31. Januar 2017 – Übersetzung zu «Gerüchte aus Russland»

Für die im Beitrag zum 29. Januar 1917 veröffentlichte Quelle in russischer Sprache erhielten wir folgende (in Details leicht überarbeitete und ergänzte) englische Übersetzung:

Announcement

In Addition to the announcement of November 4(17) 1916 the Emperor’s Russian Mission in Bern is bringing to the attention of Russian citizens sojourning in Switzerland that individuals holding a white ticket* – born between October 1st 1879 and September 30th 1888 and supposed to have served in the army between 1901 and 1909, but recognised as totally unfit for [military] service, are now subject to recertification.

[*official document, excusing a Person from military duty]

Übersetzung: Ksenia Naumova, Vilnius

Herzlichen Dank allen, die mitwirkten, dass die Übersetzung zustande kam und publiziert werden darf!

Montag, 29. Januar 1917 – Gerüchte aus Russland

Die Morgenblattausgabe des St.Galler Tagblatts vom 29. Januar 1917 berichtete:

Alarmierende Gerüchte über die Ereignisse in Russland.

P. Berlin, 27. Jan. Ueber die Ereignisse in Russland zirkulieren in Skandinavien und Dänemark sehr beunruhigende Gerüchte. So wird am Samstag vormittag aus Malmö telegraphiert, die in Lulea verbreiteten Gerüchte verursachen grosse Beunruhigung. In Finnland und Petersburg seien Revolten ausgebrochen. Die Kaiserin von Russland sei ermordet worden. Die Telegraphen- und Telephonverbindungen nach Petersburg sind unterbrochen. Ein dänischer Journalist, der, aus Russland kommend, in Malmö anlangte, traf in Haparanda 30 aus Helsingfors geflüchtete Finnländer, die erzählten, sie seien nur durch die Flucht dem Tode entronnen.

Kurz zuvor war im St.Galler Tagblatt eine Mitteilung der russischen Botschaft in Bern erschienen, die sich an russische Bürger in der Schweiz richtete. Mangels Russischkenntnissen können das Blogteam und die anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Staatsarchiv St.Gallen den Text nicht weiter auflösen und sind dankbar für Hinweise (oder Übersetzungen!). Möglich ist, dass mit dieser Anzeige in der Schweiz wohnhafte Russen, die zwischen dem 1. Oktober 1879 und dem 30. September 1888 geboren waren, in den Krieg einberufen wurden:

Russische Botschaft in Bern

Nebenbei: Die Zarin wurde tatsächlich ermordet. Allerdings erst Mitte Juli 1918 – zusammen mit Ehemann und Kindern.

Nächster Beitrag: 1. Februar 1917 (erscheint am 1. Februar 2017)

Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, P 909 (Text: 29.01.1917, Morgenblatt und Anzeige: 27.01.1917, Abendblatt)

Bueromoebel

Freitag, 26. Januar 1917 – Beamte haben kürzer Mittagspause

Der Regierungsrat beschloss in seiner Sitzung vom 26. Januar:

Kantonale Verwaltung; Verlegung der Arbeitszeit.

Mit Rücksicht auf die durch den wachsenden Kohlenmangel gebotene Notwendigkeit tunlichster Sparsamkeit im Gasverbrauch und auf Anregung der städtischen Bauverwaltung und Gasdirektion wird, analog dem Vorgehen der städtischen Verwaltung, von Montag den 29. Januar 1917 an bis auf weiteres für die Bureaux der kantonalen Zentralverwaltung die nachmittägige Arbeitszeit verlegt auf die Stunden von 1 1/2 bis 5 1/2 Uhr.

