Uzwil, Bahnhofstrasse

Donnerstag, 18. Januar 1917 – Besuch aus New Glarus, Wisconsin

Tagebucheintrag von Architekt Johann Baptist Thürlemann (1852-1939), Oberbüren:

Donnerstag 18. Januar 1917

Kalter, grauer & dunkler Wintertag. Hart gefroren. Von Mitte Vormittag bis abends schneite es ununterbrochen, so dass bis abends die Schlittbahn bedeutend verbessert war. Der Schnee war leicht & flockig. Ostwind. Es schneite beständig von Osten. Abend & Nacht dunkel. 2 Mal einheizen.

Vormittags besorgte ich schriftliche Arbeiten.

Um ½ 12 Uhr erschien mein Bruder Ludwig bei uns zum Mittagessen. Es wurde aufgetragen:

Kartoffelsuppe (: vortrefflich:) Schüblinge Nudeln & Aepfelmus.

Als Getränk ½ Liter Rothwein vom «Hirschen» – den ich gratis erhielt. Ludwig fand das Essen gut und blieb bis ½ 2 Uhr.

Nachmittags rauchte ich eine Cigarre (von Ludwig:) und besorgte Büreauarbeiten.

Mittags 1/1 1 Uhr reiste Franz von hier ab, nach Basel; sein Bruder Ludwig führte ihn per Fuhrwerk nach Station Utzwyl. –

Abends bereinigte ich mein Tagebuch & las hernach die Zeitungen. –

Um 8 Uhr abends kam der schon längst erwartete August Scheiwiller von Hier aus Amerika an. Derselbe ist seit 13. März 1913 in Neu Glarus (Wisconsin) Nordamerika auf einer Farm thätig [sic] & verreiste am 1. December 1916 von NeuYork [sic] nach Rotterdam (Holland)[,] wo er am 30. December 1916 ankam. Von dort verzögerte sich seine Abreise, des Krieges wegen bis jetzt. – August Scheiwiller logierte sich bei seinem Schwager Wagner Lengg ein. –

Wir mussten aus Anlass dieser Heimkehr bis 10 Uhr warten, hernach noch die Wasserleitung im Hause abstellen, da die Familie Scheiwiller erst um diese Zeit nach Hause zurückkehrte. Ich begab mich um 10 ¼ Uhr zur Ruhe. –

Zu Wagner Lengg vgl. den Beitrag vom 6. Januar.

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Quellen: Staatsarchiv St.Gallen, Wy 035b (Familie Thürlemann zum Hirschen, Tagebücher von Architekt Johann Baptist Thürlemann, 1852-1939) und W 238/09.03-07 (Bahnhofstrasse Uzwil im Winter, vor 1907, Verlag: Graphische Industrie, Berlin S.W. 48)