusstsein.

Dass ich aber den Glauben an die Einigkeit aller Schweizer auch zu Anfang des Krieges nicht so ganz fest besass, beweisen andere Sätze desselben Briefes:

„Die Deutschen sind wirklich ein einzig Volk von Brüdern; sie fühlen es jetzt. Wirklich, wenn ich nicht Schweizer wäre, wollte ich Deutscher sein. Übrigens ist es bei uns so eine Sache mit dem einzigen Volk von Brüdern, welches Wort ja auf uns geprägt ist. Wir wollen Gott danken, wenn er uns vor der grossen, dem Schweizervolk drohenden Gefahr bewahrt, dass infolge der verschiedenen Sympathien in den verschiedensprachigen Gebieten ein innerer Streit im Land entsteht, das […] nach aussen friedlich ist. Ich muss mir wirklich viel Mühe geben, meine durchaus auf eine Seite gehenden Sympathien für mich zu behalten. Unsere Aufgabe ist, uns zu beherrschen, unsere Zunge und unser […] Handeln zu mässigen.“

Wie ein Faustschlag sind dazu die Vorgänge in Lausanne, wo der Pöbel am 27. Januar die Fahne des deutschen Konsulats herunterriss, die zur Geburtstagsfeier des Kaisers ausgehängt war. Man darf ruhig sagen, dass solches bei uns in der deutschen Schweiz nicht möglich wäre, z.B. gegen […] ein französisches Konsulat. Und dennoch halten uns die Welschschweizer für ganz mindere Schweizer, sich aber für die echten. Wenn wir uns aber dagegen fest wehren wollen, geht der Krach los. – Es gibt noch anderes, das bei uns ganz bedenklich ist: Die ungeheure Hetze einer schlechten Anarchistenpresse – als solche zeigen sich jetzt die Sozialdemokraten – gegen die Armee, den General und den Bundesrat. Sie wollen eben durchaus keine gute Armee. Natürlich sagen sie das Gegenteil. Sie wollen eine gute, aber ganz „demokratische Armee“. Das ist der Blödsinn. Gibt es denn eine demokratische Armee? Das gibt es allerdings schon; das sind nämlich die Bande der Franctiseurs; dort geht’s demokratisch genug zu. Aber ein echtes Heer gibts so nie. Wer sich nicht unterordnen will und kann, kann sicher auch nie führen und nie selbständig etwas erreichen. Lieber wollen wir keine Armee als eine demokratische, denn mit einer solchen würden wir im Krieg nur Schande ernten. – dass man aber gegen die Regierung hetzt, ist ein Zeichen von grossem Patriotismus!

Wenn der Krieg noch lang genug geht, kommen wir auch noch hinein, vielleicht nicht, weil man uns vom Ausland dazu zwingt, sondern weil wir uns im eigenen Land so aufführen, dass es nicht mehr anders geht.

Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, W 073/2.1