Nächster Beitrag: 1. Februar 1917 (erscheint am 1. Februar 2017)

Hinweis: Das Sparen von Heizkosten in den Büros der staatlichen Angestellten hat im Kanton St.Gallen Tradition. Vgl. dazu den Artikel: «Sparen mit 5000 Thermometern» im Pfalzbrief, 2013/4, S. 6f. :  http://www.sg.ch/home/publikationen___services/publikationen/pfalzbrief.html

Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, ZA 001 (Amtsblatt für den Kanton St.Gallen, 02.02.1917, S. 164) und ZMH 64/378 (Ausschnitt aus Briefkopf: Markwalder und Ganz, St.Gallen, 1905)

Amtsblatt

Freitag, 19. Januar 1917 – Verschollen, aber nicht vergessen

Im Amtsblatt vom 19. Januar 1917 publizierte das Bezirksgericht Tablat folgende zwei Verschollenheitsrufe:

1. Elisabeth Dürr, geb. Weidmann, von Lufingen, Kt. Zürich, geboren den 14. März 1842, Tochter des Melchior Weidmann und der Barbara, geb. Matzinger, im Jahre 1889 nach Amerika ausgewandert und seither nachrichtenlos abwesend.

2. Jakob Haselbach, von Altstätten, Kt. St.Gallen, geboren den 1. August 1861, Sohn des Johann Josef Haselbach und der Franziska, geb. Stärkle, im Jahre 1891 nach Amerika ausgewandert und seit 1907 nachrichtenlos abwesend.

Die Genannten und alle, die über den Verbleib derselben Auskunft geben können, werden hie[r]mit aufgefordert, sich binnen Jahresfrist seit dieser Auskündung beim Bezirksgerichtspräsidium Tablat zu melden, andernfalls die Verschollenheitserklärung ausgesprochen würde.

Ausserdem stellte das Waisenamt der Stadt St.Gallen mit Datum vom 12. Januar 1917 folgende Person unter Vormundschaft:

Arnold Pfeiffer, Mechaniker, geboren den 12. September 1889, von St.Gallen, Sohn der verstorbenen Eheleute Robert Arnold Pfeiffer und der Auguste, geb. Meister, zurzeit landesflüchtig und sich vermutlich in Deutschland aufhaltend, wird gemäss Art. 371 ZGB [Zivilgesetzbuch] und Art. 93 EG zum ZGB unter Vormundschaft gestellt.

Als dessen Vormund wird bestellt Alfred Engler, Bürgerspitalverwalter, in St.Gallen.

Nächster Beitrag: 26. Januar 1917 (erscheint am 26. Januar 2017)

Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, ZA 001 (Amtsblatt für den Kanton St.Gallen, 19.01.1917, S. 106f.)

Uzwil, Bahnhofstrasse

Donnerstag, 18. Januar 1917 – Besuch aus New Glarus, Wisconsin

Tagebucheintrag von Architekt Johann Baptist Thürlemann (1852-1939), Oberbüren:

Donnerstag 18. Januar 1917

Kalter, grauer & dunkler Wintertag. Hart gefroren. Von Mitte Vormittag bis abends schneite es ununterbrochen, so dass bis abends die Schlittbahn bedeutend verbessert war. Der Schnee war leicht & flockig. Ostwind. Es schneite beständig von Osten. Abend & Nacht dunkel. 2 Mal einheizen.

Vormittags besorgte ich schriftliche Arbeiten.

Um ½ 12 Uhr erschien mein Bruder Ludwig bei uns zum Mittagessen. Es wurde aufgetragen:

Kartoffelsuppe (: vortrefflich:) Schüblinge Nudeln & Aepfelmus.

Als Getränk ½ Liter Rothwein vom «Hirschen» – den ich gratis erhielt. Ludwig fand das Essen gut und blieb bis ½ 2 Uhr.

Nachmittags rauchte ich eine Cigarre (von Ludwig:) und besorgte Büreauarbeiten.

Mittags 1/1 1 Uhr reiste Franz von hier ab, nach Basel; sein Bruder Ludwig führte ihn per Fuhrwerk nach Station Utzwyl. –

Abends bereinigte ich mein Tagebuch & las hernach die Zeitungen. –

Um 8 Uhr abends kam der schon längst erwartete August Scheiwiller von Hier aus Amerika an. Derselbe ist seit 13. März 1913 in Neu Glarus (Wisconsin) Nordamerika auf einer Farm thätig [sic] & verreiste am 1. December 1916 von NeuYork [sic] nach Rotterdam (Holland)[,] wo er am 30. December 1916 ankam. Von dort verzögerte sich seine Abreise, des Krieges wegen bis jetzt. – August Scheiwiller logierte sich bei seinem Schwager Wagner Lengg ein. –

Wir mussten aus Anlass dieser Heimkehr bis 10 Uhr warten, hernach noch die Wasserleitung im Hause abstellen, da die Familie Scheiwiller erst um diese Zeit nach Hause zurückkehrte. Ich begab mich um 10 ¼ Uhr zur Ruhe. –

Zu Wagner Lengg vgl. den Beitrag vom 6. Januar.

