Der Frühling liess in Château d’Oex noch immer auf sich warten, so schneefrei wie im Beitragsbild (Park des Grandhotel) war es noch lange nicht. Franz Beda Riklin schrieb an seine Ehefrau:
Château d’Oex, 23. April 1917.
Liebste Frau!
Ich weiss nicht, ob Dich dieser Brief noch in Orselina antrifft. Ich hatte heute den ganzen Tag viel Arbeit. Wetter kalt. Es ist hier noch immer Winter, u. windig. Nun ist doch bereits ein Viertel der Dienstzeit u. es ist natürlich mässig; ich mache meine Sache. Geistreich ist es nicht, und der eigene Geist kann nicht recht leben. Es fehlt natürlich auch an Menschen. Deine Blumen machen mir viel Freude; einige sind jetzt auch in meinem Bureau.
Vielleicht male ich ein bis[s]chen davon, denn die Farben sind anregend, besonders hier im Schnee. Aber es ist überall zu kalt zum Malen; Draussen, im Zimmer, im Bureau. Und alles stimmt nicht zum Geist der Kunst, besonders nicht das englische – u. Soldatenmilieu.
Ich schreibe Dir das nächstemal nach hause [sic]. Pass nur auf, dass auf der Gotthardroute keine Lawine kommt!
Mit tausend Grüssen und Küssen Dein treuer
Franz.
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Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, W 106 (Briefe an seine Ehefrau; Text und Beitragsbild aus Briefkopf des Grandhotels)