Mittagsmenu bei Thuerlemann

Donnerstag, 22. Februar 1917 – Porträt einer Haushälterin

Caroline Wick war verwandt mit Architekt Johann Baptist Thürlemann und seine langjährige Haushälterin. Sie kommt im unvollständig erhaltenen Tagebuch recht häufig vor. Die Einträge beschreiben, welche Arbeiten in einem Haushalt zu erledigen waren, wieviel Mühe und Aufwand sie zu dieser Zeit kosteten und was man in der Freizeit machte:

Caroline kochte (den Einträgen nach zu schliessen sehr gut!). Caroline ging in die Kirche und besuchte Beerdigungen. Caroline putzte und scheuerte. Caroline hatte Wäsche. Caroline machte Besorgungen und Botengänge. Caroline arbeitete im Garten. Caroline räumte den Keller auf. Caroline nähte. Caroline pflückte (auch sonntags) pfundweise Himbeeren im Wald. Caroline besuchte Kranke im Dorf. Caroline hatte mindestens ein Bankkonto mit einer Einlage von 2000 Fr., was ihr jährlich 75 Fr. Zins einbrachte (laut Tagebucheintrag vom 11. Januar 1905). Caroline machte Heimarbeit. Caroline bügelte. Caroline verwaltete das ihr zur Verfügung gestellte Küchengeld. Caroline half den Nachbarn beim Heuen. Und ab und zu stritt sie sich auch mit der Nachbarin.

Im Tagebucheintrag vom 22. Januar 1917 ging es um ihre Kochkünste:

[…]

Gegen ¾ 12 Uhr erschien mein Bruder Ludwig zum Mittagessen.

Es wurde aufgetischt:

Griessuppe mit Bouillon;

Schweinsvoressen (vortrefflich) mit gestossenen Kartoffeln und Aepfelmus. Getränk: Wein.

Ich hatte durch Caroline vormittags im «Hirschen» ½ Liter Rothwein holen lassen & erhielt denselben gratis.

Das heutige Mittagessen war sehr gut.

Ludwig kehrte um ½ 2 Uhr in den «Hirschen zurück.»

[…]

Inserat SchuerzeEs ist nicht bekannt, wie genau Caroline sich für ihre Arbeit kleidete, praktisch wäre wohl so eine Träger-Blusen-schürze gewesen, wie sie hier von der Firma Julius Brand & Co. in St.Gallen als Teil der Frühjahrsmode 1917 angepriesen wurde.

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Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, Wy 035a (Tagebuch Thürlemann) und P 909 (St.Galler Tagblatt, 16.02.1917, Abendblatt)

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