Nächster Beitrag: 19. Januar 1917 (erscheint am 19. Januar 2017)

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, Wy 035b (Familie Thürlemann zum Hirschen, Tagebücher von Architekt Johann Baptist Thürlemann, 1852-1939) und W 238/09.03-07 (Bahnhofstrasse Uzwil im Winter, vor 1907, Verlag: Graphische Industrie, Berlin S.W. 48)

Anzeige für Dünger

Samstag, 13. Januar 1917 – Düngen und Pflügen zur richtigen Jahres-zeit

Aus dem Rheintal.

Laut Mitteilung der meteorologischen Anstalt war auch der Dezember 1916, wie seine letzten neun Vorgänger, viel zu warm. Das Temperaturmittel stund 2° über der normalen Dezembertemperatur. Die Ursache lag zum Teil in der andauernden Föhnstimmung, die trotz relativen hohen Barometerstandes unser Tal beherrschte. Der Schnee, der in manchen Alpentälern verheerend wirkte, konnte sich bei uns nur knapp während zwei Tagen halten. Auch das neue Jahr brachte diesbezüglich keine normalen Verhältnisse. In der ersten Januarwoche war es an einzelne Tagen so warm, dass sich sogar die Bienen zu regen begannen. Auf sonnig gelegenen Bienenständen machte sich zeitweise lebhafter Flug bemerkbar. Wie im vergangenen Jahr trifft man heute blühende Erlen- und Haselstauden. Sollte dads warme, regnerische Wetter noch länger andauern, so wird sich bald auch an den Obstbäumen der Trieb einstellen. Die Pfirsichbäume zeigen bereits die ersten Anzeichen.

Wer heute das Rheintal bereist, dem fallen die grosse Zahl der noch nicht gepflügten Mais- und Kartoffeläcker auf. Während man anderwärts darauf bedacht ist, die Aecker vor Eintritt des Winters tief zu pflügen, um die bodenlockernde Wirkung des Frostes auszunützen, wird diese Arbeit bei uns oft auf den Frühling verlegt. Es ist zwar zugegeben, dass der von der Natur ziemlich lockere Lettboden die Wirkung des Winterfrostes weniger notwendig hat, als der schwere Lehm- und Tonboden. Trotzdem halten wir das Pflügen im Spätherbst oder Vorwinter als zweckmässiger. Denn dadurch kommen auch die Stoppeln und die Unkräuter so rechtzeitig in den Boden, dass sie bis zum Beginn der Frühjahrsarbeit verwesen; man hat im Frühjahr sauberes Land und die Unkrautbekämpfung gibt weniger Arbeit. Ausserdem werden durch die Winterfurche eine Menge von Schädlingen an die Bodenoberfläche gebracht, wo sie dem Frost oder den Vögeln zum Opfer fallen. Besonders diejenigen Aecker, welche mit Frühkartoffeln bepflanzt werden, sollten schon im Vorwinter unter gleichzeitiger Mistdüngung gepflügt werden. Dieser Dünger ist nirgends so gut aufgehoben wie im Ackerboden. Er verrottet während des Winters so gut, dass ihn dann auch die kurzlebigen Frühkartoffeln auszunützen vermögen.

Der St.Galler Bauer publizierte neben Hinweisen zum Pflügen auch Anzeigen zu Düngemitteln:

Dünger

Nächster Beitrag: 18. Januar 1917 (erscheint am 18. Januar 2017)

Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, W 248 (Text: St.Galler Bauer, 4. Jg., Heft 2, 13.01.1917, S. 25f.; Beitragsbild: St.Galler Bauer, 4. Jg., Heft 8, 24.02.1917; Anzeige zum Kali-Dünger: St.Galler Bauer, 4. Jg., Heft 3, 20.01.1917)

Maelzerei

Donnerstag, 11. Januar 1917 – Der Architekt repariert noch eine Nähmaschine

Tagebucheintrag von Johann Baptist Thürlemann (1852-1939), Oberbüren:

Donnerstag den 11. Januar 1917

Dunkler, mässig kalter Wintertag. Der Schnee war morgens leicht gefroren. Vormittags beständiges feines Schneien. Südwestwind. Ueber Mittag etwas aufthauend; der Schnee wurde nass. – Auch nachmittags schneite es zeitweilig leicht. Gegen Abend zertheilte sich das Gewölke etwas & stellenweise bemerkte man helle Parthien. Die Temperatur sank etwas. Nacht anfangs wolkig; später mondhell. Gegen Morgen bedeckt.

Morgens von ½ 8 h bis 8 ¼ Uhr war Caroline [Wick, Haushälterin] in der Kirche. –

Ich war vormittags mit schriftlichen Arbeiten beschäftigt. –

Caroline besorgte die Küche, da wir auf heute Ludwig zum Mittagessen eingeladen hatten.

Ludwig erschien um ½ 12 Uhr. Das Mittagessen bestand aus: Zwiebelsuppe mit Bouillon & Ei. Schüblinge mit gebratenen Kartoffeln und Aepfelmus.

Getränk: Kathrein [Malzkaffee] (: ½ Liter vom «Hirschen» – gratis.)

Nach dem Essen rauchten wir eine Cigarre. – Um ½ 2 Uhr kehrte Ludwig in den «Hirschen» zurück.

Nachmittags besorgte ich Büreauarbeiten & reparierte auf Ansuchen der Lydia Scheiwiller (Mietstochter) den zerrissenen Schwungradriemen ihrer Nähmaschine, indem ich die beiden Stücke mit festem Draht zusammenhängte & solid verband.

Abends bereinigte ich mein Tagebuch & las die Zeitungen.

Von 1&2 6 h abends bis ¾ 8 Uhr machten Rosa Scheiwiller, Bäcker’s von Flawyl, mit ihrer kleinen Tochter Frieda & Frau Posthalter Pauline Stolz dahier einen Besuch in der obern Wohnung unseres Hauses – bei Wittwe [sic] Josepha Scheiwiller. Bei ihrer Abreise, ¾ 8 h, unterhielt ich mich einen Augenblick im Hausgang mit ihnen & verabschiedete sie.

Später las ich noch einige Zeit & begab mich um 10 Uhr zu Bette. –

Nächster Beitrag: 13. Januar 1917 (erscheint am 13. Januar 2017)

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, Wy 035b (Familie Thürlemann zum Hirschen, Tagebücher von Architekt Johann Baptist Thürlemann, 1852-1939) und ZMH 59/011 (Auszug aus Briefkopf: Malzfabrik Rheineck, Hasler & Co., Rheineck und Rorschach, 1916)

Naehmaschine

Dienstag, 9. Januar 1917 – Der Architekt repariert eine Näh-maschine

Tagebucheintrag von Architekt Johann Baptist Thürlemann (1852-1939), Oberbüren:

Dienstag den 9. Januar 1917

Kalter, meist dunkler Tag. Einige Male etwas aufheiternd. Morgens hart gefroren. Tagsüber scharfer, rauher Nordostwind. Nachmittags leicht auftauend. Feucht kalt. – Man war genöthigt 2 Mal einzuheizen. Abends im Westen ziemlich hell. – über dem Horizont gelber Himmel. – Nacht ziemlich bedeckt. Matt mondhell. Gegen Morgen Schneefall.

Ich war heute den ganzen Tag mit Büreauarbeiten beschäftigt.

Mittags wurde ich in die obere Wohnung, zu Frau Scheiwiller gerufen, um eine Reparatur an der Nähmaschine vorzunehmen. Die Fadenspannung war aus ihrer Einrichtung gerathen & die einzelnen Theile hatten sich gelöst. Es erforderte einige Arbeit, um den Mechanismus kennen zu lernen & die einzelnen Theile wieder kunstgerecht einzufügen.

Abends las ich die Zeitungen & begab mich um ½ 10 Uhr zu Bette.

Nächster Beitrag: 11. Januar 1917 (erscheint am 11. Januar 2017)

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, Wy 035b (Familie Thürlemann zum Hirschen, Tagebücher von Architekt Johann Baptist Thürlemann, 1852-1939) und ZMH 02/056 (Quittierkarte, 1913)

Oberbueren

Sonntag, 7. Januar 1917 – Verspätete Dreikönigspredigt und Theater im «Rössli»

Tagebucheintrag von Johann Baptist Thürlemann (1852-1939):

Sonntag den 7. Januar 1917, sehr kalter, etwas wolkiger Morgen. Starker Reif; hart gefroren. Tagsüber zeitweilig sonnig; öfters düster bewölkt. Nachmittag ziemlich hell. Der ganze Tag war rauh & kalt; es herrschte ein sehr scharfer, kalter Nordwind.  Man musste 2 Mal einheizen. – Abend ziemlich bedeckt; Nacht klar, mondhell & sehr kalt. Gegen Morgen bedeckt. –

Heute wurde das aufgehobene Fest der Hl. Dreikönige gefeiert. –

Morge[n]s nach dem Kaffee machte ich in meinem Schlafzimmer Sonntagstoilette. (Rasieren). – 8-9 Uhr.

Von 9 Uhr bis 3/4 11 Uhr vormittags wohnte ich dem Gottesdienste in der Kirche bei. Zuerst gesungenes Asperges ; Hernach Amt (: mit Rauchwerk: ). –

Nach dem Evangelium Predigt über den Text:

«Gehet hin und forschet genau nach dem Kinde, und wenn ihr es gefunden habet, so zeiget es mir an, damit auch ich komme, es anzubeten!» Matthäus, 2. Cap. 8. V.

Die Hl. Dreikönige wurden durch den Stern im Morgenlande zu Jesus berufen & sie eilten den Weltheiland zu sehen, zu erkennen & der Erlösung durch ihn theilhaftig zu werden.

Durch die Hl. Dreikonige [sic] hat sich Christus auch uns als der erwartete Messias kund gegeben und daher wurde das Fest der Erscheinung des Herrn, die Epiphania Domini schon in den frühesten Zeiten festlich begangen.

Wir sollen uns dieser Offenbarung innig freuen und nicht wie Herodes & die Juden voll Schrecken & Furcht über den neugeborenen König ??? von ihm uns abwenden.

Das neugeborene Kind in der Krippe beseligte die Hl. Dreikönige, erfüllte aber Herodes & Jerusalem mit Angst & Besorgnis, daher die Feindschaft gegen diesen König der Juden & die Anschläge des Herodes gegen dasselbe.

1. Thl. Der zitternde Herodes, trotz seiner Macht.

2. Thl. Der überlistete Herodes trotz seiner Schlauheit!

3. Thl. Der besiegte Herodes, trotz seiner heimtückischen Anschläge. 

1. Charakter des Herodes & seiner 40-jährigen Regierung.

2. Der heuchlerische, scheinheilige Mann, voll Ehrsucht & Herrschsucht.

3. Der grausame, blutdürstige Verbrecher, der vor keinem Mittel zurückschreckt, um sein Ziel zu erreichen, der aber vor der Weisheit & Allmacht Gottes zu Schanden wird. –

Sehr schöne, beschreibende & charakterisierende Predigt. –

Hernach Verkündung des Wochenkalender & der Gottesdienstordnung. Friedensgebet & 5 Vater Unser.

Fortsetzung des Amtes vom Credo an. Opfer für die afrikanische & inländische Mission.

Am Schlusse Grabbesuch mit Ludwig. Wir kehrten gemeinsam nach Hause [zurück]. Bald nach 11 Uhr speisten wir zu Mittag.

Von 1h bis 1/2 2 Uhr nachmittags wohnte Caroline dem Gottesdienste wieder bei ( : Rosenkranz, Allerheiligenlitanei & Te Deum – Dreikönigswasser und Salzweihe. Ich liess ebenfalls eine Schale Salz in die Kirche bringen.

Den Nachmittag & Abend brachte ich zu Hause mit Lektüre zu. 

Im «Rössli» dahier spielte wieder der Jünglingsverein Theater, von 3h bis 7 1/4 Uhr. – Der Besuch soll ein starker gewesen sein.

Um 1/2 10 Uhr begab ich mich zu Bette.

Nächster Beitrag: 9. Januar 1917 (erscheint am 9. Januar 2017)

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, Wy 035b (Familie Thürlemann zum Hirschen, Tagebücher von Architekt Johann Baptist Thürlemann, 1852-1939) und ZOA 008/1.014 (Oberbüren, 3.10.1907, Fotografie von Johann Baptist Thürlemann)

 

Haus zum Hirschen

Samstag, 6. Januar 1917 – Kinderbegräbnis

Tagebucheintrag von Architekt Johann Baptist Thürlemann (1852-1939), Oberbüren:

6. Januar 1917.

wolkig & bedeckt, theils mondhell.

Leichter Schneefall. Gegen Morgen hell & sehr kalt. Der kleine Schnee gefror hart. – Starker Reif bis Mittag.

Morgens stand ich ziemlich frühe auf & machte noch dem Morgenessen Toilette. –

Gegen 3/4 8h begab ich mich in’s Unterdorf – zum Hause des Wagners Friedrich Lengg, um an der Beerdigung seiner 2 kleinen Kinder [teilzunehmen], die am 1. Januar geboren wurden und wegen Lebensschwäche schon nach 2 Tagen wieder starben.

Als Gespan hatte ich den Nachbar[n] J. B. Kempter. – Es war empfindlich kalt. Nach der Beerdigung wurde in der Kirche vom Ortspfarrer, vom Chore aus, das Geburts- & Todesdatum der 2 Mädchen: Pauline Frieda und Hedwig Lydia, sowie die bei diesem Anlasse von deren Eltern gemachten Vermächtnisse verlesen.

Fr. 5 an den hies. Friedhofsverein.

» [Wiederholungszeichen von obiger Zeile für «Fr.»] 5 an die Anstalt für Epileptische

sowie ein Quantum Brod für die Hausarmen.

Hierauf fand eine stille Messe mit Rosenkranz statt. – Hernach Grabbesuch. – Die Zahl der Teilnehmer war nicht gross. – 3/4 9h.

Hernach hatte die Verwandtschaft ein Essen im «Eidgenöss. Kreuz» dahier. (: Es bestand in Fleischsuppe, Kalbsbraten, KartoffelnSchnitzen & Kopfsalat. Dessert: Bisquittorte & schwarzer Kaffee. – Das Essen soll vorzüglich gewesen sein : )

Vormittags besorgte ich die üblichen Samstagsarbeiten: Ordnen & Aufräumen etc. –

Nachmittags von ca. 3/4 2 Uhr bis gegen 1/2 5 Uhr machte ich einen Spaziergang über die Wiesen zum Wald. Von dort auf die Höhe des Bürerwald & auf dem Höhenrücken südlich vom «Buchen» zur Landstrasse nach Niederwil. Von dort auf einem Fusswege in’s Schlosstobel bis hinauf nach Storchegg. Von Storchegg gegen Rätenberg. Dann zurück gegen Städeli & zur Höhe des StorcheggerWaldes am Abhange des Schlosstobels. Hierauf trat ich den Rückweg an, den waldigen Abhang hinunter gegen «Städeli» & «Wieden«. Vom «Wieden» durch den «Schalmenacker» zu den Corporationswiesen, zum «Berg«; «Brandkropf» Unterziel & über die Wiesen nach Hause. –

Nach dem Kaffee besorgte ich einige Arbeiten im Hause & las später die Zeitungen.

Um 9 Uhr begab ich mich zur Ruhe.

Nächster Beitrag: 7. Januar 1917 (erscheint am 7. Januar 2017)

Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, Wy 035b (Familie Thürlemann zum Hirschen, Tagebücher von Architekt Johann Baptist Thürlemann, 1852-1939) und ZOA 008/1.052 (Oberbüren, Haus zum Hirschen, Wohnort von Ludwig Thürlemann, Bruder von Johann Baptist, der im Tagebuch oft erwähnt wird)